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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Grundwässer - Grundwert
ss'g. i.
Bei Hochwasser kann das G. in den Flnßnfern oft
auf weite Strecken zurückgestaut werden. Den je-
weiligen Stand des G. kann man in Brunnen leicht
messen, entweder durch einen kontinuierlich messen-
den Schwimmapparat (Fig. 1) oder durch einen
sog. Schälchenapparat (Fig. 2). Der letztere be-
steht aus einem langen Meß-
band mit Meterteilung, das
unten an einem Metallstab in
Abständen von 1 bis ^ cin
kleine Metallschüsselchen trägt.
Man taucht den Metallstab in
das G. ein und zählt nach dem
Herausheben, wieviel Schüssel-
chen freigeblieben sind. Eben-
soviel halbe oder ganze Centi-
meter zählt man der mit dem
Band gemessenen Tiefe hinzu.
Damit man richtige Zahlen
über die Schwankungen des
G. in einem und demselben
Brunnen erhält, mich man
stets von einem Fixpunkte aus
messen. Zur Vcrglcichung
mehrerer Brunnen sind die
einzelnen Firpunkte auf einen
gemeinschaftlichen Horizont
chei uns in Deutschland der
Spiegel der Nordsee) einzu-
nivellieren.
Trägt mau die gleichzeitig gemessenen Grund-
wasserstände verschiedener Puukte eines Ortes in
FormvonKurven(Isohypsen) graphisch auf,so erhalt
man ein übersichtliches Bild über den Verlauf und die
Neigung des Grundwasserspiegels. Für Tiefbauten
ist die Kenntnis dieser Ver-
hältnisse von großer Wichtig-
keit. Alles G. stammt in
letzter Linie von den atmo-
sphärischen Niederschlagen.
Sein l^tand, seine Menge ist
in verschiedenen Orten und
Gegenden und zu verschiede-
nen feiten aber nicht so gleich-
mäßig wie die atmosphärischen Niederschlage
verteilt, denn es kommt nicht bloß darauf
an, wieviel Wasser auf die Oberfläche fällt,
sondern auch wieviel in den Boden ein-
dringt, wieviel sich in ihm sammelt, wic
rasch oder langsam es auf der wasserdichten
Unterlage fortfließt, wie viel G. von höher
liegenden Schichten zuströmt u. s. w. C'5
läßt sich der Grundwasserstand nie nach der
örtlichen Regenmenge genau bemessen. Zu
bemerken ist noch, daß man klcinereAnsamm-
lungen von G. als Sch Witz-, Sicker-,
Schichtwasser u. s. w. besonders unterscheidet.
Dem G. in den obersten porösen Schichten wird
nach den Untersuchungen von Pettenkofer und an-
dern über das Auftreten von Cholera- und Typhus-
epidemien, die von Feuchtigkeit und Trockenheit des
Bodens beeinflußt werden, eine große hygieinische
Bedeutung zugeschrieben, insofern sich in seinem
Stande derWechsel in derDurchfeuchtungderobersten
Schicht, auf welcher der Mensch wohnt, viel präciser
als durch die Regenmenge in einem Orte ausspricht.
In dem Teile Indiens, m dem die Cholera heimisch
(endemisch) ist, fällt die weitaus größte Menge der
Ertrankuugen und Todesfälle mit dem tiefsten, und
Fic,. 2.
die geringste Menge mit dem höchsten Grundwasser-
stande zusammen. Ahnliches ist an vielen Orten
auch für das Entstehen von Typhusepidemien, von
Gelbfieber-, Malaria-, Pest- und Ruhrepidemien
nachgewiesen. Man beobachtet daher den Grund-
wasserstand jetzt an vielen Orten, meist in den ge-
grabenen Brunnen. Brunnen in dem Bereiche der
Stauhöhe eines Flusses, ferner Brunnen, welche
relativ wasserarm sind, also leicht ausgepumpt wer-
den können, sind ungeeignet, weil zu viele Zufällig-
keiten den Grundwasserstand in denselben beein-
flussen. Auch aus bautechnischen Gründen empfeh-
len sich Beobachtungen des G. Es giebt Orte, in
denen die Schwankungen im Laufe vieler Jahre nur
einige Centimeter betragen, und Orte, in denen sie
3-10 und selbst 15 in betragen können. Man er-
kennt aus den Beobachtungen, wie tief man mit den
Grundmauern in den Boden gehen kann, ohne be-
fürchten zu müssen, daß sie unter Wasser gesetzt wer-
den, und wie tief man die Brunnen graben muß,
damit sie stets Wasser geben.
Litteratur. Fodor, Hygieinische Untersuchungen
über Luft, Boden und Wasser (2 Abteil., Braunschw.
1881,1882); von Pettenkofer, Der Boden und sein
Zusammenhang mit der Gesundheit des Menschen
(2. Aufl., Verl.'1882); Soyta, Der Boden (in von
Petteutofers und von Ziemssens "Handbuch der
Hygieine", TeiN, Abteil. 2,Heft3,Lpz. 1887); ders.,
Die Schwankungen des G. (Wien 1888); ferner die
Arbeiten von von Pettenkofer, Soyka u. a. in der
"Zeitfchrift für Biologie" und im "Archiv für Hy-
gieine" (Müncheil). "ässer (s. d.).
Grundlväsfer, im Bergbau eine Art Gruben-
Grundwert. Der Verkehrswert des Grundes
und Bodens als eines von der Natur gegebenen
und nicht vermehrbaren Gutes bestimmt sich nicht,
wie das hinsichtlich der meisten Erzeugnisse der
menschlichen Arbeit der Fall ist, nach den Produk-
tionskosten, sondern wird durch Kapitalisierung des
aus dem Grundstück zu erzielenden Reinertrags ge-
bildet. Der zu kapitalisierende Ertrag setzt sich zu-
sammen aus der eigentlichen Bodenrente (s.d.) und
der durch die Verbesserung des Bodens gewährten
Verzinsung des Meliorationskapitals nach Abzug
einer Risikoprämie. Der Kapitalisationsfaktor aber,
mit dem die Ertragsziffer zu multiplizieren ist, wird
in den Kulturländern durchweg ein sehr hoher sein,
da einesteils die Vermögensanlage in Grund und
Boden eine sehr sichere und der dort übliche Zins-
fuß ein niedriger ist und andererseits bei zuneh-
mender Bevölkerung im ganzen ein fortwährendes,
wenn auch langsames Steigen der Bodenrente zu
erwarten ist. Daher wird sich in diesen Ländern
das zum Ankauf von landwirtschaftlichen Grund-
stücken verwendete Kapital selten höher als zu
3 Proz. verzinsen. Häusig wird der G. noch mehr
emporgetrieben, indem einerseits reiche Kapitalisten
wegen der socialen Vorteile und Annehmlichkeiten
des Grundbesitzes Nachfrage nach großen Gütern
unterhalten, ohne auf eine normale Verzinsung
ihres Kapitals besonderes Gewicht zu legen, und
andererseits in vielen Gegenden die bäuerlichen
Besitzer die Neigung haben, um jeden Preis Par-
zellen zu kaufen, bei deren Bewirtschaftung sie ihre
eigene Arbeit gar nicht in Anrechnung bringen. Auch
beeinflussen die vielfach irrigen Ansichten, welche die
Parteien von der künftigen Gestaltung der Preise
für landwirtschaftliche Produkte haben, die Höhe des
G. So ist in neuerer Zeit der Verlohrswcrt dcs land-