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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gesncraceen - Gespinstfasern
Sommer eintritt, können sie zur Dekoration im
Zimmer benntzt werden. Die Vermehrung geschieht
durch Samen oder Knollenteilung.
Gesneraceen sl^neraceaL), Pflanzenfamilie
aus der Ordnuug der Labiatifloren s^'. d.) mit gegeu
700 fast sämtlich tropischen und subtropischen Arten.
Es sind ein- oder mehrjährige Gewächse mit meist
viereckigen, bisweilen holzigen und kletternden
Steugeln und gegenständigen, bisweilen abwech-
selnden, in vielen Fällen quirligen Blättern. Die
meist farbenprächtigen Blumen sind traubig oder
büschelig geordnet und haben eine rohrige, glocken-
förmige oder zweilippige, immer fünflappige Vlu-
menkrone. Statt der normalen fünf Staubgesäsie
finden fich bisweilen nur vier oder gar nur zwei
ausgebildet. Der meist ganz freie Fruchtknoten ist
einfächerig, an der Basis oft von einem fleischigen
Ringe umgeben und geht in einen langen fadenför-
migen Griffel mit kopsförmiger oder zwcilappiger
Narbe aus. Die Frucht ist eine zweiklappige, viel-
samige Kapsel, seltener eine Beere. Wegen der
Schönheit der Blüten hält man zahlreiche Arten,
vorzugsweise (i^nora, (^loxiiiill. und ^o1iim0M!8
ss. d.), in den Gewächshäusern.
<5o8oria.ouin, im Altertum Seehafen der Mo-
riner in (-aliia. L^ica, Vritaunien gegenüber, ist
wahrscheinlich mit dem von Cäsar erwähnten Iti>i8
1>0i'w3 identisch, hieß seit dem 4. Jahrh. n. (5hr.
Vononia sjetzt Boulogne-sur-Mcr) llnd war meist
der Überfahrtsort nach Britannien.
Gespalten wird ein Wappenschild oder eine
Wappenfigur durch einen senkrechten Schnitt. Der
Spaltung oder dem Spalt entspricht der Pfahl ff. d.).
Der Gegenfatz von gespalten ist Geteilt ss. d.).
Gespannarbeit, die Benutzuug tierischer Ar-
beitskräfte zur Ackerbestellung, Fuhren jeder Art,
Arbeit am Göpel u. s. w. Der Bedarf an G. richtet
sich in einer Landwirtschaft nach dem Betriebssystem
ss. d.) und nach den klimatischen Verhältnissen. Die
Frühjahrs- und Herbstzeit nimmt die meiste G. in
Anspruch und nach diesem Bedarf berechnet sich die
gesamte ^pannviehhaltung. Man rechnet, daß ein
Pferd nötig ist bei:
gebundenem Voden lusem Boden
(prcnß. Morgen)
sehr intensivem Betriebe. 22-31 30-40
mittel intensivem Betriebe 36-45 49-54
extensivem Betriebe . . . 54-65 67-76
Im nordöstl. Deutschland und in den gebirgigen
Teilen ist der Bedarf an G. um etwa 20 Proz. höher.
Gefpanschaft sIspanschaft), f. Komitat.
Gespärre, im Bauwesen, s. Gebinde.
Gespenster, s. Geisterseherei.
Gefpensthenschrecken, s. 1 ^^miä^L.
Gespenstkrebse sl^6inc"äii>s)äl,.), s. Flohkrebse.
Gefpenstmotten, soviel wie Federmotten ss. d.).
Gespenstschrecken, soviel wie Gespenstheu-
Gespensttier, s. Koboldmati. schrecken.
Gesperr heißen in der Jägersprache vornehmlich
die von einer Fasanenhenne ausgebrüteten jungen
Fasanen. Auch beim Haselwild sagt man G.
