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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gherardi del Testa - Ghiberti
war, weichen mußte. Vonifacio schloß nun frieden
mit den Guelfen Toscanas und mit Neapel und
versöhnte die Parteien in Pisa durch eine zu seiner
Zeit seltene Mäßignng. Er gründete 1339 die Uni-
versität Pisa und starb gepriesen von seinen Mit-
bürgern 22. Dez. 1340. Nach dem Tode seines
Neffen, des Düngern Ranieri, welchen die Pisancr
schon als Kind zum Eignore machten, und nach- !
dem die Pest von 1348 die Reihen des Adels start !
gelichtet hatten, erfolgte ein neuer Bürgerkrieg, aus
dem ein Gambacorta als Signore hervorging.
Die Familie zog sich nach 1348 auf ihre Be-
sitzungen in die Marcmmen von Pisa zurück und
begab sich nach Pisas Sturz unter die Schutzherr-
schaft von Florenz; die Sonderrechte, die sie sich
hierbei vorbehielt, sührten noch unter Großherzog
Leopold I. von Toscana zu eiuem langen Rechts-
streit. - Vgl. Fabroni, M^inoriß 8t0iicli8 <Ioi pin '
illn^tii uomini ^isani, Bd. 1 u. 2 iPisa 1790).
Gherardi del Testa, Tonrmaso, Graf, ital.
Lustspieldichter, geb. 1818 zu Terriciuola bei Pisa,
widmete sich dem Studium der Nechte zu Pisa, ward
Advokat in Florenz und beschäftigte sich zugleich mit
dramat. Arbeiten. Die Lustspiele "Una foli" üinl"i-
xion6" (unter Vtitwirkung von Adelaide Nistori auf-
geführt), "VanitÄ 6 capriccio" und "IIn vig^io
psir istruxione" hatten bedeutenden Erfolg. 1848
kämpfte G. gegen Österreich bei Montanara, dann als
Ofsizier bei San Silvestro, wo er gefangen genom-
men wurde. Nack seiner Befreiung kebrte er nach
Florenz zurück. Später wohnte er in einer Villa
bei Pistoja und starb daselbst 13. Okt. i.^8l. Er
schrieb über 40 Lustspiele, die durch musterbasten
Dialog und Wahrheit der Charakterzeichnung her-
vorragen, aber Mannigfaltigkeit der Charaktere ver-
missen lassen, auch ist die Verwicklung wenig gilt an-
gelegt und die Fabel meist etwas verbraucht. Die be-
liebtesten sind'. "II 8i8t6M3. (11 6101^10", "II 8i8t"NN. >
<li I.n^i-e/ilv', "('mi Ali uomini non 8i sclikrxa,", "II
^ilcli^lis>nt' tlelltt mortsllk", "I'romLttsi'L 6 mnn-
tl^n6i'6", "II V60N0 t^Ii ^äelliiäe". Ernster gehalten
sind die spätern: "1^ fa.136 Iktter^te", "1^3. uwdcl e ,
la t'u.mi^Iiw), "s^8^inimi6", "I/oro 6 I'orpollc"", "II
v8vc> dlü8s>n^v, "VitH nn0vw) u. a. Eine Sammlung
erschien als "I'elttlc" comics)" (28 Lfgn., Flor. 1856
u. fg.). Der bedeutendste seiner Romane ist: "I^a
l"<>vei'^ ^ la i-ic^a" (Flor. 1858). Als Lnriker ist er
unbedeutend. Mit mehrern Freunden gab er bis
1859 die Zeitschrift "8clliinnuccni" heraus, für die
er unter dein Pseudonym Aldo fchrieb.
Gherardino von Borgo-San-Donnino,
s. Ewiges Evangelium. >Honthorst. '
Gherardo dalle notti, niederländ. Maler, s. !
Gherry, kleines bengal. Längenmaß, '/^ des !
(^ioft ls. d.) und deninach ^ 5,?i49 cm. Verwandte
'Utaße desselhen Namens kommen auch in einigen ^
andern vorderind. Orten vor, in Länge zwischen 5'^
und l>^: c:in. (S. Girre.)
Ghetto sital.) oder Getto, der früher in ver-
schiedenen Städten Italiens (das bekannteste ist das
G. in Rom), Deutschlands (Prag, Frankfurt a. M., !
.Vanau, Mainz u. s. w.) und anderer Länder den
Juden znr Bewohnnng angewiesene Stadtteil, also
gleichbedeutend mit: Iudengasse, Iudenvier-
tel, Juden quartier und dem span. .luä^ii^.
