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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Godron; God save the King!; Godscham; Godscheb; Godthaab; Godunow

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Godron – Godunow

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Godoy'

Napoleon bewirkte seine Befreiung und rief ihn nach Bayonne, wo er nun die Triebfeder zur Verzichtleistung des Königs auf sein und seiner Familie Thronrecht wurde. G. wandte sich sodann nach Rom, wo er von dem Papst den Titel eines Fürsten von Posserano erhielt. Seine bedeutenden Besitzungen und Schätze in Spanien wurden eingezogen. Nach der Julirevolution von 1830 ging er nach Paris und lebte hier von einem geringen Gnadengehalt Ludwig Philipps in Dürftigkeit, erhielt aber 1847 seine Besitzungen und Titel größtenteils zurück; auch wurde ihm und seinen Angehörigen die Heimkehr gestattet, wovon er indes keinen Gebrauch machte. Er starb 7. Okt. 1851. Seine spanisch geschriebenen Memoiren wurden ins Französische übersetzt von J. G. d'Esménard und erschienen als «Mémoires du Prince de la Paix, Don Manuel Godoï, duc de l'Alcudia» (4 Bde., Par. 1836; deutsch von Diezmann: «Memoiren des Friedensfürsten Don Manuel G.», 4 Bde., Lpz. 1836–37).

Godron (frz., spr. -óng), Rundfalte, an Metallgegenständen ein länglicher oder geschwungener Buckel; godroniert, mit Rundfalten versehen, gebuckelt, z.B. auf den sogenannten venet. Emailen und den silbernen Pokalen und Bechern aus dem 15. und dem Anfange des 16. Jahrh.

God save the King! (spr. sehw), d. h. Gott erhalte den König! ist der Refrain und die Benennung des berühmten engl. Königsgesangs, der fast in allen Ländern als Melodie zu patriotischen Texten sich eingebürgert hat. Er wurde im Frühling 1743 gedichtet und komponiert von Henry Carey (s. d.). Unter seinem Nachlaß vorgefunden, erschien er zuerst im Mai 1744 in dem Sammelwerke «Thesaurus musicus» in London gedruckt mit der einfachen Überschrift «Für zwei Stimmen» und wurde dann 1745 während der schott. Rebellion in den königl. Theatern gesungen und hierdurch zuerst allgemein bekannt, auch sofort von den Jakobiten mit der Änderung «God save great James our king» angenommen. Bei der Musik für zwei Singstimmen, Melodie und Baß, nahm Carey, nachdem er sie zu Papier gebracht hatte, die Hilfe seines Freundes Smith in Anspruch, eines Schülers von Händel, der ihm den Baß korrigierte. Die sonderbare Bezeichnung «National anthem», d. h. Nationalmotette, rührt daher, daß ein Anthem von Händel mit demselben Anfang, welches das vierte seiner 1727 komponierten Krönungsanthems bildet, 1745 aus patriotischen Gründen in Londoner Theatern und Konzerten eine Zeit lang täglich gesungen wurde, unmittelbar vor dem Bekanntwerden von Careys Lied, und so erbte letzteres den Namen. – Vgl. Chrysander, Henry Carey und der Ursprung des Königsgesangs G. s. t. K. (Bd. 1 seiner «Jahrbücher für musikalische Wissenschaft», Lpz. 1863). (S. auch Bull, John.)

Godscham, Teil des Alpenlandes Abessinien in Afrika, umfaßt in weiterm Sinne das vom Abaï oder obern Blauen Nil (Bahr el-Asrak) umflossene Tschok-Plateau mit seinen Abhängen, in engerm Sinne die größte der vier Provinzen dieses Bereichs, neben Metscha, Damot und Agaumeder. Der Abaï trennt sie von Begemeder und weiterhin von Schoa und den Gallaländern. Es ist ein hohes entwaldetes, zum größten Teil in der Degaregion liegendes Plateau mit gutem Weideland, aber ohne Ackerbau; das Land steht unter einem dem Negus unterstehenden Teilkönig, der in dem befestigten Moncorer residiert. ↔

Godscheb, der Gódapa der Bewohner von Kaffa, Fluß des östl. Afrika, südlich von Abessinien. Sein Unterlauf und seine Mündung sind noch unbekannt; jedoch ist es nach den Entdeckungen von Barelli und Grafen Teleki sehr wahrscheinlich, daß er mit dem unter 5° nördl. Br. in das Nordende des Rudolfsee einmündenden Fluß identisch ist. Er fließt nach OSO. bis zu seiner Vereinigung mit dem Gibbe 55 oder 60 km nördlich vom Berge Woscho, von wo er als Omo nach SSW. fließt.

