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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Greif (Martin) - Greiffenberg
<rung von Geräten aller Art, dann als Münztypen
nnd' seit Aristeas um 560 v. Ehr. auch in der My-
thologie, und zwar als Wächter des Goldes im Nor-
^en Europas, in Scythien, im steten Kampfe mit den
Arimaspen (s. d.).
Nach andern Er-
zählungen ist das
Vaterland der G.
Indien, wo sie der
Sonne heilig und
ebenfalls Wächter
der Goldgruden
sind. Durch die angenommene Nachbarschaft der
Arimaspen und der Hyperboreer, bei welchen letztern
Apollon mit Vorliebe weilt, wird der G. zum Begleiter
dieses Gottes. Doch erscheint er auch als Zug- oder
Reittier anderer Götter, dcs Okeanos, Dionysos und
der Aphrodite, insofern diese aus fernstem Osten her-
kommend gedacht werden. Im christl. Bilderkreise
1'ymbolisiert der G. die Auferstehung. Auch kommt
er häufig als heraldische Figur vor, so namentlich
im Wappen der Herzöge von Pommern, der Stadt
Greifswald (s. d.) u. a'.
Greif, Martin, Dichter, s. Frey, Friedr. Herm.
Greifbagger, s. Vagger (Bd. 2, S. 283a).
Greifenberg. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez.
Stettin, hat 764,28 (ikm, (1890) 35039 (17 282
inännl., 17 757 weibl.) E., 2 Städte, 82 Landge-
meinden und 52 Gutsbezirke. - 2) G. in Pom-
mern, Kreisstadt im Kreis G., links an der Nega
und an der Altdamm-Kolberger Eisenbahn (Neben-
bahn), Sitz des Landratsamtes und eines Amts-
gerichts (Landgericht Stargard), und hat (1890) 5293
E., darunter 21 Katholiken und 135 Israeliten,
Post zweiter Klasse, Telegraph; ein königl. Friedrich-
Wilhelms-Gymnasium, 1852 eröffnet (Direktor
vl'. Conradt, 13 Lehrer, 8 Klassen, 203 Schüler),
eine höhere Mädchenschule, verbunden mit Lehrerin-
nenkurs; Ackerbau, Vieh-, besonders Schweine-
zucht, Weberei und starken Fettviehhandel nach
Berlin. G. wurde 1262 durch Herzog Wrati-
staw III. gegründet und war im 14. Jahrh. Mitglied
her Hansa. (Vgl. Riemann, Geschichte der Stadt G.,
Greifenberg 1862.) - 3) G. in Bayern, Dorf
im Bezirksamt Landsberg des bayr. Reg.-Bez.
Oberbayern, 2 km westlich von der Nordfpitze des
Ammersees, 5 km füdlich von Türkenfeld, ander
Windbach, Station der Seedampfer und belebte
Sommerfrische, hat (1890) 244 E., Posterpedition,
Telegraph, ein Arsen- und Schwefelbad (Theresien-
bad) sowie ein Schloß mit schönem Garten.
Greifenburg, Markt in der österr. Bezirks-
"hauptmannfchaft Spittal in Kärnten, links an der
Dräu, die hier fchiffbar wird, auf einem Schuttbcrge
(578 m), den der berüchtigte Gnoppnitzbach aufge-
worfen hat, dem Iauken (2252 m) und dem Ne'is-
kofel (2369 m) gegenüber, an der Linie Marburg-
Villach-Franzcnsfeste der Osterr. Südbahn, hat
<1890) 760, als Gemeinde 986 deutsche E., Post und
Telegraph, Bezirksgericht (473,23 hkm, 10 Ge-
meinden, 86 Ortschaften, 9057 deutsche E., darunter
525 Evangelische), Schloß des Fürsten Nosenberg,
ehemals Aufenthalt des Herzogs Meinhard von
Kärnten, der 1295 dort starb.
Greifenhagen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez.
