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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Grekow - Grenadinen
hier 10800 mechan. Webstühle, welche Tibets, Kasch-
mire, Wollwaren aller Art, Decken, Ehawls, feine
Kammgarnstoffe herstellen; außerdem arbeiten eine
große Anzahl auswärtiger Wollwarenfabrikcn für
Greizer Firmen; ferner bestehen bedeutende Färbe-
reien, Wollzeugdruckereien, Appreturanstalten, eine
Kammgarn- und eine Streichgarnspinnerei, Ger-
berei, Papier- und Cigarrenfabriken, 3 Bierbraue-
reien, eine Kesselschmiede, Maschinenbauanstaltcn,
Eisengießereien, Webstuhlfabriken, Kupferfckmiede-
reien und Schneidemühlen. DieKammgarnfpinnerei
im nahen Zwötzen ist von Greifer und GeraerIn-
dustriellen gegründet (Aktienkapital 3 Mill. M.). In
sämtlichen Fabriken waren (1892) 10851 Arbeiter
beschäftigt; die Zahl der Dampfkessel betrug 12l,
der Dampfmaschinen 110 mit 3372 Pferdestärken.
Die bedeutendstenFabriken sind Georg Schieber (Fär-
berei und Appretur) mit 900, Friedr. Arnold (Woll-
weberei) mit 1400, Schilbach & Co. (Wollweberei)
mit 700, Gebrüder Albert und Dietfch & Oehler
(Wollwebereien) mit je 600 Arbeitern. Urkundlich
wird Schloß G. 1225, die Stadt 1359 zuerst er-
wähnt. - Vgl. Wilke, G. und seine Umgebung
(Greiz 1875); Metzner, Vogtländische Wanderungen
(2. ^uft., Planen 1881).
Grekow, Dimitr Panajotow, bulgar. Staats-
mann, geb. 1847 zu Volgrad in Vessarabien, stu-
dierte die Rechte in Paris, war Staatsanwalt und
Advokat in Rumänien, kehrte nach der Befreiung
Bulgariens in das Vaterland feiner Eltern zurück
und wurde 1879 auf der konstituierenden National-
versammlung von Tirnova einer der Führer der
Konservativen. Später war er unter Fürst Alexander
zweimal Iustizminister (in den Kabinetten Vurmow
und Klimmt 1879-80 und des Generals Sobolcw
1882-83); in den Zwischenzeiten war er als Ad-
vokat thätig, seit 1890 ist er Minister des Ltußern
im Kabinett Stambulows.
Grell, Eduard, Komponist und Theoretiker,
geb. 6. Nov. 1800 in Berlin als Sobn eines Or-
ganisten, wurde Schüler von Zelter, dessen Sing-
akademie er seit 1832 als Vicedirigent und nach
Rungenhagens Tode 1851-76 als erster Dirigent
leitete. Er starb 10. Aug. 1886 in Steglitz bei Ber-
lin. Als gelehrter Theoretiker hat G. viele Schüler
gebildet, (^eine Theorien und Kompositionen fußen
auf den Vokalwerten des 16. Jahrh., deren äußer-
liche Verhältnisse er in mehrern kunstvollen Werten,
namentlich in einer sechzehnstimmigen Messe ohne
Begleitung, geschickt nachgebildet hat. Seine gc-
^anuuelten "Äuffätze und Gutachten über Musik"
gab H. Vellermann (Berl. 1887) heraus.
Gremiale (neulat.), seidenes Tuch, das den
Schoß des Bischofs bei der Pontisikalmesse (s. Messe)
während des Sitzens bedeckt.
Gremmm (lat., "Schoß"), Kollegium, Korpo-
ration, Zunft, Gefellfchaft; Handclsgremium,
soviel wie Handelskammer (s. Handels- und Gc-
werbekammern). Die Handelskammern in Bayern
zerfallen je in mehrere Bezirks gremien.
iF^en., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung
für Charles Grenier (fpr.-nleh), geb. 1808, gest.
1875 als Professor der Botanik zu Vesancon.
<5rslia.okv (VW äs 6-., spr. wäng de grenäsch),
ein starker dunkelroter, dicker Roussillonwein.