Gesperre sind Getriebe, welche dazu dienen,
Maschinenteile zeitweise zu hindern, die ihnen eigen-
tümlichen Bewegungen zu machen. Man kann lau-
sende G. und ruhende G. unterscheiden. Laufende
G. sind folche, bei denen die Hinderung der Be-
wegung nur nach einer Richtung hin ersolgt, ruhende
G. solche, bei denen die Bewegung für Hin- und
Rückgang unmöglich gemacht ist. Die Anwendung
der G. in der Technik ist eine außerordentlich mannig-
faltige. Die verschiedenen Arten der G. kommen in
Anwendung als Sperrwerke bei den Winden, als
Spann werke bei verschiedenen Dampfinaschinen-
steuerungen, als Fang werke bei den Fangvor-
richtungen an Aufzügen und Förderanlagen, als
Schaltwerke bei den Zählwerken und den Zu-
schiebungen der Wertzeugmaschinen, als Schließ -
werke bei den Schlössern und als He mm werke
in Uhrhemmungen. - Vgl. Reuleaur, Der Kon-
strukteur (4. Aufl., Braun'fchw. 1882-89).
Gesperrte Handwerke nannte man in der
Epoche des Zunftwesens ss. Zünfte) solche, deren
Mitglieder sich zwar im Lande oder an einem ein-
zelnen Orte zunftmä'ßig hielten, aber gegen Aus-
wärtige die Handwerksgewohnheiten nicht beobach-
teten. Sie verboten die Wanderschaft, damit die
Kunst als ein Geheimnis im Lande bleibe. Sie fin-
den sich wesentlich in Nürnberg für jene großen In-
dustriezweige, in denen es sich auszeichnete: wie
Drahtzieherei, Vildermacherei, Handwerk der Ala-
basterer, Kompahmacher, Fingerhuter u. s. w.
Gespilderecht, s. Retrakt.
Gefpinstblattwespen, s. Blattwespcn.
Gespinstfaden, s. Fasergebilde.
Gespinstfasern, das Rohmaterial der Tcrtil-
indnstrie ss. d.), entstammen namentlich dem Pflan-
zen- und Tierreiche. Pflanzenfasern sind, ana-
tomisch betrachtet, sehr verschiedenartige Gebilde.
Einzellige Haare sind: Baumwolle ss. d.>, vege-
tabilische Seide ss. ^LoikpiHä); Bastfafern: Flachs,
Hanf, Jute, Chinagras, Ramie, Abelmoschusfaser,
Gambohanf, Nesselfaser ss. die Emzelartikel), Sunn
ss. Oi-otoi^i-ik); monokotyle Gefäßbündel:
Agavefaser (s. d.), Aloehanf ss. d.), Co'ir ss. Kokos-
palme): monokotyle Sklerenchymfaserbün-
del: Manilahanf ss. d.), Neuseeländischer Flachs
ss. I'Iiormiuni); Gefähbündelgruppen: Til-
landsiafaser ss. Oin v^ütai), Kitulfaser ss. (^ai-Ma),
Piassave ss. ^twlsa)-. Blätter: Esparto ss. d.).
Als tierische Faserstofse kommen die feinern
Haare und die Seide in Betracht. Außer der Wolle
des Schafes mit feinen Abarten sLandschaf, Hcid-
schnuckc, Merinoschaf, engl. Schaf u. s. w.) werden
die Haare der Kaschmirzicge sKaschmirwolle),
der Angoraziege sMoh airwolle), des Lama
sLam aw olle), des Alpaka s A l p a k a w o l l e), des
Vicuna sVicunawolle) und des Kamels sKa-
melwolle) als G. verwendet. Die Seide ist ein
Sekret der Kopfdrüsen verschiedener Schmctlerlings-
raupenund heißt echte Seide, wenn sie vom Maul-
beerspinncr s^omd^x inori) stammt, während die
Fäden anderer verwandter Schmetterlingsarten als
wilde Seide bezeichnet werden. M u s chelscide
ss. d.) heißt ein von gewissen Arten der Steckmuscheln
herrührendes Gespinst. Künstliche Seide, deren
Herstellung versuchsweise unternommen wurde, be-
steht z. V. aus künstlichen Kollodiumfäden.
Mineralische G. spielen eine untergeordnete
Rolle; zu ihnen sind zu rechnen die Metallfäden,
die bei den Vrokatstoffen und Tressen gebraucht
werden ss. LeonischeWaren),sowie die Asbe st w olle
ss. Asbest) und Glasseide ss. Glasspinnerei).
Von großer Bedeutung ist die Unterscheidung der
G. voneinander. Das Hauptmittel hierzu bietet
die mikroskopische Untersuchung. Nachstehende Ab-
bildungen zeigen die wichtigsten G., wie sie sich
unter dem Mikroskop bei 225>facher Vergrößerung
darstellen. Die Baum wo Ufas er sFig.'i) ist als