Godthaab (spr.-hohb), dän. Kolonie an der Westküste von Grönland, 287 km lang, mit zahlreichen Resten alter skandinav. Kultur, von 914 Eingeborenen und 32 Europäern bewohnt. Auf der Halbinsel Nook an einem sehr tief in das Land eindringenden Fjord liegt der Ort G. in sehr günstiger Lage und ungefähr 1 km davon die Missionsstation Neu-Herrnhut mit zusammen 110 E. (7 Europäern); der südl. Teil, Fiskernäs, war früher selbständige Kolonie. Ehemals der reichste Distrikt Grönlands, ist G. jetzt, da man alle Tiere ausgerottet hat, zurückgegangen, bildet aber mit seiner Buchdruckerei und dem Seminar noch den wissenschaftlichen Mittelpunkt Grönlands. Hier endete 1888 die berühmte Durchquerung Grönlands durch Nansen. G. wurde 1721 von Hans Egede (s. d.) gegründet.

Godunów, Boris Feodorowitsch, russ. Zar, geb. um 1551, verlebte seine Jugend am Hofe des Zaren Iwan des Schrecklichen und wurde von diesem in den Beirat berufen, den derselbe für seinen schwachen Sohn Feodor I. einsetzte. Schon vom Anfang der Regierung dieses Zaren an (1584), der G.s Schwester Irma zur Gemahlin hatte, gelang es ihm, sich zum eigentlichen Regenten des Reichs aufzuwerfen. 1584 wurde er zum Großbojaren erhoben und zum Statthalter der Zartümer Kasan und Astrachan ernannt. Seine Gegner ließ er gefangen setzen oder in die Verbannung schicken. So wurde die verwitwete Zarin Maria, die siebente Frau Iwans, mit ihrem kleinen Sohn Dmitrij Iwanowitsch, dem letzten Sproß des moskauischen Herrscherhauses der Ruriks, nach Uglitsch verwiesen. Zur Befestigung der unter Iwan begonnenen Eroberung Sibiriens gründete G. Tobolsk (1587). Die damals noch häufig das südl. Rußland heimsuchenden krimschen Tataren, die 1591 sogar Moskau bedrohten, schlug er erfolgreich zurück. Seinen vielfachen Bemühungen, Rußland mit dem civilisierten Europa in Verbindung zu bringen, verdankten die Engländer ihre Handelsvorrechte. Die russ. Kirche machte G. vom Patriarchat zu Konstantinopel frei, indem er mit Hilfe der Patriarchen von Antiochien und Konstantinopel die Errichtung eines besondern russ. Patriarchats zu Wege brachte (1589). Um sich den Weg zum Thron zu bahnen, ließ er 15. Mai 1591 den Zarewitsch Dmitrij ermorden und nahm nach dem Tode des Zaren Feodor 21. Febr. 1598 die russ. Krone an. Auch jetzt führte er seinen Plan, Rußland zu heben, kräftig fort, eröffnete den Seefahrern, namentlich der Hansa, Zutritt in sein Reich, aber manche Neuerungen, besonders die schon unter Feodor I. zur Erhaltung der wirtschaftlichen und militär. Leistungsfähigkeit des kleinen Adels 1592 und 1597 angeordnete Beschränkung des Freizügigkeitsrechts der Bauern und die Hinneigung zu den Fremden erregten den Unwillen des Volks. Daher fand der erste falsche Demetrius (s. d.) sehr leicht Glauben. Dieser war 1604 in Rußland eingedrungen, und bereits hatte sich das südl. Rußland für ihn

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 117.