Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

117

Godwin – Goes

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gudunow'

erklärt, als G. 13. April 1605 starb. Puschkin benutzte die Geschichte G.s zu einem Drama (deutsch von Bodenstedt in Puschkins «Werken», Bd. 3, Berl. 1855). G.s Sohn war der Zar Feodor II. (s. d.).

Godwin, Graf von Wessex, ein Mann von unbekannter Herkunft, war durch seine Tapferkeit und seine Fähigkeiten besonders in der Verwaltung unter Knuts d. Gr. Herrschaft in England emporgekommen. Nach dem Zerfall der Dänenherrschaft trat er 1042 auf die Seite des von Eduard dem Bekenner hergestellten angelsächs. Königtums über und leitete für diesen die Regierung. Indem er dem Beispiel Alfreds folgend die Küsten durch eine starke Flotte schützte, verwendete er seine ganze Kraft für die Ordnung der innern Angelegenheiten und hielt mit fester Hand die Reichseinheit aufrecht. Nach seinem Tode (1053) ging seine Macht auf seinen ältesten Sohn Harold (s. d.) über.

Godwin, William, engl. Schriftsteller, geb. 3. März 1756 Zu Wisbeach in Cambridge und gebildet in der Lehranstalt der Dissenters zu Horton bei London, 1778 Dissenterprediger, gab 1782 seine Stelle auf und lebte von 1783 an in London, wo er später unter dem Ministerium Grey eine Anstellung erhielt. G. begann dann ein Buchhändlergeschäft; hauptsächlich verlegte er Kinderschriften, die er meist selbst unter dem Namen Edward Baldwin schrieb. Er starb 7. April 1836. Seine ersten Schriften waren: «Sketches of history in six sermons» (Lond. 1784) und «An enquiry concerning political justice» (2 Bde., ebd. 1793; 3.Aufl. 1797; deutsch von Weber, Würzb. 1803). Es folgten eine Anzahl Romane: «Things as they are, or the adventures of Caleb Williams» (3 Bde.,Lond. 1794; neue Aufl. 1854; deutsch, Lpz. 1797–98), «Saint-Leon» (4 Bde., Lond. 1799), «Fleetwood» (3 Bde., ebd. 1805; neue Aufl. 1849), «Mandeville» (3 Bde., Edinb. 1817) und «Cloudesley» (3 Bde., Lond. 1830), wovon namentlich den erstgenannten spannendes Interesse und tiefsinnige Reflexion auszeichnen. Von sonstigen Schriften sind hervorzuheben: «History of the life and age of Geoffrey Chaucer» (2 Bde., Lond. 1803; 2. Aufl.,4 Bde., 1804), «Lives of Edward and John Phillips, nephews and pupils of Milton» (ebd. 1815), «On Population, being an inquiry concerning the power of increase in the numbers of mankind» (ebd. 1821), worin er gegen Malthus' Ansichten auftrat; «History of the commonwealth of England from the commencement to the restoration of Charles II.» (4 Bde., ebd. 1824–28), «Thoughts on man, his nature, productions and discoveries» (ebd. 1831). – Vgl. Ch. K. Paul, W. G., his friends and contemporaries (2 Bde., Lond. 1870).

Goeje, de, s. De Goeje.

Goekingk, Leop. Fr. Günther von, s. Göckingk.

Goelack (spr. gul-), Handelsgewicht, s. Kulack.

Goëlette, franz. und ital. Ausdruck für kleinere Kriegsfahrzeuge mit Schonertakelung im Mittelmeer, jetzt durch Dampfkanonenboote verdrängt.

Goeree-en-Overflakkee (spr. chureh), südlichste Insel der niederländ. Provinz Südholland, allmählich aus mehrern Inseln durch neue Polderanlagen entstanden. Bereits im 15. Jahrh. wurde die Insel Overflakkee gebildet (aus drei Inseln); darauf wurden 1751 die beiden Inseln Goeree und Overflakkee verbunden; seine jetzige Gestalt erhielt G. erst im 19. Jahrh. Sehr alt ist das Städtchen Goeree oder Goedereede an der Nordwestseite mit 1122 E. ↔

Goes (spr. chuhs), auch ter Goes, Hauptort der Insel Zuid-Beveland in der niederländ. Provinz Seeland, 19 km im O. von Middelburg, an der Linie Rozendaal-Vlissingen der Staatsbahnen und durch Kanal mit der Ooster-Schelde verbunden, hat (1891) 6612 E., eine got. Kirche (1442 geweiht), ein altertümliches Rathaus und Trümmer einer Burg der Jakobäa von Bayern.

