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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gröningen - Grönland
und Steindruckerei, Färberei und Wollkämmerei. Wichtig sind die Märkte für Ölsaat und Getreide. Die Stadt treibt aus ihren Häfen (Ooster-, Noorder-, Zuider-Haven) starken Handel mit Hafer, Weizen, Gerste, Ölsaat und Butter sowie mit Honigkuchen. - G. wird schon im 9. Jahrh. als blühender Ort genannt. Während des Mittelalters gehörte die Stadt und ein Teil des Landes dem Bischof von Utrecht, mit dem sie jedoch Jahrhunderte hindurch in Fehde lag. Seit 1282 gehörte sie der Hansa an. Als Maximilian I. 1499 die Erbstatthalterschaft über G. und Friesland dem Herzog Albrecht von Sachsen verlieb, unterwarf sich die Stadt G. dem Bischof. Als sie aber von Albrechts Sohn, Georg, 1505 belagert wurde, begab sie sich 1506 in den Schutz Edzards von Ostfriesland, dann, vom Kaiser geächtet und abermals von Herzog Georg belagert, 1514 in den Schutz Karls von Geldern. Zuletzt unterwarfen sich Stadt und Land dem Kaiser Karl V. (8. Juni 1536). Im Unabhängigkeitskriege trat G. der Utrechtcr Union bei (1579), wurde jedoch von dem abtrünnigen Statthalter Rennenberg von derselben losgerissen, bis sie 22. Juli 1594 von Moritz von Oranien erobert wurde. 1672 hielt sie eine Belagerung gegen die münsterischen und kölnischen Truppen unter Bischof Bernhard von Galen aus. - Vgl. Lorgion, Geschiedkundige beschrijving der stad G. (2 Bde., Groning. 1856-57); Schepers, G. als Hanzestad (ebd. 1891).
Gröningen, Stadt im Kreis Oschersleben des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, an der Bode, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Halberstadt), hat l1890) 3170 E., darunter 452 Katholiken, Post, Telegraph, Papier- und Zuckerfabrik. G. war zeitweilig Residenz der Bischöfe von Halberstadt.
Grönland, Nordpolarland, eine gegen Süden schmal zulaufende Insel zwischen dem Atlantischen Ocean im O. und der Davisstraße, der Baffinbai, den: Smithsund, dem Kanebecken, dem Kennedy- und dem Robesonsund im W., reicht von ihrer Südspitze, dem 300 in hohen Kap Farewell unter 59° 45' bis zum Kap Washington unter 83° 30' nördl. Br. und vielleicht noch etwas weiter polwärts. Das Areal schätzt man bei einer Küstenlänge von 6300 km auf 2 Mill. qkm. (S. die Karten: Britisch-Nordamerika und Alaska und Nordpolarländer.)
Küsten und Oberflächengestaltung. Die Küsten, welche bis auf eine Strecke im Nordosten zwischen Kap Washington 83½° und Kap Bismarck 67° nördl. Br. alle befahren sind, sind rauh, hoch, von unzähligen Inseln gesäumt und fast überall von engen, tief einschneidenden Fjorden zerschnitten. Das Ostgestade ist infolge ungeheurer Treibeismassen fast unnahbar und völlig unwirtlich: es heißt bis zur Kjöge-Bucht "König Frederik VI.-Land", dann bis zum Polarkreis König Christian IX.-Land, dann Egede-Land bis 69°, vom Scoresbysund bis 75° Scoresby-Land, ein vielfach eingebuchteter Küstenzug mit dem tief nach Westen einschneidenden Kaiser Franz Joseph-Fjord, dem Tiroler Fjord, weiter nordwärts bis gegen 78° König Wilhelm-Land mit der Kühn-, Shannon-, Koldewey-Insel und der Dovebucht (77° nördl. Br.). Die Westküste, in stetem Sinken begriffen, wird seit 1876 im Auftrag der dän. Regierung systematisch erforscht; bis Frederikshaab unter 62° nördl. Br. ist sie ebenso von Treibeis verbarrikadiert wie die Ostküste und deshalb ebenso schwer erreichbar: 2250 km sind seit 1876 genau