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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Geneva; Geneve; Genever; Genevieve; Genevois; Genevoise; Genevre; Genezareth; Genf

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Geneva – Genf (Kanton)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Genettenfelle'

nur von einer Tierart oder mehrern herkommen. Fälschlich werden als Genetten oder Genotten auch die schwarzen Katzenfelle bezeichnet.

Geneva (spr. dschĕnihwĕ), Stadt im County Ontario im nordamerik. Staate Neuyork, südöstlich von Rochester, am Nordende des Senecasees schon gelegen, ist Eisenbahnknotenpunkt, Sitz des episkopalen Hobart-College, hat (1890) 7557 E., Fabrikation von Kesseln, Ofen und Seife, bedeutende Gärtnereien und Baumschulen.

Genève (spr. sch‘nähw), der franz. Name für Genf .

Genever (Genièvre), ein besonders in Holland und Belgien dargestellter Wacholderbranntwein; er wird durch Gärung einer namentlich aus Gerstenmalz, Roggen-und Weizenschrot, auch Maisschrot bereiteten Maische hergestellt, die sodann über Wacholderholz und Wacholderbeeren abdestilliert wird. Während der belgische und holländische G. ein mehr oder weniger fuselhaltiger Kornbranntwein mit nur geringem Wacholdergeschmack ist, besitzt der in Deutschland (Westfalen) hergestellte, namentlich der Steinhäger, ein Wacholderbranntwein, bei welchem die zerquetschten Wacholderbeeren der Gärung mit unterworfen werden, einen stark hervortretenden Wacholdergeschmack. Die billigern Sorten von G. werden jetzt vielfach «auf kaltem Wege» durch Vermischen und Lösen von Wacholderbeeröl, Alkohol und Zucker, zum Teil unter Zusatz von Farbstoffen hergestellt. In Schweden wird der gewöhnliche G. durch Abziehen von Kornbranntwein über eine dort oft vorkommende Art von Waldameisen bereitet.

Geneviève (frz., spr. schĕn'wīähw), Genoveva.

Genevois (spr. schĕn‘woä) oder Genévois (spr. schĕn‘wöä), Le, Landschaft im jetzigen franz. Depart. Haute-Savoie, südlich von Genf, umfaßt das Gebiet des Rhônezuflusses Fier und des Sees von Annecy. G. ist in seinem untern Teile ein fruchtbares Berg- und Hügelland mit Kornfeldern, Weinbergen und Kastanienwaldungen, im obern Teile, dessen Kalkketten mit dem Mont-Charvin 2407 m erreichen, ein weidereiches Voralpenland. Wohnplätze sind, außer der Hauptstadt Annecy (s. d.), Rumilly am Chéran, Faverges an der Eau morte und Thorens, der Geburtsort des heil. Franz von Sales, an der Fillière. Im Mittelalter stand das G. unter eigenen Grafen, kam 1401 durch Kauf an Savoyen und 1860 an Frankreich.

Genévoise (spr. sch’newŏahs‘), Beiname des 1794 und 1796 im schweiz. Kanton Genf ausgeprägten Neuthalers (écu neuf) oder Dickthalers (gros-écu), dessen Wert etwa 4,82 M. betrug.

Genèvre, Bergpaß, s. Mont-Genèvre.

