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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Grundbegriff
dichtung des Baugrundes auch eingerammte Holz-
pfähle(Fig.iy oderdllrch Ausfüllen von Rammlöchern
mit Sand gebildete Sandpfähle (Fig. 7). Neuer-
Fig. 5.
dings hat man mehrfach mit besten Erfolgen statt
der Erddogeu oder Schwellroste mittels Betonschüt-
tung große Steinplatten hergestellt (welche auch
wohl durch Einlegen eiserner Träger biegungsfest
gemacht wurden) und die Mauern auf diefe Stein-
platten, welche druckverteilend willen sollen, gestellt.
Flg. tt.
Findet sich in erreichbarer Tiefe festerer Unter-
grund vor, so handelt es sich um die Übertragung
der Last des Gebäudes durch die weichen Boden-
schichten hindurch auf den tiefer liegenden festen
Baugrund. Dies geschieht durch einzelne steinerne
Pfeiler, die oberhalb durch Bogen verbunden wer-
den (Fig. 8), durch Brunnen, d. h. Röhren, welche
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Flg. 3.
Fig. v.
durch Belasten von oben und Ausheben des innern
Erdreichs in den Boden getrieben werden, durch ein-
der Druck des Bauwerks senkrecht auf den Grund-
boden und wird daher der G. mit seiner Sohle wage-
recht und eben hergestellt. Bei geböfchten Futter-
maucrn, Gewölbe- und Vrückenwiderlagspfeilern,
Ankerpfeilern bei Hängebrücken u. s. w. findet jedoch
eine Übertragung des Druckes in schiefer Richtung
auf den Grundboden statt und muß demzufolge die
Gründungsbasis normal zu jener Druckrichtung,
also geneigt und unter Umständen mit Verzahnun-
gen oder Abtreppungen versehen, ausgeführt wer-
den. Kann die Ausführung des G. im Trocknen
erfolgen, dann genügt oft eine Böschung oder Ab-
spreizung der Seitenwände der Baugrube, um sie
vor dem Einstürzen zu sichern. Bei Bauten im und
am Wasser macht sich jedoch eine teilweise oder auch
vollständige Wasserbewältigung vor Aus-
führung des G. nötig, die durch Wasser-
schöpfen, durch Auspumpen oder durch Aus-
-7-^7 prefsen mittels komprimierter Luft erfolgt.
^ . ' Die Beseitigung durch erstere beiden Mittel
/ erfolgt mit Hilfe von um die Baugrube an-
gelegten, möglichst wasserdichten Fang-
oder Kastendämmen (s. Fangdamm), das
Auspressen des Wassers vermittelst eiserner
^ nach oben geschlossener und nach und nach versenkter
Kammern (s. Preßluftgründung), die zum Aufent-
halt der Arbeiter, Einbringen von Material u. s. w.
dienen. Eine besonders geistvolle neue Art des G.
bildet das Gefrierverfahren (s. d.). Bisweilen
genügt für die Ausführung des G. die Gründung
mittels fchwimmender, oben offener Holzkästen,
welche auf einer mehrfach gekreuzten Balkenlage
ruben oder an einem Gerüste angehängt sind und
so anfänglich auf dem Wasser schwimmen, durch
die Last der Aufmauerung allmählich aus den Bau-
grund, der oft vorher durch kurz über dem Grunde
abgeschnittene Pfähle befestigt wird, niedersinken,
sog. Schwimmpfeiler. Ein drittes Mittel, um
die so kostspielige Wasserförderung zu vermeiden
oder zu reduzieren, ist die Anwendung von zwischen
Spundwänden versenkten Betonlagen, die unter
Wasser nach und nach erhärten und eine sehr wider-
standsfähige Basis bilden. (S. Beton.)
Endlich hat man bei Ausführung des G. noch
für möglichst lange Erhaltung zu sorgen. Sie er-
folgt durch Schutz vor Unter- oder Ausspülung des
Mauerwerks im Wasser durch hölzerne oder eiserne
Spundwände, durch Befestigungen der Flußbetten
(Sturzbetten); bei Pfahlrosten oder andern Holz-
substruktionen im allgemeinen durch Anordnung
des Holzwerks stets unter dem tiefsten Wasserstande.
Zu allen Grundbauten ist stets nur das wider-
standsfähigste, beste Material zu wählen und im
Trocknen als Bindemittel nur hydraulischer Kalk,
bei Wasserbauten Cement oder Traßmörtel, oder
reiner Cement zu verwenden.
Es liegt nahe, daß der G. mancherlei Hilfsgerät-
schaften und Baumaschinen bedarf. So der Ma-
schinen zur Herstellung des Mörtels und des Betons
(s. d.) bei größern Grundbauten, der Maschine zum
Abschneiden von Holzwerk unter Wasser (f. Grund-
säge), der Maschine zum Heben des unter Wasser
liegenden Bodens (s. Bagger) und endlich zum Ein-
treiben von Pfählen in die Erde (f. Pfahlrost,
Rammbär und Kunstramme). - Vgl. von Kaven,
Handbuch der Fundicrungsmethoden (Lpz. 1879);
Handbuch der Ingenieurwissenschaften, Bd. 1, be-
arbeitet von Sonne (2. Aufl., in 3 Abteil., ebd.
1883-87); Baukunde des Ingenieurs, Heft 1: Der
G., bearbeitet von Brennecke (Bcrl. 1887).
Grundbegriff, Elementarbegriff, ein Be-
griff, der für andere den Grund abgiebt, selbst aber,
entweder überhaupt oder in den Grenzen einer be-
stimmten wissenschaftlichen Vctrachtuugsart, einer
Begründung weder bedürftig noch fähig ist. Ein
System der G. unserer theoretischen Erkenntnis über-
haupt hat Aristoteles und wiederum Kant in seinen
Kategorien aufgestellt. So haben die Mathematik,
die Mechanik, die Ethik, Rechtswissenschaft u. s. w.
ihre eigenen G. - Vgl. Eucken, Die G. der Gegen-
wart (2. Aufl., Lpz. 18'^).