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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gresham - Gretna-Green
sei es, daß dieser übertritt im Eingänge (s. Einfuhr-
zoll) oder im Durchgange (s. Durchfuhrzölle) oder
im Ausgange (s. Ausfuhrzölle) stattfindet. Die G.
bilden so den Gegensatz zu den Binnenzöllen (s. d.),
die von dem innerhalb des Landes sich bewegenden
Warenverkehr erhoben werden.
Gresham (spr. greschämm), Sir Thomas, der
Gründer der Londoner Börse, geb. 1519 zu Lon-
don als der zweite Sohn des Kaufmanns Sir
Richard G., erhielt zu Cambridge eine wissenschaft-
liche Bildung, erlernte hierauf die Kaufmannschaft
und erwarb sich bald durch umfassende Unterneh-
mungen ein großes Vermögen. Wie der Vater die
Anleihegeschäfte Heinrichs VIII. unterstützte, so der
Sohn die der Maria und Elisabeth, wobei er den
bisherigen groben Wucher beseitigte. Sich und sei-
nem Neichtum setzte er ein Denkmal durch den Bau
der Londoner Börse, den er nach dem Muster der
Antwerpener auf eigene Kosten unternahm. Der-
selbe begann 1566, die Zeit der Fertigstellung ist
unsicher. Elisabeth erhob G. 1559 zum Ritter. Er
starb 21. Nov. 1579. Nach letztwilliger Verfügung
wurde in seinem Hause ein wissenschaftliches College
gegründet, das besonders im 17. Jahrh, blühte, im
18. verfiel und 1768 in die Vörfe verlegt wurde.
Auch diefe hat ihre Schicksale gehabt: 1666 brannte
G.s Bau ab, der neue größere 1838; 1842 - 44
wurde die heutige Börse erbaut und das in der
ältern befindliche College in einem eigenen Gebäude
als (-r63liHm (^0ll6F6 1843 neu eröffnet.
Gresley (spr. greleh), Henri Francois Xavier,
franz. General und Kriegsminister, geb. 9. Febr.
1819 zu Vassy (Depart. Haute-Marne), trat 1840
als Lieutenant in den franz. Generalstab, in dem
er ununterbrochen verblieben ist. Schon 1845 zum
Kapitän befördert, begleitete er 1847 den General
Herbillon nach Algerien und wurde dann bis zum
Juli 1870 in denLui^aux ai-al)68 verwendet, wobei
er zuletzt als Leiter des Politischen Bureaus in Algier
zur unmittelbaren Umgebung des Generalgouver-
neurs, Marschalls Mac-Mahon, gehörte. Bei dem
Ausbruch des Krieges wurde G. 1870 Vrigade-
general und Generalstabschef des 1. Armeekorps,
nahm an der Schlacht bei Sedan teil und blieb
dann bis zum Friedensschluß in deutscher Kriegs-
gefangenschaft. Hiernach wurde G. als Eouschef
des Generalstabs ins Kriegsministerium berufen
und dort zur Bearbeitung des Entwurfs zur Reor-
ganisation des Heerwesens herangezogen, 1874 zum
Chef des Generalstabs im Kriegsministerium er-
nannt und im folgenden Jahre zum Divisions-
generai befördert. 1877 legte G. sein Amt nieder,
übernahm es jedoch 1879 von neuem und wurde auch
zum lebenslänglichen Mitglied des franz. Senats
erwählt, in dem er sich dem linken Centrum an-
schloß. Er sorgte mit großem Eifer dafür, daß
die Ostgrenze Frankreichs so schnell als möglich
wieder verteidigungsfähig wurde. G. trat 28. Dez.
1879 mit den übrigen Ministern des linken Cen-
trums aus dem Ministerium aus, wurde März
1880 zum Befehlshaber des 5. Armeekorps in Or-
leans ernannt und nahm 1883 seinen Abschied.
Er starb 2. Mai 1890 in Paris.
Grefsenich, Pfarrdorf bei Efchweiler (s. d.).
Gresset (spr.-seh), Jean Baptist Louis de, franz.
Dichter, geb. 29. Aug. 1709 zu Amiens, trat im
Alter von 16 Jahren in den Orden der Iefuiten.
Er vollendete dann seine Bildung auf dem Kolleg"
I^0ni3-l6-(rvkn(i zu Paris, war einige Zeit Repetent
und trat 1734 mit dem komischen Epos "Vert-VöN"
hervor, das mit liebenswürdiger Laune und in ele-
ganten Verfen die Abenteuer eines von Nonnen er-
zogenen, später in schlechter Gesellschaft verwilder-
ten Papageis behandelt. Weniger gelungen ist ein
anderes Gedicht derselben Art "1^3. (Harti-euZS".
