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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Geburtstag; Geburtszange; Gebweiler; Gecarcinus; Geckonen

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Geburtstag - Geckonen

dings bei dem Fehlen direkter Ermittelungen mit nur annähernd zutreffenden Berechnungen begnügen. Eine solche besteht in der Division der Zahl der ehelich Geborenen (einschließlich Totgeborenen) durch die halbe Summe der Eheschließungen und Ehelösungen. Danach entfielen auf 1 Ehe 1881-85 in Preußen 5,16, in Bayern 5,21, in Württemberg 5,73, in Belgien 4,75, in Italien 5,51, in Ungarn 4,44, in der Schweiz 4,46, in Schweden 4,86, 1880-84 in Dänemark 4,56 und 1881-84 in Frankreich 3,31 Kinder. Auch hier tritt namentlich der große Unterschied zwischen der deutschen und der franz. Bevölkerung hervor, welch letztere, trotz ihrer keineswegs schwachen Heiratsfrequenz, eben infolge der geringen Fruchtbarkeit der Ehen sich nur äußerst langsam vermehrt. Auf die Fruchtbarkeit ist übrigens auch die Dauer der Ehen (s. Ehestatistik) von Einfluß. - Vgl. neben der im Artikel "Bevölkerung" aufgeführten Litteratur: Movimento dello stato civile. Anno XII, 1883; Confronti internazionale per gli anni 1865-83 (Rom 1884); Stand und Bewegung der Bevölkerung des Deutschen Reichs und fremder Staaten in den J. 1841-86. Neue Folge der Statistik des Deutschen Reichs, Bd. 44 (Berl. 1892); Lexis, Artikel Geschlechtsverhältnis der Geborenen und Gestorbenen, im "Handwörterbuch der Staatswissenschaften", Bd. 3 (Jena 1892).

Geburtstag, Geburtsfest oder Wiegenfest, Bezeichnung für den wiederkehrenden Jahrestag der Geburt und dessen Feier. Bei der Zählung dieses Festes geschieht sehr oft der Irrtum, daß der Tag der Geburt selbst mitgezählt wird, daß man z. B. den 22. März 1887 irrtümlich als den 91. G. des am 22. März 1797 geborenen Kaisers Wilhelm I. bezeichnet, während er doch in der That nur als sein 90. G. bezeichnet werden darf, da der Begriff des Festes (Geburtsfestes) eben auf der Wiederkehr dieses Tags beruht; denn der erste G. (das erste Geburtsfest) ist der erste Jahrestag der Geburt, nicht aber der Tag der Geburt selbst. Der G. wurde schon im Altertum festlich begangen, insbesondere durch Einladung von Verwandten und Freunden, Anlegen Weißer Gewänder, Schmückung der Laren mit Kränzen u. s. w. Öffentlich feierte man den G. berühmter und verdienter Männer, namentlich der Kaiser; Cäsars und Augustus' G. (12. Juli und 23. Sept.) waren sogar im Kalender als ordentliche Festtage angesetzt. - Bei den Katholiken wird statt des G. meist der Namenstag (s. d.) gefeiert.

Geburtszange (unschädliche Kopfzange, Forceps), geburtshilfliches zangenförmiges Instrument, womit bei Wehenschwäche oder andern Geburtshindernissen der Kopf des Kindes innerhalb der Geburtswege umfaßt und ohne Schaden für Mutter und Kind durch sanften Zug nach außen befördert wird. Die G. besteht aus zwei Blättern oder Armen, die sich kreuzen und deren obere Hälften, wenn die Zange angelegt und geschlossen ist, den kindlichen Kopf von zwei Seiten wie ein paar dünne, eiserne Hände umgreifen; die Verbindung (das sog. Schloß) an der Kreuzungsstelle ist so eingerichtet, daß die Blätter leicht auseinander genommen und wieder ineinander gelegt werden können. An jedem Blatt unterscheidet man den obern Teil, den sog. Löffel, der an den Kindeskopf zu liegen kommt, und den untern Teil, den Griff, der zur bessern Handhabung gewöhnlich mit einem dicken Holzbelage versehen ist. Die Löffel müssen, um den Seitenflächen des Kopfes gut anzuliegen, der Konvexität dieser Flächen entsprechend gebogen sein (sog. Kopfkrümmung der G.); eine zweite Krümmung, die sog. Beckenkrümmung, wird durch die Biegung der Löffel nach der Kante gebildet. - Die G. wurde wahrscheinlich von dem engl. Chirurgen Peter Chamberlen und einigen holländ. Geburtshelfern schon gebraucht, aus Eigennutz aber verheimlicht, von Palsyn, Wundarzt und Lehrer der Anatomie zu Gent, 1723 eigentümlich neu konstruiert und allgemein eingeführt.

