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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ghika
diese Werke sind ausgezeichnet durch Reinbeit der
Umrisse, hohe Anmut der Gestalten und eine ge-
schmackvolle Ornamentik. In seinen Reliefs herrscht
eine malerische Auffassung vor. Auch in der Glas-
malerei hat G. treffliche Arbeiten geliefert, nament-
lich für die Kirche Or San Micbele und den Dom.
Aus einem Werk G.s über die Kunst haben Cicog-
nara und die neueste florentin. Ausgabe des Vasari
einen Teil mitgeteilt. Seine Thüren, in 12 schönen
Umrissen geätzt, gab Feodor Iwanowitsch (Rom
1798) und G. P. Lasinio (Flor. 1824) heraus. -
Vgl. Perkins, 6. 6t "on l^oi6 (Par. 1885).
Ghika, ein aus Albanien stammendes Geschlecht,
das im 17. Jahrh, nach den rumän. Donaufürsten-
tümern wanderte und denselben mehrere pursten
und Staatsmänner gegeben hat. Die Erhebung der
G. zu Fürsten der Moldau und Walachei fällt in
den Anfang der vielbewegten Zeit, welche die Herr-
schaft der Fanarioten (s. d.) dadurch vorbereitete,
daß den inländischen Fürsten eine bunte Reihe von
direkt durch die Pforte eingesetzten Inländern und
christl. Unterthanen der Pforte folgte. - Der erste
Fürst dieses Namens ist Georg G., der durch seinen
Landsmann, den Großvezier Mehemed Kjöprili,
zuerst 165)8-59 auf den Tbron der Moldau, dann
1659-60 auf den der Walachei eingesetzt, darauf in
Ketten nach Konstantinopel geschleppt wurde, weil
er den der Pforte schuldigen Tribut nicht zu zahlen
vermochte. Sein Sohn, Gregor G., der zweimal
(1660-64 und 1672-74) in der Walachei regierte,
verlor beidemal seinen Thron durch seine zweideutige
Haltung in dem Kriege gegen Osterreich und Polen.
Er wurde von: Kaiser Leopold 1. in den Fürstenstand
des Deutschen Reichs erhoben. In die 1.1730-69
fallen die Kämpfe um die Herrscbaft in der Walachei
zwischen den G. und den Ratowitza, die in fort-
währendem Thronwecksel durch ungemessene Aus-
saugung und Knechtung des Landes die Geldgier
Konstantinopels zu befriedigen suchten. In die
Regierungszeit Gregors G., der einmal Fürst der
Walachei (1768-69), zweimal der Moldau (1764
-66 und 1774-77) war, fällt die Abtretung der
Bukowina an Österreich, bei der Gregor G. eine
zweideutige Rolle spielte, weshalb er 12. Okt. 1777
zu Iassv hingerichtet wurde.
Die G. c
gehören mit den Kantakuzenos (s. d.)
zu den ganz romanisierten fremden Familien Ru
mäniens. Dies erklärt es, weshalb die Pforte, als
nach der griech. Revolution (1821) die Fürstenwürde
in der Moldau und Walachei wieder an Inländer
vergeben wurde, einen G., Gregor, zum Fürsten
der Walachei ernannte. Unter seiner Regierung
(1822-28) nahmen die Dinge einen Aufschwung
zum Vessern, der hauptsächlich im Ackerbau und
Schulwesen sich tundgab. Gregor G. mußte aber
1828 der russ. Occupation weichen und starb 1A44.
Er hinterließ fünf Söhne, von denen zu nennen sind:
Konstantin, geb. 1804, der 1824 als Geisel nach
Konstantinopel kam und später Präsident des obersten
Gerichtshofs zu Bukarest wurde, und Demetrius,
geb. 1816, der, erzogen in der Münchener Kadetten-
sckule, später in russ. Militärdienste trat. Er nahm
an der Bewegung von 1848 teil, wurde unter Fürst
Stirbei Polizeiprüfctt von Bukarest, 1857 Mitglied
des Diwans aä Iwc (s. Walachei), wirkte 1859 mit bei
der Wahl Cusas zum Fürsten der Walachei, hatte
einen hervorragenden Anteil an dessen Sturz (1866),
wurde in der darauf folgenden Provisorischen Re-
gierung Minister des Innern und unter der Regie-
rung Karls von Hohenzollern Ministerpräsident
(28. Nov. 1868 bis 14. Febr. 1870). 1871-76 war
er Kammerpräsident, 1883-88 Senatspräsident.
