Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Glied (künstliches)'
Graf Beaufort, Béchard, Gremmel, Kolbe, Masters, Fichot u. a. her. Der Preis eines künstlichen Arms schwankt zwischen 100 und 225 M.
Das Äußere eines solchen stellt Fig. 3 dar, in der a den Amputationsstumpf des Oberarms, b die Hülse für den Oberarm, c das
Scharniergelenk des Ellbogens, d die Hülse für den Vorderarm, e das drehbare Handgelenk, f die beweglichen Fingerglieder und g die
Hilfsapparate zur Befestigung des künstlichen Arms am Oberkörper darstellt.
Bei allen Verstümmelten, die schwere Arbeiten zu verrichten haben, muß die künstliche Hand zum
Abnehmen eingerichtet sein, um je nach Bedarf an deren Stelle einen starken eisernen Haken (zum Heben, Tragen und Fortschaffen von
schweren Lasten) oder eine federnde Greifzange (zum festen Greifen und leichtern Arbeiten) einhängen zu können.
Die Lehre von der Herstellung und Anwendung künstlicher G. wird als Prothesis bezeichnet.
Litteratur. Mechel, Die eiserne Hand des Götz von Berlichingen (Berl. 1815, mit 4 Tafeln); Fritze,
Arthroplastik oder die sämtlichen bisher bekannt gewordenen künstlichen Hände und Füße (Lemgo 1842, mit 26 Tafeln): Douglas Bly,
Artificial legs and arms. Remarkable inventions (Rochester 1860); E. Meier, Über künstliche Beine
(Berl. 1871, mit 24 Holzschnitten); A. Daul, A. A. Marks' künstliche Glieder mit Kautschukfüßen und -Händen (nach dem Amerikanischen,
Philad. 1871); O. Karpinski, Studien über künstliche Glieder, im Auftrag des königlich preuß. Kriegsministeriums bearbeitet (Berl. 1881, mit
Atlas).
Gliederfüßer (Arthropoda) nennt man eine außerordentlich zahlreiche
Abteilung dcr wirbellosen Tiere, deren fast ausnahmslos (die Diogeneskrebse, betreffs der Scheren viele Krabben und eine Reihe
schmarotzender Formen machen Ausnahmen) symmetrischer, meist gestreckter Körper aus Ringen besteht, welche meist zu
ungleichwertigen Abteilungen (Kopf, Kopfbrust, Brust, Hinterleib) sich vereinigen. Die Körperbedeckung dieser Tiere besteht aus einer harten,
von der Oberhaut ((Matrix) abgeschiedenen Haut, die von einem besondern Stoffe, Chitin genannt,
gebildet wird; die Muskeln setzen sich an der Innenseite der von der Haut gebildeten, hohlen, ring- oder stabförmigen, ineinander gelenkten
Hebel an. An den Körperringen sitzen gegliederte ↔ Anhänge, die bald als eigentliche Füße, bald als Fühler,
Kauwerkzeuge oder Flügel ausgebildet sind, und zwar je nach den einzelnen Klassen in sehr verschiedener Weise und in verschiedener
Zahl. Das Nervensystem der G. besteht in einer über dem Schlunde in dem Kopfe gelegenen größern Nervenmasse, einem Ringe, welcher
den Schlund umgiebt, und einer Doppelkette von Nervenknoten, die auf der Bauchseite in der Mittellinie sich hinzieht und deren einzelne
Knoten (Ganglien) durch Längs- und Querfäden verbunden sind (sog. Strickleiter-Nervensystem). Die
Sinnesorgane sind meist sehr entwickelt, besonders häufig machen sich zusammengesetzte Augen
(Facettenaugen) bemerklich. An denselben treten namentlich die Elemente des lichtzuführenden und
lichtempfindenden Apparats sehr stark hervor als kegel- bis pyramidenförmige Stäbchen, welche im vordern Abschnitt durchsichtig
erscheinen und daher auch als Krystallstäbchen bezeichnet werden. Zwischen denselben lagert sich Pigment und von hinten treten Fasern
des Sehnerven an sie heran. Daneben kommen noch einfache Augen (stemmata) vor. Der Kreislauf ist
insofern unvollständig, als meist nur ein an der Rückenseite gelegenes Herz ohne Gefäße existiert und niemals ein vollständiges System
zum Herzen rückführender Gefäße ausgebildet ist. Das Herz hat, wenn vorhanden, seitliche Spalten, durch welche das in der Regel farblose
Blut eintritt. Die Atmung findet entweder durch die äußere Körperoberfläche oder durch besondere Organe, Kiemen oder Luftröhren
(Tracheen) statt. Die Kauwerkzeuge wirken stets von den Seiten her gegeneinander, werden aber häufig zu Saugorganen umgewandelt; der
Darm hat fast immer zwei Öffnungen, Mund und After. Die Geschlechter sind meistens getrennt, doch findet auch Hermaphroditismus und
ungeschlechtliche Zeugung in Ausnahmefällen statt. Der Dotter steht bei der Entwicklung des Jungen in dem Ei auf der Rückenseite des
Jungen; meist kann man Larven- und häufig auch Puppenzustände bei der weitern freien Ausbildung unterscheiden.
Man teilt die G., welche vielleicht drei Vierteile der gesamten Artenzahl des Tierreichs umfassen, in fünf Klassen ein. Diese sind:
Krustentiere (s. d., Crustacea), durch
Kiemen atmende, hauptsächlich das Wasser bewohnende G. mit zwei Fühlerpaaren und mehr als vier Fußpaaren, mit Gliedmaßen an dem
Hinterleibe und bald getrenntem, bald mit der Kopfbrust verschmolzenem Kopfe;
Spinnentiere (s. d., Arachnida), luftatmende,
meist das Land bewohnende G., ohne getrennten Kopf, ohne eigentliche Fühler, die zu Kiefern umgewandelt sind, meist mit vier Fußpaaren;
Onychophoren (s. d., Onychophora),
luftatmende, landbewohnende G. von gestreckter Leibesform, mit einem Fühlerpaare und zahlreichen, weniggliedrigen, je mit zwei kleinen
Klauen bewehrten Fußstummeln; Tausendfüßer (s. d.,
Myriopoda), luftatmende, landbewohnende G. mit getrenntem Kopfe, zahlreichen, sehr gleichmäßig
gebildeten Leibessegmenten, mit drei Kieferpaaren, einem Fühlerpaar und je einem Fußpaar an jedem Leibessegmente;
Insekten (s. d.) oder Kerfe (Insecta),
luftatmend, mit getrenntem Kopf, Brust und Hinterleib, einem Fühlerpaar, drei Fußpaaren, die an der untern Seite, und meist mit einem oder
zwei Flügelpaaren, die an der obern Seite der Brust angeheftet sind, ohne deutliche Gliedmaßen am Hinterleibe. Man hat die G. wohl auch
in zwei große Gruppen
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 75.