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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gleinalpen; Gleisdorf; Gleiskarren; Gleiße; Gleisweiler; Gleitaare; Gleitbacken; Gleiteisenbahn; Gleitflächen

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Gleinalpen – Gleitflächen

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gleim'

am zweiten Schlesischen Kriege teilnahm. Nach des Prinzen Tode kehrte G. nach Berlin zurück, wo er, nachdem er noch einmal vorübergehend in die Dienste des Fürsten Leopold von Dessau getreten war, sich ohne Amt aufhielt, bis er 1747 Domsekretär in Halberstadt und bald darauf auch Kanonikus des Stifts Walbeck wurde. In Halberstadt wußte er sein Haus, dem, da er unvermählt blieb, seine Nichte Sophie Dorothea G. – von den Freunden des Hauses Gleminde genannt – vorstand, zu einem Sammelplatz für zahlreiche Poeten und Schriftsteller seiner Zeit zu gestalten. Er war ein väterlicher Berater und treuester Helfer in allen Lagen. Zwei Jahre vor seinem Ende erblindete er, nahm aber an der Politik immer noch lebendigen Anteil. Er starb 18. Febr. 1803. Seiner Anordnung gemäß wurde er in seinem Garten bei Halberstadt begraben.

Gleich sein erster «Versuch in scherzhaften Liedern» (Berl. 1741–45) wurde mit Wärme aufgenommen, obgleich seine anakreontische Poesie sich nur allzu sehr in fader und leerer Tändelei gefällt. Es folgten seine «Lieder» ernster Art, «Fabeln» und namentlich seine «Romanzen» (Berl. 1756), die zwar auch Nachahmung und Beifall fanden, aber in ihrer parodistischen Bänkelsängerei den echten Romanzenton gründlich verfehlten. Ganz vortrefflich dagegen gelangen ihm die von Lessing inspirierten «Preuß. Kriegslieder» (Berl. 1758; neu hg. von A. Sauer, Heilbr. 1882), die er unter dem Namen und im Charakter eines preuß. Grenadiers sang und die in ihrem echt volkstümlichen, kräftig kriegerischen Ton sich weit über seine übrigen Produktionen erhoben. In «Halladat, oder das rote Buch» (Hamb. 1774) trägt er Welt- und Lebensweisheit in orient.-parabolischer Art vor. Körte gab «G.s Leben aus seinen Briefen und Schriften» (Halberst. 1811) und dessen «Sämtliche Werke» (8 Bde., ebd. 1811–13; Lpz. 1841) beraus. Sein in Halberstadt aufbewahrter Nachlaß ist bisher noch nicht ausgeschöpft, wenn auch zahlreiche Briefpublikationen vorliegen.

Gleinalpen, s. Ostalpen.

Gleisdorf, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Weitz in Obersteiermark, links von der Raab, an der Linie Graz-Fehring der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 2041 E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (304,55 qkm, 62 Gemeinden, 73 Ortschaften, 25946 deutsche E.), altes Piaristenkloster. G. ist jetzt Sitz der Behörden und Hauptausfuhrstation für Äpfel aus der obstreichen Umgegend.

Gleiskarren, s. Eisenbahnbau (Bd. 5, S. 481a). (Anmerkung des Editors: Seite falsch; richtige Seite 841 )

Gleiße, Pflanzenart, s. Aethusa.

Gleisweiler, Dorf im Bezirksamt Landau des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, 7 km im NW. von Landau, in 320 m Höhe, am östl. Fuße der Hardt, hat (1890) 481 E., darunter 201 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, große Wasserheilanstalt mit Molken-, Kumyß- und Traubenkur; Papier- und Maschinenfabriken, Wein-, Mandel- und Kastanienpflanzungen, Bierbrauerei sowie Versand von Trauben. In der Nähe die großartige Burgruine Scharfeneck sowie der wegen seiner Fernsicht vielbesuchte Orensberg.

Gleitaare, Vogelart, s. Elanus.

