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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Geschütz
Bei den prcuß. Versuchen bildete nian zunächst
den Wahrendorffschen Verschluß weiter aus; der-
selbe kam als Kolben Verschluß bei den zuerst
eingestellten G. in Anwendung und sand mit der
Annabme dem preuß. Svstenls in der österr. Belage-
rul^gm- und Festungmartillerie auch bier Eingang,
ebenso in Belgien und mehrern kleinern deutschen
Staaten. Eine An-
sicht dieses Kolben-
verscklusses bei balb
durchschnittenem Robr
zeigt Fig. 14: i^ Kopf,
d abgeflachter Teil dem
Verschlusikolbens, <i
der denselben feftbal-
tende ^.uercy linder, n
Kette, x Grifs zum
Quercylinder, v Ver-
schlußtbür, m Kurbel,
i Gegenmuttern, ^um
Gamabsckluß wurde ein hanfpappener Bod^n vor
den Verschlußtolben gesetzt. Wegen der Schwie-
rigkeiten, welcke der Kolbenverschluft bei schweren
Robren oft darbot, nabm man, und zwar zu-
nächst nur für Belageruugs- und Festungmgesckütze,
den Doppelteil Verschluß des Berliner Mecba
nikerm Kreiner
an, welchen in
einer späterbin
sür Feldge-
schütze abgeän
derten (bestall
Fig. 1.') zeigt.
Der Verschluß
ist bier in der
Ladestellung,
der Hinterteil
der Vorderteil
ssig. ".
Fig. 14.
ist mit II bezeichnet, davor ist
sichtbar, beide mit ihren schiefen flächen aneinander
liegend. Ein durch beide Keile durchgebendem, mit
der Seele sich vergleichendem Loch inaän dam Laden
moglick. Der Stift / begrenzt diese Stellung. Zum
Verschließen sckiebt man den Verschluß so weit vor,
bim die Scheibe (l an dam Rohr stoßt. Drebt man
dann die Kurbel nach rechts berum, so gebt vermöge
einer Schraube der Hinterteil noch so weit in dam
Keilloch binein, daß
beide Keile an die vor-
dere und bintere Wand
demselben sicb sest an-
legen. Ein tupferner
Ring vermitttlt den
l^asabschlnß. Die
Klinte^" stellt denVer-
ichluß beini bahren
fest. Die Armstrong
lanonen waren ur
sprünglich.yinterladev
nüt Pressionmfübrilng
nnd zwar aum einem
anfänglich schmiedeeisernen, später stäblernen See
lenrobre und einer grösiern Anzabl schlniedeeiser-
n.-r, aufgeschrumpfter Ninge s^oils) bestebend, die
aum fchraubenförmig gewundenen Stäben zusam-
mengeschweißt wurden, das sog. (5 oil - V e r f abre n.
Die innere Einrichtung einem Gesckützrobrm preuß.
Svstemm ist derart, daß vorwärtm dem Verscblussem
Ulnächst ein glatter oder gezogener cylindriscber Teil
sich befindet, von solcher Wm?, daß dam (beschoß mit
Vrosthau^' Konversations ^t'xit'on. 14. Aufl.. VII.
5itt. 13.
Spielraum in denselben eingeführt werden tann,
hinter dem dann die Ladung Platz findet. Dieser
Teil beißt der Ladungsraum (s.d.), an denselben
setzt sich durch einen konischen Übergang vermittelt
der engere gezogene Teil an, in den sich das Geschoß
mit seinem Bleimantel einzwängt. Bei Armstrongm
Hinterladern ist die Anordnung ähnlich, nur daß
vorwärts des Raums für das Pulver bereits ein ver-
engter und mit Zügen versehener Raum für das Gc-
schoß sich befindet. Die auf die Hinterladung unter
Wegfall des Spielraums gegrüudete Führungsart
des Geschosses wird Pressionsfübrung (s. d.) ge-
nannt, man sprickt auch von Forcierung des Ge-
schosses. Der Vorteil dieser Anordnung zeigt sich
in der außerordentlichen Genauigkeit des Schusses.
Dagegen ergiebt dieselbe erheblich vergrößerte An-
forderungen an die Widerstandsfähigkeit des Nohr-
materialm, denen Armstrong durch die Wahl des
Schmiedeeisens und den künstlichen Aufbau des
Robrkörvers gerecht zu werden suckt. In Preußen
wandte man sich für die Feldgeschütze und späterbin
für die großen Kaliber dem Gußftabl zu, der zuerst
durcb Krupp is. d.) in Essen für die Verwendung in
großen Abmessun-
gen geeignet darge-
stellt worden war.
Wbitwortb stellte
seine G. anm einer
Art weichen Stabls,
dem sog. Homogen-
eisen,dar. Trotz vie-
ler Anstrengungen
Wbitwortbm ent-
schied man sich in
England sür die
Armstrongtanonen.
Bei den G. mir
Pression mfübrung
wendet man eine grö-
ßere Anzabl, aber weniger breiter und tiefer Züge
an, alm bei den Spielraumgeschützen. Anfänglich
gestaltete man in Preußen das Zugprofil so, daß
die zwischen den ,'>ügen stehen bleibenden Erhaben-
beiten,die Felder, halb so breit als jene waren, das
.)Ugprofil aber auf der ganzen Länge sich gleich
^ blieb. Die letztere
Anordnung ergiebt
die Parallelzüge
<:5 in Fig. 16).
später ließ man
! oie Felder binten
! schmal anfangen
und nach vorn all-
i mäblich fich ver-
! breitern'. man
svricbt dann von
Keilzügen <!> in
,vig.1<;). Dam''l U g-
vrofil selbst s.
Fig. 17. Die Willdung der Züge blieb auf der
ganzen ^änge dieselbe' erst später wandte man an
andern Qrtcn eine nach vorn wachsende Stärke der
^ Windung an, was Progressivdrall is. d.) qe-
i nannt wird lc in Fig. 16). Armstrong batte hei
, seinen Hinterladern dam sägeförmige Zugprofil.
Die äußere Gestalt der Rohre entsprach, insoweit
nicht der Verschluß Änderungen bedingte, im allge
! meinen den frübern Gepflogenheiten. Den erheblich
vergrößerten Schußweiten entsprechend bedürfte es
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ssiq. 16.
Fia. 17.