untersucht, das übrige Gestade ist in großen Zügen bekannt. Im Norden, am Smithsund, verraten die markierten Küstenterrassen mit vosttertiären Ablagerungen ein Aufsteigen der Küste. Das bis 900 km in der Breite messende Innere, das von N. gegen S. von einem derOstküste näher gerückten Wasserscheiderücken durchzogen wird, ist scheinbar ein von Randgebirgen umsäumtes Tafelland, das steil von dem schmalen, nur an einigen Stellen bis 150 km breiten Küstensaume aufsteigt. Es wird von einer 330 in und darüber mächtigen Eisdecke überlagert, die alle Unebenheiten des Landes nivelliert und aus der nur hin und wieder Bergspitzen als Landinseln, sog. Nunataks, hervorragen. Breite, bis 30 in tiefe Spalten, die nach der Westküste zu häufiger werden, bieten den Wanderungen oft unübersteigliche Hindernisse dar, und Terrassen, flache Wasserbecken und schäumende Bäche bilden die Unebenheiten der in der Ferne scheinbar glatten Eisoberfläche, die mit 82° nördl. Br. wahrscheinlich ihr Ende erreicht. Die größten Erhebungen des Landes befinden sich an der Ostküste im Süden des Franz Joseph-Fjords, wo die Petermann-Spitze 3480 in und die Payer-Spitze 2200 m emporragen. Nordenskiöld erreichte 1883 in den centralen Gebieten 1947 m Höhe, während Whymper im Norden bis 2131 in Höhe gelangte. Nunataks traf Jensen (1878) elf Tagereisen von der Küste in 3000 in Höhe und Nansen erreichte auf seiner Überlandreise Höhen von 2700 in. Die mächtige, einem ungeheuern Gletscher vergleichbare Eisdecke zeigt überall die Neigung, ihren Rand nach Westen über den eisfreien Küstensaum in das Meer vorzuschieben. An einigen Stellen der Westküste erreicht das Eis in mächtigen Gletschern das Meer, so vor allem zwischen 68 V und 75° nördl. Br., wo Rink 30 Gletscher zählte, deren im Wasser abbrechende Vorderteile als mächtige Eisberge im Meer umhertreiben; so ist der Jakobshavn-Gletscher an der Diskobai 21 km lang und an der Stirnseite 4500 m breit. Die eisfreien Küstenstriche und Randgebirge werden der Hauptfache nach von Granit, Gneis, Glimmerschiefer und Porphyr, die von Eruptivgesteinen durchsetzt werden, aufgebaut; Trapp findet sich häufig in den nördl. Gebieten. Von vulkanischen Spuren zeigen sich vereinzelte warme Quellen, so bei Unartok unter 60° 31', von 40° C. Von nutzbaren Mineralien finden sich eine Reihe in G.: Graphit, das aber zum Gebrauch zu hart ist, Blei-, Kupfer-, Zinn-, Zink-, Eisen-, Molybdänerze, aber alle.in nicht abbauwürdiger Menge: Eudialyt bei Julianehaab, ein Mineral mit 14,49 Proz. Zirkonsäure und Kryolith bei Ivigtut, das einzige jetzt abgebaute Mineral, das man ehemals zur Aluminiumdarstellung, jetzt aber zur Herstellung von Alaunsalzen verwendet.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das gletscherlose Küstengebiet, dessen Ausdehnung an der Westküste auf 88100 qkm und an der Ostküste auf 38500 qkm geschätzt wird, wird in der Hauptsache von Hochebenen mit dazwischen liegenden Thälern und nur wenig von niedrigen:, mit Grasweiden bedecktem Flachland eingenommen. Aufgefundene Gletscherspuren deuten darauf hin, daß auch diese Gebiete einst von Eis bedeckt waren, während andererseits die miocäne Flora der Insel Disko einst ein Jahresmittel von + 15° und die auf G. gefundenen Fossilien von Buchen, Eichen, Nußbaum, Lorbeer und Weinstock gar ein solches von 30° erfordert haben; von der heutigen auf G. herrschenden Temperatur unterscheidet sich ersteres um 18-20°. Ob-^[folgende Seite]