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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gouachemalerei - Gough
Korps unter General Totleben sorgte G. für die
Verpflegung der preuß. Besatzung und des vom
Herzog von Württemberg in Eilmärschen heran-
geführten Hilfskorps, und bewirkte dann, als die
Kapitulation nicht zu vermeiden war, daß die der
Stadt auferlegte Kontribution von 4 Mill. auf
1^/2 Mill. Thlr. herabgesetzt wurde. Die Opfer, die
G. bei Aufbringung diefer Summe brachte, und
viele andere übernommene Bürgschaften brachten
ihn 1766 zum Bankrott. Er starb 9. Aug. 1775 in
Berlin. Sein Leben hatte er französisch und deutsch
beschrieben in "N0inoii-68 cl'un n^ociaM Mtriote"
("Geschichte eines patriotischen Kaufmanns", Verl.
1768; neu abgedruckt im 7. Hefte der "Schriftendes
Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin", 1873).
Gouachemalerei (frz., spr. guäsch-, vom ital.
FUÄ220, d. i. Wasserfarbe), diejenige Art Malerei,
bei welcher man die mit flüssigem Gummi versetzten
Farben als Deckfarben aufträgt, sodaß man den
Grund des Papiers völlig mit der Farbe zudeckt
und die Lichter aufhöht. Zu diesem Behufe werden
die meisten Farben mit der schweren deckenden weißen
Farbe vermischt. In dieser Malerei werden vor-
zugsweise die Muster für die Weberei, Tapetenfabri-
kation u. dgl. ausgeführt, ferner wird sie vielfach
zum Malen von Blumen verwendet. In der Aqua-
rellmalerei (s. d.) tritt sie als Zalbgouache auf,
indem man den Grund des Papiers, sei er weiß oder
mit einem Ton gefärbt, etwas hervorsehen läßt
(ausspart) und die Deckfarbe dazu benutzt, Lichter
auszusetzen und breitere Farbenmassen zu schaffen.
Namentlich die deutschen Aquarellmaler (Menzcl,
Skarbina, Liebermann, von Barthels u. a.) bedie-
nen sich der letztern Malweise, welche auch im Mittel-
alter an Miniaturen, im 17. und 18. Jahrh, bei der
Fächermalerei Anwendung fand.
Gouda (spr. chau-), Holland. Ter Gouwe (d. h.
an der Gouwe), Stadt in der mederländ. Provinz
Südholland, an der Holland. Ussel und Gouwe und
an den Linien Utrecht-Rotterdam und G.-'sGraven-
hage, hat (1891) 20037 E. und ist freundlich zwischen
Bäumen gelegen, von zahlreichen Kanälen durch-
schnitten. G. besitzt ein spätgot. Rathaus, ein Stadt-
haus, beide am Markt, ein städtisches Museum mit
Altertümern, darunter ein schöner Abendmahlskelch,
sowie Denkmäler der Brüder Cornelis und Frederik
Houtman. Berühmt ist die St. Ianskirche (Aroote
Xei-K), 1485 gegründet, 1552 neu erbaut, ausge-
zeichnet durch ihre Größe und ihre Glasmalereien
von wunderbarer Farbenpracht (29 große und 13
kleinere Fenster), von denen die schönsten 12 1555-
77 von den Brüdern Dirk und Wouter Crabeth
ausgeführt wurden. Die Kirche enthält auch die
^tadtbibliothek. Die Industrie erstreckt sich vor-
nehmlich auf Ziegelbrennerei; das Material zu den
"Klinkers" liefert der Schlamm des Melbettes. Da-
neben besteht Töpferei, Fabrikation von Stearin-
kerzen und von Thonpfeifen, die früher besonders be-
rühmt waren, Handel mit Butter, Getreide und Käse.
Goudelin (spr. guhd'läng), s. Goudouli.
Goudimel (spr. gudimM), Claude, franz. Ton-
sctzer, geb. 1500 zu Vaifon bei Avignon, war anfangs
inRom, wo er kurz vor 1540 eine Musikschule errichtet
hatte, in der unter andern Palestrina Unterricht
genoß. 1555 richtete er in Paris mit Nicolas Tu
Chemin eine Notendruckcrei ein. Später ging er vom
tath. zum reform. Religionsbekenntnis über und hielt
sich in Lyon auf, wo er in der Bartholomäusnacht
1572 mit den übrigen Calvmisten getötet wurde.