Goës (spr. gōĭs), Benedikt, Missionar, durchzog 1602–7 unter dem Namen Abdallah von Indien aus Hochasien, besuchte Kabul und Badachschan, stieg über die Pamirsteppe, kam nach Jarkand, Aksu und erreichte Ende 1605 Su-tschou, wo er zu seiner Verwunderung erfuhr, daß China und Cathay dasselbe Land sei. In Su-tschou wurde G. länger als ein Jahr aufgehalten und erlag hier April 1607 den Entbehrungen. Sein Begleiter, der Armenier Isaak, erreichte glücklich China. G.s Reisebericht findet sich in «Nic. Trigautii, de expeditione Christiana apus Sinas, suspecta a soc. Jesu» (Leid. 1616).

Goes (spr. gōis), Damião de, portug. Humanist, Staatsmann und Geschichtschreiber, geb. 1501 zu Almequer, war 1523–29 in Flandern als Beamter der blühenden portug. Faktorei, durchreiste dann 1529–33 Dänemark, Schweden, Norwegen, das preuß. Ordensland, Polen, Norddeutschland und die niederdeutschen Bundesstädte. In Padua, wo er 1534–38 Humaniora studierte, befreundete er sich mit Bembo und Sadoleto; als Vermittler zwischen der Kurie und Luther war er eifrig thätig. Nach 9jahriger Wanderschaft ließ er sich in Flandern nieder, kehrte aber 1545 nach Portugal zurück, vom König Johann III. zum Lehrer des Kronprinzen ausersehen. Doch wurde nichts aus diesem Plane. G. ward zum Oberverwalter des Staatsarchivs ernannt (1548) und als solcher später mit der Abfassung der Chronik König Emanuels betraut. Dies, sein Hauptwerk, kostete ihm neun Jahre (1558–67; «Chronica de D. Manoel», gedruckt 1566–67; spätere Ausg. 1619, 1749 u. 1790); als Ergänzungswerk dazu verfaßte er noch die «Chronica de D. João II.» (1567). Auf Grund seines Verkehrs mit Erasmus, Melanchthon und Luther hatte man G. wiederholt (1545, 1550 und 1571) bei der Inquisition verklagt. 1571 ward der 70jährige Greis vor das Tribunal berufen und eingekerkert. G. ward in Bußhaft nach Batalha geschickt, bald darauf aber begnadigt. Wenige Tage nach seiner Heimkehr ward er tot in seinem Hause gefunden. – Vgl. Joachim de Vasconcellos, Goësiana (4 Hefte, Porto 1879–81); D. d. G. (Biographie, ebd. 1885).

Goes (spr. chuhs), Hugo van der, niederländ. Maler, Schüler des Jan van Eyck, scheint hauptsächlich in Gent thätig gewesen zu sein; doch nennen ihn die Italiener Ugo d'Anversa (Hugo von Antwerpen). In Gent soll er die Geschichte der Abigail so schön in Öl auf die Mauer im Hause des Bürgers Jakob Weytens gemalt haben, daß dieser ihm seine schöne Tochter zur Frau gab, deren Abbild er in der Abigail vorgestellt hatte. Aus Schmerz über den Tod dieser Lebensgefährtin soll er ins Kloster von Rodendale bei Brüssel gegangen und dort 1482 im Irrsinn gestorben sein. Seine Bilder erreichen nicht die Farbentiefe Eycks, sind auch von wenig gefälligen Formen, aber von großer Lebenswahrheit im Ausdruck und Monumentalität der Gestaltung. Sein Hauptbild, das einzig beglaubigte Werk, befindet sich in der Kirche Sta. Maria Nuova in Florenz und stellt die Anbetung des Christkindes

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 118.