Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

872
Geroldseck (Bergfestung) - Gérondif
Geroldseck, Bergfestung von Kufstein (s. d.). -
Groß- und Klein-Geroldseck, Burgruinen im
Unterelsaß bei Zabern ls. d.)>
Gerölle, Gesteinsfragmente, die durch die me-
chan. Thätigkeit des Wassers abgerundete Gestalt
erhalten haben; man unterscheidet Flußgerölle und
Meeresgerölle. Werden die Anhäufungen solcher
G. durch ein thoniges, kalkiges oder kiefeliges Binde-
mittel miteinander fest verbunden, so entsteht ein
K ongl o nl e r a t.
Gerolstein, Flecleil im Kreis Dann des prenß.
Reg.-Bez. Trier, 22 km westlich von Dann, in 361 in
Höhe, in herrlichem Thale an der Kyll, einer der
Glanzpunkte der Eifel, an der Linie Euskirchen-
Trier und der Nebenlinie G.-St. Vith (59,i km) der
Preuft. Staatsbahncn, hat (1800) 946 (5'., Post,
Telegraph, mehrere lithionhaltige ^Mineralquellen,
von denen der Florabrunnen, Sprudel, die Hansa
und Charlottenquellen die bekanntesten sind, und eine
Fabrik zur Herstellung flüssiger Kohlensäure. Dabei
Eisenerzgruben sowie die Trümmer einer 1115 von
Gerhard von Blankenheim erbauten, später den
Grafen von Manderfcheid gehörigen Burg Ger-
hard st ein. In der Nähe ein schöner Krater, die
Papenkaul (556 m); 5 km südlich der Schlackenberg
Detzenlei (581 m) mit schöner Aussicht. Die Um-
gegend von G. ist in geognost. Beziehung sehr merk-
würdig; neben den vulkanischen Gebildeil zeigt sich
der neptunische Kalk mit unzähligen Versteinerungen.
Gerolzhofen. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-
Vez. Unterfrankcn, bat 477,50 c^km, (1890) 31121
(14959 männl., 16162 weibl.)E., 77 Gemeinden
mit 155 Ortschaften, darunter 3 Städte. - 2) Be-
zirksstadt im Bezirksamt G., 32 km im NO. von
Würzburg, an der znm Main gehenden Volkach,
am Westfuße des Steigerwaldes und an der Bahn-
linie G.-Kitzingen (30,i km), Sitz des Bezirksamtes
und eines Amtsgerichts (Landgericht Schweinfurt),
bat (1890) 2168 E., darunter 57 Evangelische und
135 Israeliten, Postexpedition, Telegraph, Vor-
schußverein, Getreide- und Weinbau. 10 km im SO.
die Burgruine 2 tollberg, 15 km im O. der höchste
Punkt des Steigerwaldes, die Ruine Zabelstein.
Geröme (spr. scherohm), Jean Leon, franz. Ma-
ler, geb. 11. Mai 1824 zu Vesoul, lam 1841 nach
Paris und trat hier als Schüler bei Paul Delaroche
ein, der ihn 1844 mit nach Italien nahm. Großen
Einfluß, wenn nicht den gleicben wie Delaroche,
übte auf ihn auch Gleyre. Fünf Iabre später ging
G. zum zweitenmal nach Italien und verweilte be-
sonders in Mailand und Venedig, 1853 besuchte er
Deutschland und begab sich von Wien nach Kon-
stantinopel. Sodann bereiste er 1855 Ägypten,
wohin er auch 1862 zurückkehrte. Er pflegte an-
fänglich das antike Genre, worin er sich als anmutig,
doch nicht ohne Geziertheit zeigte und mit Vorliebe
schlüpfrige Situationen wählte, die er durch moderne
Aufsagung den Beschauern näher zu bringen fuchte.
Man nannte seine Richtung, der bald viele folgten,
die neu-pompejanische. Später vertauschte er sie mit
Motiven aus dem Orient. Bekannt sind seine Bil-
der: Der Hahnenkampf (1847; im Luxembourg-
Mufeum zu Paris), Das Lupanar (1850), Begrü-
ßung des Vitellius durch die Gladiatoren im Cirkus
<1859), Die Gemahlin des Kandaules durch Gyges
delauscbt, Diogenes in der Tonne, Phrync vor Ge-
riet, Alcibiades bei Aspasia, .Meopatra und Cäsar
il,^'.6), Cäsars Tod (1867). <^eine Geschicklichkeit
in der Behandlung vonSittensckilderungen neuerer
Zeit bezeugen: Rembrandt beim Radieren eine:
Kupferplatte, Das Maslenduell (1857), Moliere zu
Tisch mit Ludwig XIV. (1863). Unter den Genrebil-
dern, die seinen Reiseeindrücken ihre Entstehung ver-
danken, zeichnen sich vorteilhaft aus: Die rnss. Musi-
kanten, Die betenden Arnauten (1857), Der ägypt.
