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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gerokomie; Gerold; Geroldseck

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Gerokomie - Geroldseck (Reichsgrafschaft)

3. Aufl. 1891; "Hirtenstimmen", 1879; 3. Aufl. 1894; "Brosamen", 2. Aufl. 1892; "Trost und Weihe", 1890; "Vor Feierabend. Letzte Predigten", 1890). Ferner veröffentlichte er "Das Gebet des Herrn in Morgen- und Abendgebeten" (Stuttg. 1854; 7. Aufl. 1892), "Von Jerusalem nach Rom. Die Apostelgeschichte in Bibelstunden ausgelegt" (2 Bde., ebd. 1868), "Die Psalmen in Bibelstunden" (3 Bde., 2. Aufl., ebd. 1894 fg.) und die homiletische Bearbeitung der Apostelgeschichte von G. und Lechler in Langes Bibelwerk (Bielefeld; 4. Aufl. 1881). Auch gab er P. Gerhardts "Geistliche Lieder" (4. Aufl., Lpz. 1890), Luthers "Geistliche Lieder" ("Die Wittenberger Nachtigall", Stuttg. 1883) und eine Auswahl aus Matthias Claudius (Gotha 1882) heraus. Seine mit Gemüt und Humor erzählten "Jugenderinnerungen", zuerst im "Daheim" erschienen, erlebten in 6 Monaten 3 Auflagen (Bielef. u. Lpz. 1876; 5. Aufl. 1892). - Vgl. Fr. Braun, Erinnerungen an Karl G. (Lpz. 1891); Gust. Gerok, Karl G., Ein Lebensbild aus seinen Briefen und Aufzeichnungen zusammengestellt (Stuttg. 1892).

Gerokomie, Gerokōmik (grch.), die diätetische und psychische Pflege des Alters, Greisenpflege; Gerokomion (Gerontokomion), Pflegeanstalt für Greise.

Gerold, österr. Buchhändler- und Buchdruckerfamilie. Joseph G., geb. 1747, erwarb 1775 die Universitätsbuchdruckerei und Verlagsbuchhandlung von Leopold Kaliwoda in Wien (gegründet Anfang des 18. Jahrh.), wurde 1776 zugleich Hofbuchdrucker und 1780 auch Universitäts-(Sortiments-)Buchhändler. Er starb 1800. Nachfolger wurde in Gemeinschaft mit der Mutter sein Sohn Johann G., geb. 1782, gest. 1806, sowie nach ihm sein Bruder Karl G., geb. 21. Juni 1783, der anfangs in einem Manufakturgeschäft in Brünn thätig war, dann den Buchhandel erlernte und das Geschäft zu großem Ansehen brachte. Er erweiterte das Sortiment, druckte für andere Verleger (Cotta, Perthes & Besser u. a.) wie für sich selbst namentlich mathemat. und naturwissenschaftliche Werke, kämpfte gegen den Nachdruck (seine Originalausgabe von Schillers Werken für Österreich in 18 Bänden veranstaltete er in Übereinstimmung mit der Cottaschen Buchhandlung) und später gegen die Censur unter Metternich, war Mitbegründer des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler in Leipzig, 1838-50 Mitglied verschiedener Ausschüsse desselben und gründete 1845 mit Hartleben und andern einen Verein der österr. Buchhändler. 1848 wurde G. von Wien in das Frankfurter Vorparlament gewählt sowie in den verstärkten Ausschuß der niederösterr. Stände. 1849 zog er sich vom Geschäft zurück und starb 25. Sept. 1854.