Der russ. Occupation der Walachei und Moldau
von 1828 bis
Auf den Vorschlag des russ. Generalgouverneurs
Kisseleff wurde 1834 Alexander G.,^ geb. 1795,
ein Bruder Gregors, zum Fürsten der Walachei
ernannt. Da er sich nicht als ein durcbaus gefügiges
Werkzeug der russ. Generalkonsuln Rückmann und
Daschkoff bewährte, wurde er 1842 auf Verlangen
des Zaren Nikolaus abgesetzt, worauf er sich ms
Ausland begab. Später kehrte er zurück und Juli
1856 wurde er Kaimakam (Statthalter) der Walachei,
in welcher Stelle er bis Sept. 1858 verblieb. Er
starb 1862 ohne männliche Nachkommen.
Ein Bruder Alexanders war Mich ael, geb. 1792,
der Vater derDeleneG., Fürstin Kolzow-Massalsw,
die sich unter dem Pseudonym Dora d'Istria (s. d.)
einen litterar. Namen erwarb. - Ein Neffe der
beiden vorgenannten Fürsten Gregor und Alexander
ist Ion G., geb. 1817 zu Bukarest. Er studierte
Mathematik und Staatswissenschaften in Frank-
reich, wurde 1842 Professor der Matbematik in
Iassy und Mitarbeiter an der ersten freisinnigen
Zeitschrift "l^roAi-Lsui", trat als Führer der anti-
russ. Partei in der Walachei auf und wurde Mit-
glied des Komitees, das 1848 den Sturz Bibescos
und die Proklamierung der nationalen Provisori-
schen Regierung herbeiführte. Von dieser zum Ge-
schäftsträger in Konstantinopel ernannt, verblieb er
nach deren Sturze in Konstantinopel, wo er durch
seine Beziehungen zu den hervorragendsten türk.
Staatsmännern sowie zu den engl. und franz. Bot-
schaftern eine einflußreiche Stellung einnahm. Die
Pforte ernannte ihn 1856 zum Muschir und Fürsten
von Samos. Als solcher erwarb er sich große Ver-
dienste um die Organisation der Insel und das Ver-
schwinden der Seerüuberei aus dem Archipelagus.
Er kehrte 1857 nach der Walachei zurück, wirkte mit
bei der Wahl Cusas zum Fürsten der Walackei, war
unter diesem öfters Minister und batte einen ganz
hervorragenden Anteil an seinem Sturze und der
Wahl des Fürsten Karl von.yobenzollern. Unter
diesem hat er mit Demeter Sturdza zweimal ein
liberales Ministerium gebildet: 27. Juli 1866 bis
14. März 1867, als die Verhandlungen mit der
Pforte wegen der Anerkennung des .hohenzollern-
sürsten gefübrt wurden, und 30. Dez. 1870 bis
23. März 1.^71, wo er einem von russ. Agenten an-
gezettelten Pödelauflauf weichen mußte. 1881 wurde
er Gesandter in London; 1890 trat er in den Rübe'
stand und ist Präsident der Rumänischen Akademie.
Seine staatswirtschaftlicken und gesckichtlichen
Schriften sind von hober Wichtigkeit für die Kennt-
nis der rumän. Zustände.
Fürst Gregor Alexander G., geb. 27. Aug.
1807, Sohn des Großlogotheten Alexander G.,
wurde in Frankreich erzogen, 1843 unter dom Fürsten
Michael Sturdza Finanzminister und trat bald in
die Opposition gegen Sturdzas russenfreundlicke
Politit. Nach dem russ.-türk. Vertrage von Balta-
Limani (s. d.) wurde er 1849 zum Hospodar der
Moldau ernannt, verließ 1853 nach dem Einrücken
der Russen die Moldau, um nach deren Abzug 1854
wieder zurückzutebren. Am 30. März 1856 wurde
er von der Pforte abberufen, weil er die Unions-
dewegung der beiden Fürstentümer durch seinen Ein-
fluß energisch förderte. Er nahm seit 1856 seinen