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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gummiwäsche - Gummosis
Körper vulkanisiert und bildet nun nach dem Heraus-
nehmen aus der Form eine vollkommene Kugel.
Beim Abkühlen verdichtet sich das doppeltkohlen-
saure Ammonium wieder zu einem festen Körper,
und der Ball wird durch den äußern Lustdruck schlaff.
Um ihm wieder die Kugelform zu geben, pumpt
man mittels einer bis zur Spitze hohlen Nadel, die
mit einer Luftpumpe in Verbindung steht, atmo-
sphärische Luft unter ziemlich starkem Druck in das
Innere des Balles, und zwar sticht man die Nadel
in den Ball an der Stelle, an welcher sich im Innern
der Pfropsen aus reinem Gummi befindet, welche
Stelle man sehr leicht von außen fühlen kann. Ist
der Ball straff aufgeblasen, so wird die Nadel heraus-
gezogen und das seine Loch durch etwas Gummikitt
verschlossen. Die Bälle erhalten meistens dann noch
eine Verzierung durch Bemalen, Bedrucken u. s. w.
Auf ähnliche Weise werden die Gummifiguren,
wie Puppen, Tiere u. dgl., hergestellt.
Ein wichtiger Fabrikationszwcig ist auch die Her-
stellung der Gummischuhe. Dieselben werden
über eisernen Leisten gemacht, indem man einzelne,
nach einer Schablone ausgeschnittene Stücke über
diese Leisten legt und zusammenklebt. Die Sohle,
die fast immer geriefelt ist, wird auf besondern Ka-
landern hergestellt. Die Vulkanisation findet auf
den Leisten statt, und zwar nicht in Kesseln mittels
Damps, sondern in gemauerten Räumen durch er-
hitzte Luft. Besonderes Augenmerk hat man auf
den Lack zu richten. Derfelbe muß tieffchwarz sein
und darf später nicht grau werden.
Wasserdichte Stosse, wie sie in großem Maß-
stabe zu Regenmänteln, Taucheranzügen, Wagen-
decken und ferner als Unterlagen in den Kranken-
häufern u. s. w. gebraucht werden, stellt man auf
den erwähnten Spreadingsmafchinen aus Gummi-
lösung her. Die Stoffe werden auf derSpreadings-
maschine mit der Gummilösung, die verschieden ge-
färbt sein kann (bei Regenmänteln ist sie in der
Regel schwarz und bei dem sog. Hospitaltuch
weiß), überzogen, und zwar kommen verschiedene
Lagen von Gummi darauf, bis die erforderliche
Stärke der Gummifchicht erreicht ist. Man vulkani-
siert diese Stoffe sowohl auf kaltem als auf warmem
Wege. Ersteres geschieht mit den bekannten Mischun-
gen von Chlorschwefclund Schwefelkohlenstoff, und
letzteres entweder mit erhitzter Luft in denfelben
Räumen, in denen man die Gummischuhe vulkani-
siert, oder, auf eiferne Trommeln gewickelt, in Kes-
seln mittels Dampf.
Einen besondern Fabrikationszweig bildet die
H erstellung derPatentgummiwar e n. Als Roh-
material dienen hierzu die oben befchriebenen Pa-
tentgummiplatten. Man stellt hauptsächlich chirurg.
Artikel, ferner dic schwarzen Kindersauger und die
schwarzen sog. Patcntschläuche in diesen Fabriken
her. Die Fabrikation selbst ist eine verhältnismäßig
einfache. Dieselbe beruht vor allen Dingen darauf,
daß frische Schnittstächen von Patentplatten durch
einfaches Zusammendrücken sich fest vereinigen wie
Eifen in der Echweißhitze. So stellt man die Pa-
tentgummischläuche auf die Weise dar, daß man
einen Streifen aus Patentplatte, dessen Breite dem
Umfange des Schlauchs entspricht, durch eine Leere
hindurchzieht und so die beiden Kanten vereinigt.
Bei manchen Artikeln, wo es auf eine größere Festig-
keit der Naht ankommt, klopft man dieselben noch
auf einem kleinen Amboß mittels eines Hammers.