Rücksichten auf Reinlichkeit, Gesundheit und Be- ^
volkerungsziffer der auf engem Rauni Zusammen -
gedrängten fanden nicht statt. Die Ghetto-Ord-
nungen wurden seit dem Ende des Mittelalters in
gesetzliche Formen gebracht, die Thore des G. nachts
geschlossen u. s. w/ In Mantua erschien 1620 eine
von dem Herzog Ferdinand Gonzaga bestätigte
Ghetto-Ordnung. In der Neuzeit siud alle der-
artigen Beschränkungen aufgehoben worden.
Ghiaur itürk.), Ünaläubiger, f. Giaur.
Ghibellmen, im Mittelalter seit der Zeit der
Hobenstaufen der Parteiname für die Anhänger deo
Kaisers, ini Gegensatz zu den Guelfen oder Welfen
ls. d.), der dem Kaiser feindlichen Parteides Papstes.
Der Name kam jedoch erst im 13. Jahrh, in Italien
auf, angeblich 1215 in den Parteikämpfen von
Florenz, und ist in Deutschland nie gebräuchlich
gewesen; er stammt nach Stalin von Waiblingen
im Rcmsthal, einem Hofgut der frank. Kaiser, das
mit deren Erbschaft an die Hohcnstaufen kam. Der
blutige Kampf deider Parteien, der besonders in
Oberitalien heftig wütete und die Bürger fast aller
größern Städte fortwährend in feindseliger Zwie-
tracht gegeneinander erhielt, dauerte fast das ganze
spätere Mittelalter hindurch, und die Parteinamen
erhielten sich in Italien, ooschon die Anwendung
derselben bereits durch Papst Venedikt XII. 1334
bei Strafe des Banns verboten worden war. Zum
Symbol hatten die G. eine weiße Rose oder eine
rote Lilie, die Guelfen einen Adler, der einen blauen
Drachen, dessen Haupt statt der Krone mit einer
Lilie geschmückt war, mit seinen Klauen zerriß.
Ghiberti, Lorenzo, ital. Erzgießer und Bild-
hauer, geb. 1378 zu Florenz, gest. daselbst 1. Dez.
1455, Sohn des Cione di Eer Buonaceorso, lernte
bei seinein Stiefvater Bartolo G., einem geschickten
Goldschmied, Zeichnen, Modellieren und die Kunst,
in Metall zu gießen. Gegen Eude des 14. Jahrh,
mußte er der Pest wegen Florenz verlassen. Wäh-
rend er uni das I. I4OI zu Rimini in dem Palast
Pandolso Malatestas mit der Ansführung eines
Frescogemäldes beschäftigt war, forderten die Prio-
ren der Handelszunft zu Florenz alle Bildgießer
wegen eines Modells zu der nördl. Vronzethür des
Baptistermms von San Giovanni zu einem Wett-
streit aus. Vrunelleschis, Donatellos und G.s Ar-
beiten wurden zwar von den Preisrichtern als die
vorzüglichsten erkannt, aber freiwillig räumten die
beiden erftern G. den Vorzug ein. Das Probestück
G.s, Abrahams Opfer, ist im Bargello zu Florenz
noch erhalten. Gegen Ende 1403 begann er die
Arbeit, die er erst im April 1424 beendigte; in
20 Hauptfeldern enthält die Thür neutestament-
licke Tarstellungen. Bald nach Beendigung dieser
Bronzethür erhielt er den Austrag zu eiuer zweiten,
mit Scenen aus dem Alten Testament in 10 Fel-
dern (die Reliefs des ersten und zehnten Feldes
dieser Thür s. die heistehende Tafel: Bronze-
reliefs vom Baptifterium zu Floreuz), die
er 1447 vollendete, worauf er mit seinem Sohne
Vittorio <I418-96) die reiche Einrahmung aus-
führte, die 1452 aufgestellt wurde. Michelangelo
lagt von diesen Thüren G.s, daß sie den Eingang
des Paradieses zu schmücken wert seien. Gleich
zeitig arbeitete G. einen Johannes den Täufer
(1414) fowie die Statuen des Matthäus und des
heil. Stephanus (1419-22) für Nifchen an der
Kirche Or San Michele in Florenz, die Bronze-
reliefs für das Taufbecken in San Giovanni zu
Sicna (1427 -, Taufe Ebristi, Johannes vor Hcrodes
geführt", den Reliquienkasten des heil. Hyacinth
(1428: im Bargello zu Florenz) und den des beil.
Zenobius für d^n Tom zu Florenz (1440). Alle