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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gefolge - Gefrierverfahren
gegen finden sich in Südwestdeutschland, Frant-
reich und Italien Geflügclmästereien, welche in
wenigen Wochen angekauftes jnnges Geflügel zur
Marktware anmästen. Durch die jetzige Geschmacks
richtung, ganz junges Geflügel zu bevorzugen
(Hamburger bücken, Iunggänse), erweist sich die
Aufzucht desselben im zeitigen Frühjabr in erwärm-
ten Räumen Wohnzimmern) kleiner Leute oft als
recht lohnend. G. allein als Erwerbsquelle be-
trieben lohnt sich nicht.
Die Ein- und Aussuhr Deutschlands an Ge-
flügel, Eiern und Bettfedern betrug 18l^'.
Gegenstände
Einfuhr
Ausfuhr

1000 kF 19 759
"2 734
706
1000 M.
15 511
2719 61479
I6A1N
1000 ks! 1000 M

Lebendes Geflttqcl . . . Geschlachtetes Geflügel . Eier, Eigelb...... Vettfcderli, roh und gereinigt .....' .
207 645 1932
463 245
698
69 l 7
Der Wert der Einfuhr übertraf 1892 den der
Ausfuhr um 87 702 000 M. Seit 1888 ist die
Menge des nach Deutschland eingeführten lebenden
Geflügels um 70, die der eingeführten Eier um
60 Proz. gestiegen.
Über Hühnerzucht, Truthühnerzucht, Entenzucht,
Gänsezucht, Taubenzucht s. die betreffenden Artikel.
Vgl. Ed. Valdamus, Illustriertes Handbnch der
Federviehzucht (Bd. 1: Die Federviehzucht vom
wirtschaftlichen Standpunkt, 2. Aufl., Dresd. 1881;
Bd. 2: Die Federviehzuckt vom liebhaberischen
Standpunkt, ebd. 1878); A. Espanet, Die Züch-
tung der Hühner und Kücken, Truthühner, Gänse
und Enten (deutsch von Säbel, Kaiserslant. 1883);
N. Öttel, Der Hübner- oder Geflügelhof (7. Aufl.,
Weim. 1887). Weitere Litteratur s. unter den ein-
zelnen betreffenden Artikeln. Die bekanntesten hier
in Betracht kommenden Zeitschriften sind: Blät-
ter für G. (hg. von R. und O. Becker, Druden, seit
1867); Die gefiederte Welt Zeitschrift für Vogel-
liebhaber, -Züchter und -Händler, bg. von K. Nusi,
Magdeburg, seit 1872); Schweiz. Blätter für Orni-
thologie (hg. von F. Wirth, Zürich, seit 1877); Ge-
flügclbörfe (hg. von K. Freese, Leipzig); Tierbörse
(hg. von H. Langmann, Berlin); ^mei-ic^n?onlu-x.
.sournai (Chicago) u. a.
Gefolge oder Gefolgschaft (bei den Lango-
barden Gesinde) war bei den Germanen eine frei-
willige, durch Treueid gefestigte Vereinigung erprob-
ter Männer und aufstrebender, wehrfähiger Jüng-
linge um einen berühmten Führer, meist einen Gau-
fürsten, König oder Herzog. Der Eintritt in eine
Gefolgschaft (l'oiniww^) that der Ehre und Freiheit
keinen Eintrag, fodaß selbst Söhne angesehener Fa-
milien solchen Dienst suchten. In der Schlacht
kämpfte das G. wetteifernd unter dem Dienstherrn,
und ohne ihn zurückzukehren gereichte zum unaus-
löfchlichen Vorwurfe. Auch im Frieden hob die
Anzahl der Dienstlente und der Ruf ihrer Tapfer-
keit das Ansehen des Fürsten, der ihnen dafür den
Unterhalt, die Ausrüstung, einen Anteil an der
Beute und sonstige Geschenke gewährte. In Friedens-
zeiten zogen sie wohl auch zu andern Fürsten, die
eben ein Krieg beschäftigte. Irrigerweise hat man
mit diesem G., welches immer nur von beschränkter
Anzahl war (das G. des mächtigen Königs Chnodo-
mar zählte 300 Mann) und oft überschätzt worden
ist, die Tausende von freiwilligen Kriegern ver-
wechselt, welche sich Fürsten, wie z.B. Ariovist, zu
kriegerischen Unternehmungen anschlössen. Weder
die Eroberuna der röm. Provinzen noch die Um-
bildnng der altdeutschen Verfassung ist auf dasselbe
zurückzuführen. Im Frankenreiche hatte nur der
König das Recht, Gefolgsleute zu halten, die hier
^uUu8tion^8 (s. d.) hießen. Noch in der merowing.
