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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Geometrischer Ort - Georg (der Heilige)
Geometrischer Ort heißt in der Geometrie die
Linie, fläche, auf der ein nicht hinreichend bestimmter
Punkt sich befindet. Wenn z. B. ein Punkt von einem
gegebenen Pnnkte eine gegebene Entfernung bat, so
ist sein l^. O. eine Kreislinie oder eine Kugelfläche, ans
der der Pnnkt liegt. Wenn ein Punkt von zwei ge-
gebenen Punkten Entfernungen bat, deren Summe
gegeben ist, so ist sein G. O. eine Ellipse, u. s. w.
Geometrisches Mittel, s. Mittel.
Geomoren, s. Eupatriden.
Veoni^s, s. Taschenratte.
VsonsinertV", s. Landschnurwurm.
Geönnn, '))lebrzabl von (^iäon (s. d.).
Geonömie (grch.), Erdbaukunde, Lebre von den
Erdarten; auch soviel wie mathcm. Geographie. -
Vgl. Epstein, Geonomie (Wien 1888).
Geophagen lgrch.), Erdesser; Gcophägie,
da<> Erdessen.
<5eopki1iäa.V, eine Familie der Tausendfüßer
ls. d.) aus der ^rduuug der Ehilopoden, die to^mo-
politisch verbreitet ist, in Europa aber in 9 Gattun-
gen und über 20 Arten vorkommt. Die Tiere sind
im Verbältni^ zur Länge nieist sebr dünn, mit 32
- l72 Körperringeil und Beinpaaren, stets obne
Augen. Sie leben ziemlich versteckt im Dunkeln,
teilweise in der Erde verkrochen. Eine Art ll^l"-
pnil,i8 cl0(,tlicu8 ^.) leuchtet.
Geophysik lgrch.) oder Erdphysik, der Teil
der plwsiscben Erdkunde, der sich mit der Tbätigkeit
der pbysik. Kräfte bei Gestaltuug, Erbaltung und
Ulnbildung der Erde beschäftigt. Sie bildet ein
Mittelglied zwischen Geologie und Geograpbie. Ibr
Begründer ist William Hoptine", 1835 ("4'i^n8-
Bd. 6, S. 9). Die Entwicklung dieser Disciplin ist
seit 188u in Wagners "Geogr. Jahrbuche übersicht-
lich dargestellt. - Vgl. Günther, Lebrbuck der G.
und Physik. Geograpbie (2 Bde., Stuttg. 1884-85).
<5eop1a.nlä2.e, s. Landptanarien.
Geoplastlkcr lgrch.), die Verfertiger von Relief-
darsiellungeu der Erde oder einzelner Teile derselben.
Qooponioi <^i'ii>t<>i-(^ i-^i rn8ticci^>, Gesamt-
bezeichnung der Schriftsteller des Altertums, die
über die Landwirtschaft ((^oponi^,) geschrieben
haben. Dao diesen Gegenstand behandelnde Wert
des Kartbagers Mago in 2x Büchern, wovon Eassiuo
Dionvsiu^ aus Utiea eine griech. Bearbeitung in
2<> Büchern, Diophanes einen Auszug in <i Büchern
herausgab und das der röm. Senat nach der Er-
oberung Karthagos ins Lateinische übersetzen ließ,
ist samt den Bearbeitungen verloren gegangen. Unter
den Griechen hat schon.^enopbon in seinem "<><'< <"us)-
iuirn8v auch die Landwirtschaft kurz behandelt: auch
Poet. Bearbeitungen ane" aleraudrinischerZeit werden
erwäbnt, darunter die "ln^or^irirv des Menekrates
au'> Epbesil'> und die des Nikander aus Kolopbon
ibeide verloren". Auher den ^raginenteu landwirt-
schaftlicher Schriften und gelegentlichen Erörte-
rungen in erhaltenen Schriften von Prosaikern, wie
Aristoteles und Tbeophrast, oder Dichtern, wie
Aratns is. d.), giebt es aus der Glitte de'> 10. Iabrb.
eine auf Geheiß des Kaisers Konstantine Por-
pbvrogenneto^ u. d. T. "^""poniccl" veranstaltete
Ereerptensammlung laii'> einer großen Zahl von
Schriftstellern), deren Redacteur Eassianus Bassuo
aus Bithyuien eine schon im 4. Jahrh, von Vin-
danius Anatolius aus Berytus veranstaltete Samm-
lung vorfand. Ausgabe mit lat. Übersetzung von
Niclaö (4 Bde., Lpz/i781). - Vgl. Gemoll, Ünter-
Brockhaus' Konvcrsations-Lrxikm!. 14. Aufl.. VII.
suchungeil über die Quellen, den Verfasser und die
Abfassung5.;eit der s^opouicg. fBerl. 1883).
