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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gregor (Päpste)
G. VIII., früher Mauritius Vurdinus, Erz- '
bischof von Vraga, als Gegenpapst Gelasius'II.
auf Veranlassung Kaiser Heinrichs V. 8. März 1118
gewählt. Mit Hilfe deutscher Truppen konnte er sich
gegen Gelasius II. behaupten, aber dessen Nachfolger
Calixtus II. nahm ihn 1121 in Sutri gefangen. G.
starb 1125 in der Gefangenschaft.
G. VIII. (Okt. bis Dez. 1187), aus Venevent,
Kardinal von San Lorenzo in Lucina, war bemüht,
eine strengere Kirchenzucht einzuführen, und rief, als
Jerusalem von Saladin erobert war, zum (dritten)
A-rer^Mg aus.
G. IX. (1227-41), vorher Ugolino, Graf
vonSegni, aus Anagni, seit 1199 Kardinalbisckof
von Ostia, ein Neffe Innocenz' III., wurde achtzig-
jährig auf den päpstl. Stuhl erhoben. Er that mit
fast jugendlichem Ungestüm alles, um die Ideen
G.s VII. und Innocenz' III. zu verwirklichen. Als
Kardinal hatte G. den Hohenstaufen Friedrich II. zu
Aachen gekrönt und ihm gleichzeitig das Versprechen
eines Kreuzzugs abgenommen. Da Friedrich zögerte,
forderte G. schon am dritten Tage nach seiner Weihe
die Ausführung desselben. Friedrich schiffte sich im
Sommer 1227 in Vrindisi ein, kehrte aber schon
nach drei Tagen wegen ausgebrochener Seuche und
eigener Krankheit wieder um. G. sah darin bloßen
Vorwand, that Friedrich 29. Sept. 1227 in den Bann
und entband seine apulischen Unterthanen vom Ge-
horsam. Die Ghibellinen erregten in Rom einen
Aufstand, sodast der Papst nach Viterbo und später
nach Perugia fliehen muhte. Friedrich trat 28. Juni
1228, obgleich gebannt, den Kreuzzug wieder an,
und schloß schon Febr. 1229 mit dem Sultan Kamil
von ÄcMten einen für die Christen nicht ungünsti-
gen Vertrag ab. Erzürnt darüber, daß Friedrich den
Kreuzzug als Gebannter unternommen hatte, erregte
G. die lombard. Städte gegen ihn und versuchte
Unteritalien zu erobern. Friedrich vertrieb nach
seiner Rückkehr rasch die päpstl. Heere und zwang
den Papst 1230 zum Frieden von San Germano,
wurde vom Bann gelöst, mnßte aber versprechen,
die Kirche nicht mehr zu schädigen. Als aber Fried-
rich gegen die lombard. Städte mit aller Härte ver-
fuhr und Sardinien, das G. als päpstl. Lehen in
Anspruch nahm, seinem Sohne Enzio (s.d.) übertrug,
sprach G. 1239 abermals den Bann über ihn aus.
Friedrich aber eroberte Rom, wo G. 21. Aug. 1241
fast hundertjährig starb. G. führte die Inquisitions-
tribunale (IiMii3itoi-63 kaei-oticlw pravitatiä) ein
und betraute damit den Dominikanerorden (1232).
Durch Naymundus de Pennaforti ließ G. aus den
Entscheidungen der Päpste die fünf Bücher der De-
kretalen (leider extra Decrktuin oder Dsciktaie"
Hr6F0i'ii) fammeln (1234) als kirchliches Gegenstück
zur weltlichen Gesetzgebung Friedrichs II. - Vgl.
Vita 6i'0F0lii IX ex c9.raill3.1i ^i-a^onio (in den
"Herum Italicai-uin 8ci'iptoi-68", hg. von Muratori,
Vd. 3, Tl. 1 (Mail. 1725-51); Schnrmacher, Kaiser
Friedrich der Zweite (4 Bde., Gott. 1859-65); Ba-
lan, 8toria, äi 6l6^0rio IX 6 äsi 8uoi teinpi (Mod.
1872); Fetten, Papst G. IX. (Freib. i. Vr. 1880);
Köhler, Das Verhältnis Friedrichs II. zu den Päpsten
seiner Zeit (in den "Untersuchungen zur deutscheu
Staats- und Nechtsgeschichte", Heft 24, Bresl. 1888);
Auvrey, 1^68 r6Fi8tr68 äs (^. IX. (Par. 1890 fg.).