Der Orden nahm Anstoß an G.s Dichtung und
entließ ihn aus seiner Gemeinschaft. Der Exjesuit
wurde ein Liebling der Pariser Gesellschaft und ver-
suchte sich in der Bühnendichtung. Auf die Tra-
l gödie "^äou^rä III" (1740) folgte das Rührstück
"3^än67" (1745), ohne viel Erfolg; erst als er ein
Lustspiel "I^e ni6cd^nt" (1747) geschrieben hatte, er-
hielt er als Komödiendichter eine ebenbürtige Stel-
lung neben Piron, obgleich das Stück von schwacher
Komik und Charakteristik ist. G. wurde 1748 Mit-
glied der Akademie. Eine Einladung Friedricks d. Gr.
nach Berlin lehnte er ab. Er ging nach Ämiens,
gründete hier 1750 eine Akademie und verheiratete
sich. In höherm Alter bestimmten ihn religiöse Be-
denken, seine weltlichen Iugendgedichte öffentlich in
einem Briefe als Verirrungen zu bereuen. 1774
wurde er gewählt, Ludwig XVI. im Namen der
Akademie zu feiner Thronbesteigung Glück zu wün-
schen. Bei dieser Gelegenheit las er eine Dichtung
in zehn Gesängen vor: "1^6 Mi-r^in in^uiüq,u6"
(gedruckt 18 W u. ö.). Von Ludwig XVI. wurde er
geadelt. G. starb 16.Iuni 1777 in Ämiens. Die voll-
ständigste Ausgabe seiner Werke besorgte Renouard
(3 Bde., Par. 1811); V. de Beauville gab die "?06-
8163 iu6(1it68 ä6 0." (ebd. 1863) heraus. Den "V6i-t-
! Volt" übersetzte Götz ins Deutsche (Karlsr. 1752).
! - Vgl. Daire, Vis ä6 6. (Par. 1779); De Cayrol,
! ^88lli 1i18t0li(1II6 3ur lg. V16 st 1s3 0UVraF63 ä6 6.
(2 Bde., Amiens 1844); Saint-Albin Berville, 6.
83. V16 6t 568 WUVl68 (ebd. 1863) ; A. Reissig, 6l6836t
in der "Zeitschrift für neusranz. Sprache und Lit-
teratur" (Bd. 5); Ä. L. De^muin, (3-. 6wä6 8ur 8H
V16 6t 868 (NUV1'63 (Lille 1887).
Greßling, f. Gründlinge.
Qressoria, die schreitenden Geradflügler (s. d.).
Gretel im Busch, Pstanzenart, s. Ni^iia.
Gretho-Stenochromie, s. Stenochromie.
Gretna-Green (spr. grettne grihn), Dorf in der
schort. Grafschaft Dumfries, unmittelbar an der
engl. Grenze, war einst berühmt durch die Trauungen
! durch den "Schmied von G.". Als 1754 die Be-
stimmung des kanonischen Rechts, nach der jede Ehe-
erklärung zweier Personen vor einem Priester, Frie-
densrichter, Notar oder andern Zeugen als voll-
zogene Ehe anzusehen sei, sür England aufgehoben
wurde, wendeten sich die, welche eine gewissermaßen
vom Gefetz geheiligte Verbindung schließen wollten,
nach Schottland, besonders nach G. Zufällig war
hier längere Zeit der Friedensrichter ein Tabak-
! Händler (nicht ein Schmied, wie gewöhnlich an-
genommen wird); hieraus entstand die Meinung,
derselbe habe ein Privilegium, dergleichen Ehen zu
, schließen. Wohl ebenso oft wurde das Ehegelöbnis
! vor dem Pfarrer abgelegt. Bis 1833 fanden jährlich
etwa200folcherHeiraten statt; seitdem nahmen sie in-
folge eines Gefetzes, welches alle heimlichen Trauun-
gen mit Strafe belegte, auf gegen 100 jährlich
ab, bis durch Parlamentsakte (1856) alle in diefer
! Weise gefchlosfenen Ehen vom 1. Jan. 1857 an für
ungültig erklärt wurden. Auf den Registern von
G. trifft'man viele berühmte Namen, wie den Grafen
von Westmoreland, Lord Ellenborough, Sheridan,
den Lordkanzler Erskine u. s. w.
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