Wäbrend bei den Griechen dieser Litteraturzweig
im gangen zurücktrat, wurde er von den Römern bei
ibrer praktischen Richtung besonders gepflegt. Schon
vor Übersetzung von Magos Werk hatte Eato über
den Ackerbau i"I>6 HFii culwr^") geschrieben, und
noch in republikanischer Zeit sind mehrere Schriften
über Landwirtschaft verfaßt worden, so von Ma-
milius Sura, von Saserna (Vater und Sohn), von
^remellius Scrofa; 37 v. Ehr. schrieb Varro die
Bücher "l>0 !(! i-u8ü^" und um dieselbe Zeit 37-3i)
v. Ebr. dichtete Virgil seine "l^or^icH". Das Haupt-
werk aus der ersten Hälfte des 1. Jahrh. n. Chr. ist
das von Eolumella, wahreud von dem encyklopäd.
Werke de^ Eelsus die Bücher über die Landwirt-
scbaft nicht erbalten sind. Ebenso sind die hierher-
gebörigen Werte von Hyginus u. a. verloren. Von
dem großen Werke des Gargilius Martialis, aus
dem 3. Iabrb., siud beträchtliche Teile, aus dem
4. Iabrb. ist das Werk des Palladius erhalten. Aus-
gaben der lat. "8(?ii^t0i'68 i'6i i'u^tic^ev von Gesner
<Lpz. 1735; neue Ausg. von Ernesti, ebd. 1773 fg.)
und von Schneider l4 Bde., ebd. 1791-97). - Vgl.
^tagerftedt, Bilder aus der rö'm. Landwirtschaft
<<; Hefte, Sonder'>h. 1858-63).
Geopouie igrch.), Erdbearbeitung, Feldbau.
Georama (grch.), s. Globus.
Georg, der Heilige, in der röm. Kirche gewöhn-
lich Ritter Sankt G., in der griechischen G. der
Sieg bring ende genannt, stammte nach der Le-
gende au5 einer vornehmen Familie in Kappadocien,
trat ins röm. Heer und stieg unter Diocletian rasch
empor. Als der Kaiser die Christenverfolgung bc-
gann, verwies ihm G. seine Grausamkeit und erlitt
oesbalb 23. April 303 den Märtyrertod. Er wird
gewöbnlich alv schöner Jüngling, in ritterlicher
Rüstung auf weißem Roß, mit der Lanze einen
Drachen durchbohrend dargestellt, womit ursprüug-
lich wobl der Teufel gemeint war. In der "I_^.
Fen<Iü liuroÄ" de>o Iatobus de Voragine (s. d.) wird
zuerst berichtet, G. babe einen Lindwurm getötet, der
die Königstochter Aja (Cleodolindc) zu verschlingen
drohte. Im Morgenlandc genoß G. früh allgemeine
Verebrung und biesi hier häufig der "Erzmärtyrer".
Wabrfcheiulicb bat sich bier der Kult des heiligen
G. unter Einfluß des pers. Ätithrakultus entwickelt;
auch Mitbra war ein lichtbringender Drachentöter.
Im Abendlande war G. bereits im 6. Jahrh, bekannt.
Die bildende Kunst sowohl wie die Dichtung hat
sich gern mit G. beschäftigt. In Deutschland findet
sich schon im 10. Jahrb. ein Lied von seinem Mär-
tyrertode <bg. in Müllenhofss und Scherers "Denk-
mälern deutfcher Poesie und Prosa", 3. Aufl., Berl.
1892) und im 13. Jahrh, widmet Reinbot von Durn
(s. d.) dem beiligen G. ein langes episches Gedicht.
Im 13. Jahrh, nannte die frank. Ritterschaft
einen Bund zur gegenseitigen Ilnterstütznng und
znm Kampf gegen die Ungläubigen Georg en-
ge fellschaft, mit dem beiligen G. als Patron; in
Schwaben bildete sich 1392 die ähnliche Adelsvcr-
einigung deo G e orge n schilde s. Beide vereinigten
sich, doch entstand bald ein Streit um das Tragen
deö Georgenbanners, bis man dahin übereinkam, eo
solle täglick wechseln. Durch Hinzutritt der Städte
erweiterte sich 1488 die Vereinigung zum Großen
Schwäbis chen Bunde ls. Schwaben, Herzogtum).
Friedrich III. stiftete 1468 einen geistlichen Rit-
terorden deö heiligen G., der zur Ehre Gottes,
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