G. X. (1271-76), vorher Teobaldo de Vis-
conti, gebürtig aus Piacenza, bis 1271 Archi-
diakonus in Lüttich, bemühte sich auf dem Konzil
zu Lyon 1274 vergebens um einen neuen Kreuzzug
und um eine dauernde Union der griech. Kirche mit
Rom. Um Deutfchland machte er sich verdient durch
Unterstützung der Wahl Rudolfs von Habsburg zum
deutschen König. - Vgl. Wertsch, Die Beziehungen
Rudolfs von Habsburg zur röm. Kurie (Bochum
1880); Zisterer, G. X. und Rudolf von Habsburg
(Freib. i. Vr. 1891); Guiraud, 1^63 lLFiätres äs
(^. X., Teil 1 (Par. 1893).
G. XI. (1370-78), ein Franzose, Pierre
Noger, aus dem Geschlecht der Grafen von Beau-
fort, früher Kardinaldiakon von Sta. Maria Nuova,
lehrte auf die Mahnung der heil. Birgitta (s. Bir-
gittenorden) und der heil. Katharina von Siena
(s. d.) 1377 von Avignon nach Rom zurück. Erfolg-
los waren feine Bemühungen um eine Union mit
der griech. Kirche und um einen Türkenkreuzzug. Er
verdammte 19 Sätze aus den Lehren Wiclifs (s. d.).
G. XII. (1406-15), vorher Angelo de Cor-
raro, aus Venedig, 30. Nov. 1406 von den röm.
Kardinälen zum Papst gewählt, konnte sich mit
Benedikt XIII. (s. d.) in Avignon nicht zu einer Bei-
legung des Schismas einigen. Das Konzil zu Pisa
setzte ihn deshalb 5. Juni 1409 ab, aber erst das
Konzil zu Konstanz vermochte ihn, 4. Juli 1415, sein
Amt niederzulegen, worauf er Kardinalbischof von
Porto und ständiger Legat der Mark Ancona ward
und 18. Okt. 1417 in Necanati starb. - Vgl. Pastor,
Geschichte der Päpste seit dem Ausgange des Mittel-
alters, Vd. 1 (Freib. i. Br. 1886).
G. XIII. (1572-85), vorher HugoBuoncom-
pagni, aus Bologna, wirkte mit großem Eifer für
die Restauration des Katholicismus. Im Interesse
der Gegenreformation (s. d.) gründete er zahlreiche
Bildungsanstalten für Geistliche, unterstützte den
Jesuitenorden u.dgl. DieBartholomäusnacht feierte
er durch Prozessionen und Denkmünzen. Ihm ver-
dankt man die Einführung des verbesserten, sog.
Gregorianischen Kalenders (s. Kalender) durch eine
Bulle vom 13. Febr. 1582 sowie eine verbesserte Aus-
gabe des "(^oi-MZ ^uri8 eanoiiici" (4 Bde., Rom
1582). Die Wissenschaften und Künste hat G. in
freigebigster Weise gefördert. - Vgl. Philippson,
Die Römische Kurie und die Bartholomäusnacht,
in der "Deutschen Zeitschrift für Geschichtswissen-
schaft", Bd. 7 (Freib. i. Br. 1892).
G. XIV. (1590-91), vorher Nicolaus Sfon-
drati, aus Mailand, war fromm und sittenrein, aber
unbedentend. In den Kämpfen Heinrichs IV. von
Frankreich unterstützte er die spanisch - liguistische
Partei gegen diesen.
G.XV. (1621-23),vorher Alessandro Ludo-
visi, aus Bologna, verordnete den noch jetzt üb-
lichen Gang der Papstwahl, begründete die (^on-
<;i'6<;3>ti0 äe proMFanäa, üä6, erhielt von Maxi-
milian I. von Bayern die HeidelbergerBibliothek zum
Geschenk und unterstützte nachdrücklich die Gegen-
reformation in Asterreich und Bayern. - Zu den drei
letztgenannten vgl. Brosch, Geschichte des Kirchen-
staates (2 Bde. und Register, Gotha 1880-82).
G. XVI. (1831-46)', vorher Vartolommeo
Alberto Capellari, geb. 18. Sept. 1765 zu
Velluno in der damaligen Republik Venedig, trat
achtzehnjährig mit dem Namen Mauro in das
Kamaldulenserkloster San Michele in Venedig,
ging 1795 als Begleiter des Generalvikars seines
Ordens nach Rom und verkündete angesichts der
trübsten Zeiten des Papsttums dessen Sieg in der
Schrift: "II trionlo äs 1a. 8HntH 86ci6" (Rom 1799;
deutsch, 2 Tle., 2. Ausg., Augsb. 1841). Er wurde