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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Grusonwerk - Gruter
rechten Wange desBodenstückcs bewirkt wird. Durch
eine weitere Hebelvorrichtung wird beim Offnen
(also beim Herabgleiten) des Keils der Spann-
daumen (s) nach rückwärts gedreht und spannt dabei
durch das Zurückziehen des Schlagbolzens (k) die
Schlagfeder (3). Der Schlagbolzen wird durch die
Abzugsstangs (K) nebst ihrer Blattfeder (i) so lange
in gespanntem Zustande gehalten, bis sie bei wieder
geschlossenem Verschluß entweder durch einen Zug
an der Abzugsleine (k) oder auch automatisch im
letzten Augenblick des Schießens durch eine nach Be-
lieben ein- und ausrückbare Nase (1) am Hand-
hebel (c) nach unten gezogen wird. Geschieht dies,
dann schnellt der Schlagbolzen (l) unter der Feder-
"-51
..^ )
Fig. 2.
krast der Schlagfeder (3) vor, trifft mit seiner Spitze
das Zündhütchen der Patrone und entzündet das-
selbe. Das Auswerfen der abgeschossenen Patronen-
hülse geschieht durch den zweiarmigen Auswerfer sin);
dieser ist im Vooenteil der Kanone gelagert und faßt
mit seinen obern Klauen (u) hinter den Rand der
Patrone. Indem nun der herabgehende Verschluß
die untern kürzern Arme des Auswerfers zuerst all-
mählich und fodann mit plötzlichem Stoß nach vorn
drückt, werden die Klauen mit der Hülse noch
schneller nach rückwärts bewegt und schleudern zuletzt
die Patronenhülse heraus. Eine sehr sinnreiche Vor-
richtung bewirkt, daß der Verschluß nicht eher ge-
öffnet werden kann, als bis der ^chuß auch wirklich
losgegangen ist.
Ein dieser Konstruktion gegenüber namentlich für
den Feldgebrauch erheblich vereinfachter Verschluß
ist der Hammerverschluß (s. 0.). Die Rohre der G. S.
haben die Kaliber von 3,7, 4,7, 5,3, 5,?, 6,5, 7,5, 8,0,
10,0, 12 und 16 cm und zwar in Längen von 10,
15, 20, 25, 30, 35, 40 und einzelne sogar von 70
Kalibern. Vgl. die Abbildungen Fig. 3 der Tafeln:
Geschütze II, III u. IV, wo eine 12 cm-Feld-
haubitze, eine 5,7 cm-Schnellfeucrkanone 1^/30 auf
fester Ständerlafette (Kasemattlafette) für Zwecke
der Grabenbestreichung und eine 5,3 cm-Schnell-
feuerlanone 1^/25 in Schumannscher fahrbarer Pan-
Zerlafette dargestellt sind. - Vgl. Die Grusonschen
Schnellfeuerkanonen u. s. w. (Magdeb. 1890, als
Manuskript gedruckt).
Grusonwerk, s. Gruson, Hermann.
Gruß, Begrüßung, die landesüblichen Zei-
chen und Redensarten, durch die man andern beim
Zusammentreffen oder Abfchiednehmen seine Ach-
tung, Ergebenheit und Freundschaft zu erkennen
giebt. Die alten Hebräer hatten schon ihr 8c1Möin
Iseiiü.! (Friede fei mit dir!), die Griechen für alle
Fälle das einfache Obairk! (Freue dich!). Die
Römer fagten beim Begegnen ^v6! (Sei gegrüßt!),
beim Gehen Vals! (Lebe wohl!); G. und Äbfchied
bezeichnete 83.IV6! (Befinde dich wohl'.). Unter den
nach europ. Weise civilisierten Völkern hat sich
eine gewisse Gleichförmigkeit des G. gebildet, ob-
schon die Verschiedenheit noch sehr groß ist. Ziem-
lich allgemein ward seit dem 17. Jahrh, das Ent-
blößen des Hauptes der Männer zum Zeichen des
G., das, wie alte Bildwerke zeigen, bereits im
15. Jahrh, vorkommt, aber im Anfange nur von
Niedern gegen Höhere geübt wurde. Nächstdem gel-
ten Händedruck, Umarmung und Kuß beim G. als
Ausdruck freundschaftlicher Gesinnungen. Statt der
im nördl. Deutschland üblichen Grußformeln: Guten
Morgen! Guten Tag! u. a., grüßt man im südlichen
gern: Grüß' Gott!, in Österreich: 86i-vu8!, sonst
in kath. Ländern mit dem vom Papst Benedikt XIII.