Teilhaber seit 1843 und spätere Nachfolger waren seine Söhne Friedr. G., geb. 7. April 1813, langjähriger Gemeinderat von Wien, gest. 7. Okt. 1886, und Moritz G., geb. 21. Nov. 1815, später Mitglied des Vorstandes des Wiener und des österr. Buchhändlervereins, 1875 durch Verleihung des Ordens der Eisernen Krone in den Ritterstand erhoben, gest. 6. Okt. 1884. Die Geschäftsfirma lautete seit 1. Jan. 1844 "Carl Gerolds Sohn". Besondere Pflege wurde dem Sortiment gewidmet; es hatte ganze Fachbibliotheken zusammenzustellen, so die gesamte Litteratur der griech.-orient. Kirche, der Fischkunde (Wert über 10 000 Fl.), der Runen, die besten Ausgaben der deutschen, franz. und engl. Klassiker u. a. Doch auch Verlag und Druckerei nahmen einen großen Aufschwung, weshalb 1867 das Sortiment an zwei Mitarbeiter des Hauses, Hugo Pauli (geb. 19. Juni 1819 zu Elm in Kurhessen, gest. 13. Mai 1891) und Theodor Demuth (geb. 5. Juli 1821 in Leipzig), verkauft wurde, die es unter der Firma "Gerold & Comp." fortführen. Seit dem Tode Hugo Paulis ist dessen Sohn Hugo (geb. 11. Febr. 1856 in Wien) Teilhaber der letztern Firma.

Die Firma "Carl Gerolds Sohn" bezieht sich seitdem nur auf die Verlagsbuchhandlung und die Buchdruckerei, und ihre Besitzer sind seit 1885 Friedr. G. jun. (geb. 1842, Teilhaber seit 1884) und Hermann Manz, geb. 1839 in Regensburg. Der Verlag umfaßt außer Mathematik und Naturwissenschaften: Geschichte, Rechtswissenschaft, Militaria, Sprachwissenschaft (namentlich deutsche), Medizin (Feuchtersleben, "Diätetik der Seele", 45. Aufl. u. a.), Ingenieurwesen ("Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens", hg. von V. Röll), Landwirtschaft, Litteraturwissenschaft, Volkswirtschaft, Geographie und Reisen ("Reise der österr. Fregatte Novara um die Erde" mit den wissenschaftlichen Resultaten u. a.), Schöne Litteratur und Kunst, darunter gangbare Schulbücher, wie die mathematischen von Močnik u. a.; ferner die "Zeitschrift für österr. Gymnasien" (1850 fg.), die "Wiener Studien" (1879 fg.), die "Österreichische Revue" (1863-67). 1856-87 war damit der Vertrieb der Schriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien verbunden (Gesamtumsatz etwa 500 000 Fl.). Die Buchdruckerei hat Gaskraftmaschine (12 Pferdestärken), 17 Pressen und 100 beschäftigte Personen. - Vgl. Zur hundertjährigen Gründungsfeier des Hauses G. (Wien 1875).

Geroldseck, mediatisierte Reichsgrafschaft im Amtsbezirk Lahr des bad. Kreises Offenburg, von 125 qkm Flächenraum mit 4600 E., hat ihren Namen von der 10 km im NO. von Lahr auf einem steilen Bergkegel gelegenen, von den Franzosen 1697 zerstörten Burg G., welche, zum Unterschied von andern Schlössern dieses Namens, z. B. am Neckar, in den Vogesen und bei Kufstein, Hohengeroldseck genannt wird, und als deren Besitzer seit dem 12. Jahrh. die Grafen von G. bekannt sind. Diese erweiterten ihre Besitzungen durch die angrenzenden Herrschaften Lahr und Mahlberg, welche jedoch, in der Folge wieder abgetrennt, an die Grafen von Mörs und Saarwerden kamen. Die Grafschaft G. zählte seit der Kreiseinteilung des Reichs anfangs als schwäb. Kreisstand, später aber wurde sie zu Vorderösterreich gerechnet. Ihre Besitzer hatten beim Reichstage ihren Platz auf der schwäb. Grafenbank. Als 1634 der alte Grafenstamm ausstarb, machte der Markgraf von Baden, als Schwiegersohn des letzten Grafen, auf die Erbfolge Anspruch, erhielt jedoch, zumal da er mit der Erbtochter keine Kinder erzeugte, nur die Allodien, während der Kaiser die heimgefallenen Lehne, d. h. die Grafschaft in ihrer spätern Gestalt, an die Grafen von Cronenberg verlieh. Als auch diese 1704 ausstarben, kam G. an seine gegenwärtigen Besitzer, die Freiherren und nachherigen Grafen von der Leyen, welche 1806 souveräne Rheinbundsfürsten wurden. Zufolge der Wiener-Schluß-Akte mußten sie aber 1815 G. an Österreich überlassen, das es 1819 an Baden abtrat.- Vgl. Pragmatische Geschichte des Hauses G. (Frankf. u. Lpz. 1766).