Genezăreth hieß zur Zeit Jesu das Galiläische Meer oder der See von Tiberias, arab. Bahr Tabarije, im Alten Testament der See Kinnereth. Er ist das zweite, vom Wasser des Jordan angefüllte Becken, von N. nach S. fast 21 km lang, von W. nach O. bis zu 11 km breit. Sein Spiegel liegt 208 m unter dem Mittelmeer, seine Tiefe beträgt bis zu 48 m, sein Wasser ist süß, klar und sehr fischreich. Stürme und plötzlicher hoher Seegang entstehen häufig. Die Uferlinien sind anmutig. Im O. umsäumt den See ein schmaler Streifen ebenen Landes, das sich im N. zu der schönen Ebene el-Ebteha (el-Batiha, 7 km von W. nach O., 2–5 km von S. nach N.) erweitert, die von Beduinen bebaut und dreimal im Jahr abgeerntet wird. Hinter dieser Ebene im O. steigen die Dscholanberge steil auf. Im ↔ W. treten die Berge größtenteils unmittelbar bis an das Ufer heran. Nur an einer Stelle machen sie für eine kleine Ebene Platz, die ebenfalls G. hieß, heute el-Ruwer, das kleine Ghor, d. i. Senkung, genannt wird. Sie ist 1,5 km breit und 5 km lang und war zur Zeit Jesu infolge ihrer warmen Lage und ihres sorgfältigen Anbaues ein vielgepriesenes Paradies (Matth. 14,34; Mark. 6,53; Josephus, Bellum judaicum, III,10,8). Heute hingegen ist sie verwahrlost, wie überhaupt die zur Zeit Jesu so verkehrsreichen Ufer, an denen mehrere Apostel als Fischer lebten, jetzt verödet sind. Am Ostufer giebt es nur zwei bewohnte Dörfer, am Westufer ist neben der Stadt Tabarije (Tiberias) nur das Dorf el-Medschdel zu nennen. Erst seit den letzten Jahren regt sich neues Leben. In Tabarije wird gebaut, der See wird wieder mit Booten befahren und am Chan Minje hat sich eine kleine Kolonie des kath. Palästinavereins Deutschlands niedergelassen.

Genf. 1) In der histor. Rangordnung der letzte, dem Flächeninhalt nach der 21. und der Bevölkerung nach der 10. Kanton der Schweiz, bildet die Südwestspitze derselben, breitet sich um das untere Ende des Genfer Sees (s. d.) zwischen dem Kanton Waadt und den franz. Depart. Ain und Haute-Savoie aus und bedeckt 277 qkm.

Der Kanton wird von niedrigen Hügeln durchzogen, unter denen der von Cologny, besetzt mit Landhäusern und Ortschaften, nahe bei der Stadt G. beginnt und sich am östl. Seeufer bis über Collonge hinaus erstreckt, während eine andere Hügelkette sich dem rechten Rhôneufer und dem Jura entlang zieht. Hauptfluß ist die Rhône, die bei der Hauptstadt G. aus dem Genfer See abfließt; links nimmt sie die Arve, rechts kleinere Flüsse auf, während die Versoix und einige kleinere nördlich von G. in den See fließen.

Bevölkerung. Der Kanton hatte 1880: 101595, 1888: 106738 (49812 männl., 56926 weibl.) E., d. i. 382 E. auf 1 qkm und eine Zunahme (1880–88) um 5 Proz., darunter 51532 Evangelische, 52692 Katholiken, 723 Israeliten und 1791 andere oder ohne Konfession: ferner 9355 bewohnte Häuser mit 28077 Haushaltungen. Im Kanton sind geboren 50306, in der übrigen Eidgenossenschaft 22170, im Auslande 34262; Bürger ihrer Zählgemeinde sind 23319, einer andern Gemeinde des Kantons 16931, eines andern Kantons 25753, Ausländer 40705. Der Muttersprache nach sind 89501 Franzosen, 12795 Deutsche, 2788 Italiener, 107 Romanen und 1547 andere. Die Zahl der Geburten (einschließlich Totgeburten) betrug (1889) 2245, der Eheschließungen 892, der Sterbefälle 2051.

Der Kanton hat 48 polit. Gemeinden und zerfällt in die 3 Bezirke:

Bezirke EinwohnerEvangelischeKatholikenIsraelitenAndere
Stadt Genf . . . . . . . . . . .526382893622151558993
Genf, rechtes Ufer . . . . .118995716601467102
Genf, linkes Ufer . . . . . .42201168802452798696

Landwirtschaft, Bergbau. Von der Fläche sind 230,1 qkm, d.i. 83,07 Proz., produktives Land: 21,4 qkm Waldungen, 19,3 Weinberge und 189,4 qkm Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande (46,9 qkm) kommen 30 qkm auf Seen, 5,8 auf Flüsse und Bäche, 4,3 auf Städte und Dörfer, 3,2 auf Schienen- und Straßenwege und 3,6 qkm auf Felsen und Schutthalden. Das

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 779.