1728 anempfohlenen Bundesgruß: Gelobt fei Jesus
Christus!, der mit: In Ewigkeit! Amen! erwidert
wird. Der Bergmann grüßt mit: Glück auf!
In der Türkei kreuzt man beim G. die Hände
auf der Brust und beugt sich mit dem Kopfe. Der
Araber ruft dem ihm Begegnenden N8-3(Mm,
Hlkikuni! (Friede sei auf euch!) zu und legt dabei
die linke Hand auf die Brust; der Begrüßte ent-
gegnet in gleicher Stellung: ^Va-^ieikum os-LLläm!
(Und auf euch fei Friede!). Außer dieser, in der
religiösen Anschauung begründeten Vegrüßungs-
formel, welche nur Mohammedanern gegenüber an-
gewendet werden soll, sind auch die auf die Tages-
zeiten bezüglichen Begrüßungsformeln gebräuchlich.
- Vgl. H. Spencer, ?lw0ipl68 ot Lociolo^, Bd. 2
(Lond. 1879); Henne am Rhyn, Kulturgeschichtliche
Skizzen (2. Aufl., Verl. 1889).
Grussau, s. Grüssauisch-Hermsdorf.
Grüssauifch-Hermsdorf, Dorf im Kreis
Landeshut des preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, 6 Wn in:
SO. von Landeshut, 8Kin von der österr. Grenze,
an der Zieder, hat (1890) 1879 E., Postagenwr
und Fernsprechverbindung. Dazu gehört das Klo-
ster Grüssau, eine ehemalige sehr reiche Cister-
cienserabtel, welche 1242 als Venediktinerklostcr
von Anna, der Gemahlin Heinrichs II. des From-
men, gegründet wurde; Bolko I. vergrößerte sie und
übergab sie 1292 den Cisterciensern; 1426 wurde sie
von den Hussiten verwüstet und 1810 säkularisiert.
Gruter oder Gruytöre, Ianus, Gelehrter,
geb. 3. Dez. 1560 zu Antwerpen, wurde von seiner
Mutter in den alten Sprachen unterwiesen, studierte
zu Cambridge und Leiden und erhielt 1586 die
Professur der Geschichte in Wittenberg, die er jedoch,
weil er die Konkoroienformel nicht unterzeichnen
wollte, wieder aufgeben muhte. Er ging dann nach
Rostock und wurde 1592 nach Heidelberg berufen,
wo er 1602 zugleich Bibliothekar wurde. Nach Er-
oberung der Stadt 1622 und dem Verluste feiner
Bibliothek flüchtete er auf ein nahe gelegenes Land-
gut. Später nach Heidelberg zurückgekehrt, starb er
20. Sept. 1627 daselbst. Von Wert ist besonders
seine Sammlung der besten kritischen und anti-
quarischen Abhandlungen des 16. Jahrh., die er
u. d. T. "I^niM8 8iv6 i'",x artinin Iil)6i'Hiium"
(7 Bde., Franks. 1602-34) veröffentlichte, sowie
sein großes Inschriftenwerk "InZoi-iptionos anti^uas
totiu3 01-1)18 Nomknorum" (2 Bde., Heidelb. 1603,
mit dem berühmten Index von I. Scaliger), das