Gleitbacken, im Maschinenbau bei Kreuzköpfen und Steuerungsgetrieben diejenigen aus festem Material hergestellten, oft, um sie auswechselbar zu machen, besonders eingesetzten Teile, mit denen der betreffende Maschinenteil auf seiner Unterlage (Gleitschiene) sich bewegt, die ihm eine bestimmte Bahn einzuhalten zwingt (s. Geradführung). ↔

Gleiteisenbahn. Mit diesem Namen haben die Erfinder Girard und Barre auf der Pariser Weltausstellung 1889 eine neue Eisenbahn bezeichnet, deren Wagen auf Eisenschienen dadurch leicht und schnell beweglich gemacht werden, daß die Reibung der schuhartigen Stützen des Wagens durch eine zwischen Schuh und Schiene gebrachte dünne Schicht von Druckwasser fast vollständig aufgehoben wird. Der Wagen schwimmt oder schwebt gewissermaßen auf einem entsprechend stark gepreßten Gemisch von Wasser und Luft. Auf der Ausstellung befand sich eine solche G. von 150 m Länge, die in einer halben Minute zurückgelegt wurde. Für die Weltausstellung in Chicago 1893 ist von der Barreschen Gleiteisenbahngesellschaft ebenfalls eine G. erbaut worden. Der Unterbau (4,9 m hoch) ist, da die Anlage nur eine vorübergehende, aus Holz hergestellt, doch hat man denselben zur Erzielung der Wasserdichtigkeit oben mit Blechtafeln abgedeckt. Die zweigleisige und 1,6 km lange Strecke beginnt an der Cottage Grove Avenue und endet bei der Station der Illinois-Centralbahn in der 60. Straße. Die Züge, aus fünf Wagen bestehend, sind zur Aufnahme von je 300 Personen eingerichtet. Um zu zeigen, daß sich diese Bahnen auch für geneigte Strecken eignen, ist in die Strecke eine Steigung von 1:66,7 eingelegt worden. Die Fortbewegung des Bahnzugs geschieht ebenfalls durch Druckwasser, das aus der unter dem Gleise befindlichen Rohrleitung mittels Ausflußansätzen in einem wagrechten Wasserstrahl gegen eine unter dem Zuge fortlaufende Stoßschaufelstange mit Schaufeln entsendet wird. Der Vorgang erinnert an die Bewegung der Turbinenräder. Öffnen und Schließen der Ausflußansätze erfolgt selbstwirkend durch den laufenden Bahnzug. Zum Bremsen braucht nur das Druckwasser vom Schuh abgesperrt zu werden, was sofort eine sehr starke Reibung zur Folge hat. Außer dieser sichern Bremsung werden als Vorteile der Bahm gerühmt: sehr angenehmes Fahren, ähnlich wie im Schlitten, keine Erschütterung und Schwankung, kein Staub, kein Rauch, kein Geräusch. Die Anlage von Weichen soll keine Schwierigkeiten machen, wenn die Schienen entsprechend vorgerichtet werden. Ob die neue Bahn, welche starke Steigungen ohne Schwierigkeiten überwinden soll, praktische Bedeutung erlangen wird, muß die Zukunft lehren. Versuche in dieser Beziehung mit einem verbesserten System (Maniguet) sollen in Argentinien angestellt werden, wo eine 60 km lange doppelgleisige G. zwischen La-Plata und Buenos-Aires geplant ist. – Vgl. Centralblatt der Bauverwaltung (Berl. 1889); Encyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens, hg. von Röll, Bd. 4 (Wien 1892).

Gleitflächen, bei Krystallen die außer den Spaltungsflächen vorhandenen Richtungen, parallel zu denen ein Gleiten, eine gegenseitige Verschiebung oder Drehung der Teilchen mit besonderer Leichtigkeit von statten geht, und die, wie zuerst E. Reusch nachwies, durch einen zweckmäßigen Druck hervorgebracht werden. Das hexaedrisch spaltende Steinsalz besitzt so die Rhombendodekaederfläche als Gleitfläche; bei dem in geeigneter Weise gepreßten Kalkspat entsteht als Gleitfläche diejenige, welche die Polkante des Spaltungsrhomboeders gerade abstumpft, und nach der auch die oft die Spaltungsstücke durchsetzende Zwillingslamellierung erfolgt. Überhaupt sind die G. bei den Mineralien vorwiegend in denjenigen Richtungen vorhanden, nach denen auch eine

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 70.