Gebweiler. 1) Kreis im Bezirk Oberelsaß, hat 583,03 qkm, (1890) 62 046 (29 765 männl., 32 281 weibl.) E. (114 Militärpersonen), darunter 2161 Evangelische und 1322 Israeliten, in 47 Gemeinden und zerfällt in die 4 Kantone Ensisheim, G., Rufach, Sulz. - 2) Hauptstadt des Kreises G. und des Kantons G. (101,88 qkm, 11 Gemeinden, 23 344 E.), 26 km im SW. von Colmar, am Ausgange des reizenden, von der Lauch durchflossenen Blumenthals der Vogesen, in 280 m Höhe, an der Nebenlinie Vollweiler-Lautenbach der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, Sitz der Kreisdirektion, eines Amtsgerichts (Landgericht Colmar), Steueramtes und einer Oberförsterei, hat (1890) 12 367 E., wovon 1142 Evangelische und 319 Israeliten, kath. Dekanat, reform. Pfarrei, Post erster Klasse, Telegraph, Fernsprechverbindung mit Mülhausen; röm. Befestigungsreste auf dem Kastelberg, Obere Pfarrkirche St. Leodegar (1182), Unterkirche im Zopfstil, Dominikanerkirche (1312), jetzt Markthalle, der Chor- jetzt Konzertsaal, Gemeindehaus (16. Jahrh.); Gymnasium (Direktor Dr. Volmer, 11 Lehrer, 8 Klassen, 166 Schüler), höhere Mädchenschule, Taubstummenanstalt, Bürgerspital, evang. Krankenhaus, Waisenhaus. G. ist einer der Hauptorte der elsäss. Industrie. Es bestehen Maschinenbau-, Seidenband-, Flanell-, Tuchfabriken, Baumwollspinnereien und -Webereien, Färberei, mechan. Holz- und Eisendreherei, Seifensiederei, Ziegeleien, Sandsteinbrüche; bedeutender Weinbau (241 ha Weinberge; vorzügliche Weißweine sind "Olber", "Kitterle"). Unweit westlich der höchste Wasgaugipfel, der Große Belchen (1423 m). - G. (Villa Gebunwilare 774) gehörte der gefürsteten Abtei Murbach (s. d.), die den Sitz des Kapitels 1759 nach G. verlegte, die (neue) Unterkirche und die ausgedehnten Gebäude des Ritterkollegiums von Murbach errichten ließ; diese wurden in der Französischen Revolution zerstört. - Vgl. Mostmann, Chronique des Dominicains de Guebviller (Gebweiler 1844); Deckh, Beschreibung der Stadt G., geschrieben in den J. 1780-86 (ebd. 1884-86); Mohmann, Murbach et Guebviller (ebd. 1866).

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Gecarcinus, Landkrabben, s. Krabben.

Geckonen, Haftzeher (Ascalabotae), eine in den wärmern Gegenden der ganzen Erde heimische etwa 200 Arten starke Familie der Dickzüngler (s. d.), die sich vor sämtlichen andern dadurch auszeichnet, daß ihre Zehen auf der Unterseite zahlreiche blattartige, mit vielen Klebdrüsen versehene Querleisten besitzen, mit Hilfe deren die Tiere sich so fest an glatten Unterlagen befestigen können, daß sie selbst von senkrechten Wänden und Zimmerdecken nicht herabfallen. Die G. sind meist kleine, unschöne Tiere mit plattem Kopfe, plumpem Körper und kurzen Beinen; ihr Schwanz ist ungemein zerbrechlich. Sie