G. komponierte u. a. in Motettenform die Psalmen
Davids (Par. 1562) und die häusig mit diesem
Werke verwechselten vierstimmigen und viel einfacher
gehaltenen Psalmen in der Übersetzung von Marot
und Beza (1565), die noch heute in resorm. Kirchen
gesungen werden.
Goudouli (spr. gudulih), Godolin, Goude-
lin, Goudulin, Pierrede, der ausgezeichnetste der
spätern provencal. Dichter, geb. 1579 zu Toulouse,
studierte die Rechte und wurde Advokat, doch seine
Neigung zur Poesie, die durch das Lesen der röm.
Dichter noch gesteigert wurde, zog ihn bald von sei-
nen amtlichen Beschäftigungen ab. Er dichtete nicht
in der franz. Landessprache, sondern zuerst wieder
in der wohllautenden Sprache seiner Heimat, der
lilUFus ä'oc, und zwar anmutige Liebeslieder, zarte
Idyllen, fein spottende Epigramme, in nordsranz.
Sprache ein (Hant-ro^i, der in den <l6ux üoraux
den Preis erhielt und eine schöne Ode auf Hein-
richs IV. Tod. Der Rat seiner Vaterstadt verlieh ihm
ein kleines Jahrgehalt, in dessen Genuß er bis an
seinen Tod blieb; er starb 10. Sept. 1649 in einem
Karmeliterkloster bei Toulouse. Außer den ältern
Ausgaben seiner Werke (Toulouse 1645-47,1648
und 1694; Amsterd. 1700 im "Ii6cu6i1 äs pc>6t68
FaZconZ))) ist eine neuere von Cayla und Paul
(Toulouse 1843 und 1853) vorhanden.
Goudron (frz., spr. gudröng), s. Asphaltstraße.
Gough (spr. goff), Hugh, Viscount, brit. Feld-
marschall, geb. 3. Nov. 1779 zu Woodstown in der
Grafschaft Limerick, trat 1794 in die Armee ein,
nahm 1795 teil an der Eroberung des Kap der
Guten Hoffnung, dann in Westindien an dem
Angriff auf Puerto-Rico und an der Einnahme
von Surinam und befehligte 1809 in Spanien das
87. Regiment in den schlachten von Talavera, Ba-
rossa, Vittoria und Nivelle sowie bei den Belage-
rungen von Cadiz und Tarifa. 1830 zum General-
major befördert, erhielt er 1841 das Kommando
über die Landtruppen in China und bezwang das
chines. Heer in mehrern Gefechten und Schlachten.
1842 zum Generallieutenant befördert, drang er
abermals siegreich vor und stürmte 21. Juli das
von den Tataren verteidigte Tschin-kiang-fu. Im
Dez. 1842 wurde G. zum Baronet erhoben und mit
dem Oberkommando in Indien betraut. Hier über-
wand er 29. Dez. 1843 bei Maharadschpur die
Mahratten, schlug 18. Dez. 1845 die ^ikh in der
Schlacht von Mudki, erstürmte 21. Dez. das Lager
bei Firozschah und brachte endlich dem Feinde
10. Febr. 1846 bei Sobraon eine vollständige Nieder-
lage bei. Am 22. Febr. zog er in Lahaur ein. G. er-
hielt den Dank des Parlaments und wurde 7. April
1846 unter dem Titel Lord G. von Tschin-kiang-su
in China und Maharadschpur und dem Satladsch
in Ostindien zum Peer erhoben. Als im Herbst 1848
die Sith abermals in das brit. Gebiet einfielen,
lieferte G. ihnen 13. Jan. 1849 die blutige Schlacht
von Chillianwallah, in der die Engländer das
Schlachtfeld nur mit Mühe behaupteten. Die Di-
rektion der Ostindischen Compagnie beschloß, ihm
das Kommando zu nehmen und es dem General
Napier zu übertragen. Allein schon 21. Febr. hatte
G. die Sikh bei Gudschrat wieder angegriffen und
sie nach hartnäckiger Gegenwehr fast aufgerieben.
Von allen Seiten umzingelt, legte der Rest ihres
Heers 11. März die Waffen nieder. Die Folge
dieser Siege war die Einverleibung des Pandschab
in das brit.-ostind. Reich. G. ward 4. Juni 1849