Periode trat an ihre Stelle die Vasallität (f. Lehns-
wesen), die ursprünglich niedere Diener umfaßte,
sich aber nach dem Vorbilde des G. veredelte. Das
G. wurde von den im Voltsboden wurzelnden
epischen Gedichten, vom Beowulf bis zu den Nibe-
lungen, noch verherrlicht, als es aus dem wirklichen
Leben längst verfchwunden war.
Gefraat, gesucht, auf Kurszetteln, s. Geld.
Gefräß, in der Jägersprache die Nahrung des
Schwarzwildes (s. Fraß).
Gefreite. Zu G. werden im deutschen Heere
diejenigen Soldaten ernannt, die sich durch tadel-
lose Führung und gute dienstliche Leistungen her
vorthun. Sie sind durch Wappenknöpfe (die sog.
kleinen heraldischen Knöpfe) an beiden Seiten des
Rockkragens ausgezeichnet und werden vorzugs-
weise zu Dienstverrichtungen gewählt, die einen ge-
wandten, zuverlässigen Soldaten erfordern (Pa-
trouillenführer, Korporalschaftsführer, Wachhaben-
der kleiner Wachen). Sie find nicht an und für sich
Vorgesetzte der Gemeinen (zu deren Klasse sie selbst
gehören), sondern treten nur in Ausübung gewisser
Funktionen zeitweise zu den ihnen ausdrücklich unter-
stellten Gemeinen in ein Vorgesetztenverhältnis.
Gefrierapparat, soviel wie Eismaschine (s. d.).
Gefrierdurchschnltte, in der topogr. Anatomie
Bezeichnung der an gefrorenen Kadavern gewonne-
nen Durchschnitte.
Gefrieren nennt man den Übergang des Tropf-
barflüssigen in den festen Aggregatzustand (s.d.) bei
einem niedrigen Temperaturgrade. Man bezeichnet
diese sür verschiedene Substanzen sehr verschiedene
Temperatur mit dem Namen des Gefrierpunkt es
(vgl. Thermometer). So ist der Gefrierpunkt des
Wassers 0"C, während der Gefrierpunkt des Queck-
silbers auf -39" (^. fällt. Alkohol friert, wie von
Wroblewsti (1883) gefunden, bei -130,5° 0. zu
einer weißen Masse, Schwefelkohlenstoff erstarrt bei
116° (^. Der Übergang aus dem tropfbaren in den
festen Aggrcgatzustand heißt allgemein Erstarren;
dieTemperatur, bei der dies geschieht, heißt Erstar-
rungstemporatur oder Erstarrungspunkt.
(S. schmelzen.) G. ist also nur ein Specialfall vom
Erstarren. Letztern Ausdruck gebraucht man für
das Festwerden bei jeder beliebigen Temperatur,
während G. nur für das Festwerden bei Kälte-
graden angewendet wird. (S. Eis.) ^(s. d.).
Gefriermaschinen, soviel wie Eismaschinen
Gefrierpunkt, s. Gefrieren und Thermometer.
Gefrierfalz, Bezeichnung des Ammonium-
nitrats (s. d.) infolge seiner Verwendung bei der
Herstellung von Kältemischungen.
Gefrierverfahren, die mit Hilfe künstlich er-
zeugten Frostes ausgeführte, 1883 vom Bergbau-
ingenieur Poetsch in Aschersleben erfundene Grün-
dung (s. Grundbau). Das G. besteht darin, daß
eine zu durchbrechende, unter hohem Wasserdruck
stehende Schicht, z. V. Schwimmsand, durch ein
System von vorher eingesteckten Röhren, in denen
tiefgekühlte Chlorcalciumlauge cirtuliert, zum Ge-
frieren gebracht wird. Der Schwimmfand verwan-
delt sich hierbei in eine feste, widerstandsfähige
Masse, die wie Fels gebrochen werden kann, wo-