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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gethsemane - Getreide
Dacier mit ibm weiter benailllt, teils wurde er spä-
ter der Nalneilsählüichkeit halber auf die Goten
(bald nacb ibrem ersten Auftreten 238 n. Chr.) über-
tragen. Voil den Geschichtschreibern bringen erst
Casfiodor und ihm folgend Iordanes in ihren Ge-
schichtswerlell über die Goten auch Nachrichten über
die G. In neuerer Zeit hat I. Grimm besonders in
der "Geschichte der deutschen Sprache" die Identität
der G. mit oen Goten zu beweisen gesucht, seine
Ansicht ist aber jetzt vollständig aufgegeben. -Vgl.
Bessell, I><? i-ol"u8 ^6tici8 (Göit. 1854): Müllcnhofs
in Ersch und Grubers "Encyklopädie" (Bd. 61, Lpz.
!857); Röster, Zur Geschichte der untern Tonau-
länder I. Die G. und ihre Nachbarn (Wien 1864).
Gethsemane (eill aramäisches zusammengesetz-
tes Wort von der Bedeutung "Olkelter"), die aus
der Leidensgeschichte Jesu bekannte Qrtlichkeit (Hof
oder Garten) am Ölberge, ostlich von Jerusalem.
Der heutige Garten G., seit 1818 im Besitz der
Franziskaner, mit acht alten Olbäumen, ist seit dem
10. oder 1l. Jahrb. bekannt, obschon Name und
Ort G. vom 4. Jahrh, an genannt werden. Etwas
twher anl tllberge liegt das G. der Griechen, von
den Nüssen angekauft und mit einer Kirche geschmückt.
Getränk/jedes zur Aufnahme in den Körper
und zur Stoffaneignung (Assimilation) geeignete
Mittel in flüssiger Form, insofern es den Durst zu
löschen und die dem Blut und den Geweben durch
Lungen, Haut und Nieren entzogene Wassernlenge
wieder zu ersetzen vermag. Da fast drei Fünfteile
unsers Körpern aus Wasser bestehen und die festen
Nahrungsmittel allein dem Organismus nicht die
genügende Menge Flüssigkeit zuführen tonnen, und
da zudem alle G., selbst das Wasser, gewisse, zum
Ersatz der festen Körperbestandteile geeignete Nah-
rungsstofje in sich enthalten, so kommt ihnen eine
große diätetische und hygieinische Bedeutung zu.
Mit Rücksicht auf ihren Gehalt an Nährstoffen teilt
man die G. ein in durstlöschende (kühlende, er-
frischende), wie das Trinkwasser, die kohlensauren
Wässer und die säuerlichen G., die uns nur Wasser
als Nahrungsstoff zuführen: in schwach nährende,
wie die Emulsionen von Pflanzensamen, die Ab-
kochuugen von Brot, Getreidesamen und schleimigen
Stoffen, die uns wenig, in nabrhafte, wie Milch,
Fleischbrühe,Schokolade,Warmbier, die uns größere
Mengen Nabrungsstoffe zufübren; in aromatifche,
wie Kaffee, Thee u.dgl., und in alkoholische, wie
Wein, Bier, Branntwein und andere Produkte der
geistigen Gärung, durch die wir wesentlich nur
Genußmittel aufnehmen. (S. Geistige Getränke.)
Von Wichtigkeit ist die Wahl der G. bei allen fieber-
haften Störungen und bei den Krankheiten des Ver-
dauungsapparats,beidenendiekrankbaft veränderte
Scklcunhaut oft nur feinstverteilte flüfsige Nabrungs-
stoffe zu assimilieren vermag. (S. Diät, Ernährung
und Nahrungsmittel.)
Getriinkefteuer ist die Steuer auf die geistigen
Getränke: Bier, Wein, Obstwein und Branntwein.