Häckerlingschneider und Kornausdrescher, Der ge-
fangene arab. Räuberhauptmann (1863), Die Was-
serspazierfahrt der Weiber des Harems, Die tan-
zende Alme'e, Die Inden vor der Klagemauer in
Jerusalem, Der Säbeltanz, Der Sklavenmarkt, Der
Sklavenhändler, Nacht in der Wüste (1884), Die
Tränke, Löwen auf der Lauer (1891), Türkisches
Frauenbad (1892). In der Kirche St.Severin in Paris
malte er die Pest in Marseille und den Tod des
heil. Hicronymus (1854). Auch als Bildhauer hat
sich G. mit Glück versucht; so erhielt er für seine.
Gruppe: Anakreon, Bacchus und Amor (im Salon
von 1881) eine Medaille erster Klasse.
Gerona (spr. che-). 1) Provinz im Königreich
Spanien, der nordöstlichste Teil Cataloniens, grenzt
im N. an Frankreich, im O. an das Meer (Küsten-
länge 150 km), im S. an Barcelona, im W. an
Lerida, hat 5865 c^kin und (1887) 306 583 (l 54 380
männl., 152 203 weibl.) E., 52 ans 1 hkm, darunter
1762 Ausländer (204 288 konnten nicht lesen), und
6 Gerichtsbezirke. G. ist vorwiegend gebirgig, von
Allsläufern der Pyrenäen durchzogen. Hauptfluft
ist der Ter. Die Provinz ist teilweise sehr fruchtbar,
erzeugt Wein, Al, Obst, Getreide und ist vor allem
reich an Kork, besonders in den Eichenwäldern der
Sierra de las Gavarras, die auch Schieferbrüche
enihält. Der Bergbau ist noch unbedeutend, wich-
tiger sind Industrie und Handel. Parallel der Küste
und im obern Terthal ziehen Eisenbahnlinien. -
2) Hauptstadt der Provinz G., Festung und Bischofs-
sitz, 30 km vom Meere, unweit rechts des Ter, zu
beiden Seiten des Onar in 60 in Höhe, an der Linie
Barcelona-Figueras-Portbou (Franz. Grenze), hat
(1887) 15497 E. G. zerfällt in die Neustadt (El
Mercadal) am ebenen linken Ufer des Onar und die
obere oder Altstadt, rechts des Flusses am steilen
AbHange des Kapuzinerbergs mit altertümlichen
Häusern, einer stattlichen Kathedrale (15. Jahrh.),
zu welcher 86 Marmorstufen von 20 in Breite hin-
aufführen, und drei andern vieltürmigen Kirchen
und Klöstern; sie wird beherrscht von Türmen und
Bastionen der Citadelle Monjuich (>1on8 ^ovi8). G.
hat zwölf ehemalige Klöster, ein Instituto, ein Se-
minar, Zeichenschule, öffentliche Bibliothek, Theater;
große Papierfabriken, Spinnerei, Weberei sowie
Korkschneiderei. In der Nähe warme Mineralquel-
len. - G., im Altertum Gerunda, zu allen Zeiten
ein militärisch wichtiger Punkt, wird in den Kämpfen
gegeil die Mauren häufig erwähnt. Unter den Kö-
nigen von Aragonien, welche G. öfters zur Residenz
wählten, mit der herrlichen Kathedrale und 12
Klöstern schmückten, war es eine stark bevölkerte,
reiche und mächtige Stadt. Die Franzosen belager-
ten sie 1684 vergebens, eroberten sie dann 1694,
gaben sie indes im Ryswijker Frieden wieder heraus.
Am 28. Jan. 1710 ward sie unter Philipp V. von
neuem eingenommen. 1809 hielt die l^tadt eine Be-
lagerung (8. Inni bis 10. Dez.) und das Feuer von
-W Batterien aus. Erst nach tapferer Verteidigung
ergab sie sich den Franzofen. Auch in neuester Zeit
drebten sich die span. Bürgerkriege um G.
Qeron6il(frz., spr. scherongdif), in der franz.
Grammatik das Participium Präsentiv mit Lii.