Grenada (spr. gnnchde), eine der Kleinen An-
tillen, zum brit. Gouvernement der Windward-In-
seln gehörig, nördlich von Trinidad, hat mit dem zu
G. gerechneten Teile der Grenadinen (s. d.) auf
430 ykm (1891) 54062 E., darunter ein Zehntel
Weiße und 2118 Kuli. G. ist durchaus vulkanisch
und besteht aus zwei basaltischen Piks (1145 m).
Mehrere Krater sind jetzt zum Teil mit Wasser ge-
füllt, heiße Quellen und Erdbeben (befonders 1765
und 1819) erinnern an den vulkanifchen Charakter.
Die Gebirge sind stark bewaldet und fruchtbar.
Etwa fünf Achtel des Bodens befinden sich unter
Anbau; man erzeugt vor allem Kakao, Zucker,
! Rum, Baumwolle, auch etwas Kaffee, Tabak und
Indigo. Die Ausfuhr belief sich 1891 auf 236643,
die Einfuhr auf 176929 Pfd. St. Die Einnahmen
betrugen 54 018, die Ausgaben 56450 Pfd. St.
Die 31. öffentlichen Schulen wurden von 6155 Kin-
dern befucht. Den Gesetzgebenden Körper ernennt
teils der Gouverneur, teils die Krone. Hauptstadt
und ^itz des Untergouverneurs ist St. George mit
4919 E., geräumigem Hafen (einem der besten West-
indiens) und dem Fort St. George; an der Ostküste
liegt Granville, St. David und Sauteurs, im NW.
Charlotte (Goyave). - G. wurde 1498 von Colum-
bus entdeckt und 1650 von Martinique aus von
Franzosen besiedelt; 1762 besetzten sie die Englän-
der, denen sie im Frieden 1763 zufiel.
Grenade (fpr. -nahd), Hauptort des Kantons
G. (229,2i hkm, 13 Gemeinden, 10284 E.) im Ar-
rondifsement Toulouse des franz. Depart. Haute-
Garonne, rechts der Save und unweit links der
Garonne, hat (1891) 2588, als Gemeinde 3924 E.;
Fabrikation von Saffian, Stärke und Wollstoffen,
z Die Stadt trägt noch den Charakter des 13. Jahrh.
Grenadiere, anfangs Granatiere, die ur-
sprünglich zum Werfen der Handgranaten bestimmten
Leute der Infanterie (s.d.). Später ging der Name
^ G. als der einer bevorzugten Truppe in alle grösiern
Armeen über und hat sich bei einigen bis auf den
heutigen Tag erhalten. In Preußen heißen
4 Garderegimenter (Kaifer Alerander, Kaifer Franz,
Königin Elisabeth, Kaiserin Augusta) und die älte-
sten bereits bei Beginn der Befreiungskriege be-
stehenden Infanterieregimenter Nr. 1-12 Grena-
dierregimenter; die ersten und zweiten Bataillone
der Garde-Infanterie und der genannten Infan-
terieregimenter Nr. 1 -12 heißen Grenadier-
bataillone und tragen weißes Lederzeug; sonst
ist dasselbe für die ganze Infanterie fchwarz (f. Fü-
silier). Die Benennung Grenadierregimenter er-
hielten auch 2 sächs., 2 württemb., 2 bad. und
1 mecklenb. Regiment. InFrankreich führte bis
1868 je 1 Compagnie jedes Linienbataillons die
Bezeichnung G.
Grenadillen, westind. Inseln, s. Grenadinen.
Grenadillholz oder Granadillholz, ein von
Afrika (Mozambique) und Cuba in den Handel ge-
langendes sehr hartes und dichtes Nutzholz von blau-
schwarzer Farbe, mutmaßlich von Ili) a edkuug DO.
und Oourupita nicHi-9^ii6ii3i8 Ad abstammend.
Es findet beschränkte Verwendung zur Anfertigung
von Blasinstrumenten (Flöten, Klarinetten u. s. w.).
Hamburg führte davon 1892 ein 440000 1(3.
Grenadin (frz., spr. -düng), ein Gericht von ge-
spickten und gedämpften Fleifchfchnitten in einem
Reis- oder Gemüserand.
Grenadme, ein franz. Seidenzeug, auch eine
damastartig gewebte Leinwand.
Grenadtne, Farbstoff, s. Grcnat.
Grenadmen (Grenadillen), Inselreihe der
Kleinen Antillen, zwischen Grenada und St. Vin-
cent. Es sind 30 steile, felsige, wasserarme, aber