Stettin, hat 963,98 ^m, (1890) 50737 (24808
männl., 25 929 weibl.) E., 3 Städte, 69 Land-
gemeinden und 46 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im
Kreis G., 20 km südlich von Stettin, rechts an der
Großen Neglitz, einem Arme der Oder, und an der
Linie Vreslau-Stettin der Preuß. Staatsbahnen,
Dampfcrstation, ist Sitz des Landratsamtes und
eines Amtsgerichts (Landgericht Stettin) und hat
(1890) 669-/(3226 männl., 3466 weibl.) E., dar-
unter 65 Katholiken und 91 Israeliten, Post zweiter
Klasse, Telegraph: Stadtsparkasse; Nikolaikirche
(13. Jahrh.)', großes Rathaus, Kriegerdenkmal,
eiuen (Bahner) Thorturm (15. Jahrh.), Fortbil-
dungsschule für Handwerker; Tuchmacherei, Leder-
waren-, Dextrin- und Holzschuhfabrikation, Bild-
hauerei; Dampffchneidemühle, Kalköfen, Cichorien-
darre, Rüben- und Cichorienbau, Molkerei, Vieh-
zucht, Fifchcrei und Schiffahrt; Ausfuhr von Vieh
nach Berlin, Getreide und Obst nach Stettin. G. ist
seit 1254 Stadt und kam 1679 an Kurbrandenburg.
Greifenklauen, in den Kirchenschätzen Tier-
börner verschiedener Art mit Tierfüften, als Re-
liquienhalter benutzt. Sie finden sich in der Krypta
des Vraunschwciger Doms; drei besonders schöne
aus dem 15. Jahrh, im Domschatz zu Gran.
Greifenorden, mecklenb.-schwerin. Orden, ge-
stiftet 15. Sept. 1884 vom Großherzog Friedrich
Franz 111., hat fünf Grade: Grohkreuz, Großkomtur,
Komtur, Ehrenkreuz und Ritterkreuz. Das Groß-
kreuz besteht in einem rot emaillierten, goldgerän-
derten, achtspitzigen Kreuz, im goldenen Mittelschild
ein Greif; dazu ein achtspitziger silberner Bruststern
mit demselben goldenen Mittelschild, auf dessen
roter Emaileinfassung die Devise "^Itioi- advei-sis"
ls. d.) steht. Die Grohkomturkreuze sind kleiner, die
Komture haben keinen Stern, die Ehrcnkreuze keinen
Ring an dem kleinen Kreuz, das Ritterkreuz ist noch
tleiner. Das Band ist hellgelb mit roter Einfassung.
(S. Tafel: Die wichtigsten Orden II, Fig. 10.)
Greifensee, Stadt im Bezirk Uster des schweiz.
Kantons Zürich, 10 km von Zürich, in 444 in Höhe,
am rechten Ufer des G., an der Linie Zürich-Rap-
perswyl (Station Nänikon-G.) der Vereinigten
Schweizerbahnen, mit Dampfschiffahrt auf dem See,
hat (1888) 315 evang. E., Post, eine got., 1350 auf
der alten Ringmauer erbaute Kirche, deren Gewölbe
von einer Säule in Gestalt einer Palme getragen
wird und ein altes Schloß, das 1402 an Zürich kam,
dessen Landvögte und Oberamtmänner bis 1830 in
demselben residierten. Seit 1830 ist es in Privat-
besitz. 1444 wurde die Burg G. von den Eidgenossen
eingenommen und die zürcherische Besatzung uuter
Wildhans von Breitenlandenberg von den erbitter-
ten Siegern hingerichtet, eine Blutthat, die als der
Mord von G.in der Schweizergeschichte bekannt ist.
Der nach der Stadt benannte Greifensee, in
439 m Höhe, östlich vom Zürichersee, von dem er durch
einen langgestreckten, 8 km breiten, 600-850 m
hohen Molasserücken getrennt wird, ist 6^ Kin lang,
1-2 km breit, 8^/2 ikin groß und 34 m tief und
erstreckt sich, rechts von teilweise sumpfigen Ebenen,
lints von Hügeln umrahmt, von SO. nach NW.
Greifenstein, Berg im sächs. Erzgebirge bei
Ehrenfriedersdorf nördlich von Annaberg, mit selt-
samen Granitfelsen, ist 716 m hoch. - G. heißt
auch eine Burgruiue bei Zabern (s. d.) im Unter-
elsaß, eine Schloßruine bei Blankenburg (s. d.) in
Thüringen und eine Burg bei Bozen (s. d.).
Greifer, s. Vuchdruckerkunst lBd. 3, S. 663d).
Greifermaschine, eine Art Nähmaschine (s. d.).
Greiffenberg. 1) G. in Schlesien, Stadt im
Kreis Löwenberg des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, am
reckten Ufer des Queis, in 326 m Höhe, an der