Tics geschieht z. B. bei den Schweißblättern sowie
bei den aus Patentgummi hergestellten gefärbten
Ballons, die, mit Wasserstoff gefüllt, als Spielzeug
und zu Reklamezwecken dienen. Die Vulkanisation
der Patentgummiwaren geschieht meistens nach der
Methode von Parkes, oft auch, namentlich in Frank-
reich, nach der Methode von Hancock.
Das Hartgummi oder hornifierte Gummi
oder Ebonit, eine Erfindung von Goodyear, unter-
scheidet sich von dem Weichgummi durch den bei
weitem größern Schwefelgehalt. Derselbe beträgt
ungefähr das Dreifache wie beim Weichgummi.
Daher wird das Hartgummi bei weitem länger vul-
kanisiert (und zwar in mit Dampf geheizten Kesseln)
als Weichgummi. Das Hartgummi, das mehr die
Eigenschaften des Horns besitzt, hat eine schwarze
Farbe und erhält durch Polieren einen sehr hohen
Glanz. In der Wärme wird es biegsam. Man stellt
aus dem Hartgummi die verschiedensten Gegenstände
wie aus dem Horn dar, namentlich Kämme, Schmuck-
sachen, Stäbe und Röhren für elektrische Zwecke.
Die Verarbeitung von Guttapercha (s. d.) und
Valata (s. d.) ist von der des Kautschuk nicht wesent-
lich abweichend. Die G. hat ihre Hauptsitze in
Großbritannien, Frankreich und Deutschland, dem-
nächst in Osterreich; in andern Ländern kommt sie
nur vereinzelt vor. In Deutschland wurden an roher
Guttapercha und Kautschuk 1892 allein 46924 Dop-
pelcentner im Werte von 28154000 M. eingeführt,
dagegen an Gummiwaren aller Art 31508 Doppel-
centner im Werte von 21678000 M. ausgeführt.
- Vgl. Heinzerling, Fabrikation der Kautschut-
und Guttaperchawaren (Braunschw. 1883); Hoffer,
Kautfchuk und Guttapercha (2. Aufl., Wien 1892).
Gummiwäsche, richtiger Celluloid- oder
Lithoidwäsche, Wäsche, die aus einer Einlage
von starkem Shirting und einem Überzuge von
Celluloid besteht, der in Form von dünnen Platten
auf den Shirting gebracht und mit diesem mittels
heißer Pressung unlöslich verbunden wird. Die
Wäsche bekommt dann eine die Textur feiner Lein-
wand genau wiedergebende Prägung, wird auf der
Polierscheibe geschliffen und poliert und endlich an
erwärmten Apparaten in die Formen gebogen, in
denen sie als fertiges Fabrikat in den Handel kommt.
Für das Auge unterscheidet sich die G. nur wenig
von feiner Leinenwäsche; im Gebrauch aber beruht
ihr wefentlichster Vorzng vor jeder andern Wäfche
in ihrer abfoluten Wasferdichtigkeit, die es dem, der
sie trägt, ermöglicht, sie in wenigen Minuten selbst
zu reinigen und sofort wieder gebrauchsfähig zu
machen. Die Wäfche bewahrt auch bis zu voll-
ständiger Abnutzung ihre gute Form und ihre Farbe,
letztere allerdings nur dann, wenn sie nach jedes-
maligem Gebrauch gereinigt wird, da andauernde
Einwirkung von Schweiß den Stoff gelb färbt.
Eine minderwertige Qualität wird jetzt vielfach nur
aus Celluloid, ohne Shirtingeinlage, gemacht und
als G. verkauft. Zum Waschen jeder G. bedient
man sich am besten lauwarmen oder kalten, nicht
heißen Wassers und einer oimssteinhaltigen Seife,
wie sie von jeder Gummiwäschefabrik mit der G. in
den Handel gebracht wird; doch genügt auch jede
andere Seife. Zur Schonung der Knopflöcher em-
pfiehlt sich der Gebrauch sog. Mechanikknöpfe.
GumlNöfis oder Gummifluß, eine krankhafte
Erscheinung, die sehr häusig an Obstbäumen, be-
sonders am Steinobst, wie an Kirsch-, Pflaumen-,
Aprikosenbäumen u. s. w., auftritt und darin be-
steht, daß größere Mengen von Gummi an die Ober-