Sie zählt zu den Aufwand- oder Verbrauchssteuern
(s. d.) und ist nach der Art ibrer Erhebung eine in-
direkte Steuer. Principiell läßt sich gegell diese Art
von indirekten Steuern kaum etwas einwenden, da
es sich in diesen Fällen nicht um notwendige Lebens-
mittel, sondern um entbehrliche, teilweise sogar
schädliche Genuhmittel bandelt, deren Verbrauch
andererseits aber doch wieder so verbreitet ist, daß
die Stellern finanziell sehr ergiebig gemacht wer-
den können. Tecbnisch haben sie allerdings, wie
die meisten indirekten Steuern, den Nachteil, daß
sie verhältnismäßig große Erhebungskosten ver-
ursachen, für die Produzenten oder Debitanten der
Getränke lästige Kontroll- und Aufsicktemaßregeln
mit flcb bringen und daß die Frage der Steuerrück-
vergütung bei der Ausfuhr oder bei der Verwen-
dung für gewerbliche Zwecke große Schwierigkeiten
bereitet. Die Art der Erhebung dieser Steuer ist
sehr mannigfaltig in den verschiedenen Ländern und
auch meistens für Wein, Bi^er und Branntwein wie-
der verschieden geregelt. (^. die Artikel Biersteuer,
Branntweinsteuer, Weinsteuer.) Hierbei tritt in Nuß-
land und Großbritannien die Branntweinsteuer, in
Deutschland und Österreich die Biersteiler, in Frank-
reich die Weinsteuer in den Vordergrund. Die finan-
zielle Bedeutung der G. geht aus folgender Tabelle
hervor. Es betrugen die indirekten und Verbrauchs-
steuern einschließlich Zölle (1882) in Mill. Mark in:
im ganzen davon Getränke also in Pro;.
Deutschland 434 118 27
England 913 50? 55
Frankreich 1024 318 31
Osterreich-Ungarn 565 97 17
Rußland 1120 729 65
Getreide, Cerealien, Körner- oder Mehl-
früchte, diejenigen Nutzpflanzen, die vorzugsweise
ihrer stärtemehlreichen Samen wegen zur mensch-
lichen Nahrung allgebaut werden! Da dieselben
größtenteils der Familie der Gramineen (s. d.) all-
gehören, so werden sie auch Halmfrüchte, uach ihrer
bedeutendsten Verwendung aber Hauptbrotfrückte
genannt. In Europa werden als G. am häufigsten
angebaut aus der Familie der Gramineen: Weizen,
Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Reis, Moh-
renbirse und Hirse; aus der Familie der Polygona-
ceen der Buchweizen. Von untergeordneter Be-
deutung ist die gleichfalls zum G. zählende russ.
Mannagrütze; in andern Weltteilen ist Wasserreis,
Quinoamelde, Eleusine u. a. uutcr dem G. einbe-
griffen. Es werden je nach den klimatischen und
Bodenverhältnissen eine ganze Reibe von Varietäten
der einzelnen Arten angebaut. (Hierzu Tafel: Ge-
treide arten; zur Erklärung und über den Ur-
sprung der einzelnen Getreidearten vgl. die Artikel:
Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse.)
Man untersckeidet vier Rcifestadien. Milch-
reife: der Inhalt des Korns ist milchig, flüfsig, das
Stroh hat uoch eine grünliche Farbe; Gelbreife:
der Inhalt ist hart geworden, das Korn bricht aber
noch über dem Fingernagel, das Stroh wird gelb-
lich; Vollreife: das Korn bricht nicht mehr über
dem Nagel; Totreife: das Korn ist fteinhart ge-
worden, das Stroh ist weiß. Die Notreife tritt
ein, wenn vor der völligen Ausbildung des Korns,
entweder durch sehr große Dürre oder durch zu früh-
zeitiges Mähen, die Zufuhr von Stoffen zum Korne
unterbrochen wird^ Zur Zeit der Gelbreife ist die
Ausbildung des Namens vollendet; eine weitere
Ablagerung von Stössen findet im wesentlichen
nicht mehr statt; ein späteres Schneiden erhöht dem-
nach uicht den Ertrag, sondern bringt Verluste in-
folge Ausfallens der Körner mit sich. Nach dem
Schneiden bleibt das G. entweder zu Garben zu-
sammengebunden oder in Schwaden aui dem Felde
zum Zwecke des völligen Austrocknens einige Zeit
stehen oder liegen, wobei der Landwirt häufig
mit der Ungunst des Wetters zu kämpfen hat
und große Verluste durch Auswachsen (s. d.) er-
leidet. Die künstlichen Trockenmethoden haben sich