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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gurkenbaum - Gurko
heftet. Aus der Mitte jedes einzelnenKarpclls dringt
eine Scheidewand nach der Achse der Frucht vor.
Im Laufe der Zeit sind zahlreiche Sorten ent-
standen, welche bald für die eine, bald für die andere
Zubereitungsweise vorzuziehen sind. Man unter-
scheidet lange oder Schlange ngurkeu, mittel-
lange und kleine oder Traubengurken. Zur Be-
reitung von Salaten (Gurkensalat) sind wegen
ihres reichlichen Fleisches und des kleinen Kern-
hauses vorzugsweise die Schlangengurken geeignet,
welche oft über 60-70 om lang und 10 cin und
darüber dick werden; die besten Sorten sind: Rol-
lissons Telegraph, Schwanenhalsgurke, Arnstädtcr
Niesenschlangengurke (s. Tafel: GemüseIV, Fig. 6),
Berliner Aalgurke (Fig. 5) u. a. Ein Teil der zahl-
reichen G. wird im freien Lande kultiviert, während
andere, insbesondere die sehr großfrüchtigen, ihre
Vollkommenheit nur im Treibbeet erreichen.
Die Kultur der G. wird in Deutschland besonders
in Lübbenau im Spreewalde, in Liegnitz und Calbe
in großem Umfange betrieben. Während des Win-
ters werden G. erfolgreich in besonders für diesen
Zweck eingerichteten Gewächshäusern kultiviert. Für
diesen Zweck eignen sich jedoch nur ganz bestimmte
Schlangengurkensorten. Den Bruttoertrag an G.
rechnet man auf 1 ba zu 100000 bis 130000 Stück
zum Durchschnittswert von 2 bis 3 Pfennigen. Sie
bilden frisch einen wichtigen Handelsartikel in der
Versorgung großer Städte. In Deutschland findet
Einsuhr aus Frankreich und Holland statt, Ausfuhr
nach England und selbst nach Nordamerika. Für
den Großhandel kommen nur die zum Einmachen
bestimmten G. in Betracht. Die mittelgroßen, nicht
zu reifen, noch etwas harten, wie die Erfurter
mittellange grüne G., werden zu Sauren- oder
Salzgurken verwendet; zu Senfgurken nimmt
man die größten und reifsten, schon etwas gelb ge-
wordenen Stücke, wie die weiße holländische G.; zu
Pfeffergurken höchstens fingerlange, junge, im
Frühsommer gesammelte Stücke, besonders die
kleinen Früchte (cornielioiiZ) der Pariser Trauben-
gurke (Fig. 4); zu Zuckergurken grüne, mittel-
große, feste. Letztere werden gewöhnlich in Gläsern
und Büchsen versendet und aufbewahrt, die Pfeffer-,
Salz- und Senfgurken aber meist in Fässern oder
Steintöpfen.
Seltener wird in Deutschland die Schlangen-
gurke (Oicuini8 Ü6XU08U8 /^.) mit schlangenartig
gekrümmten Früchten in Mistbeeten gezogen. Die
Augurie oder amerikanische G. (Oucuinig
au^uria. /.. sIamaika^j) liefert kleine, kugelige, stach-
lige Früchte, die aber in ihrer .Heimat wie unsere G.
benutzt werden. Nicht eßbar, weil äußerst bitter
schmeckend, ist die im Orient heimische Propheten-
gurke (OicuiniZ propIiLtarum />.) mit kugeligen,
walnußgroßen, igelstachligen Früchten.
In betreff der Kultur vgl. außer der unter Ge-
müsebau angeführten Litteratur Weises Melonen-,
Gurken- und Champignongärtner (5. Aufl., bearbeit
tet von Hartwig, Weim. 1884).
Gurkenbaum, s. NgAnolia.
Gurkenkernbandwurm (I^Lnia cueumei-wa
ii?,ck.), s. Bandwürmer (Bd. 2, S. 364 a).
Gurkenkraut, s. Zoi-axo.
Gurkensalat, s. Gurke.
Gurkfeld. 1) Bezirkshauptmannschaft im österr.
Kronlande Krain, Hat868,6i ykin und (1890) 53237
(26066männl., 27171 weibl.) meist kath. slowen. E.,
darunter 225 Deutsche; 10801 Häuser und 11161
Wohnparteien in 18 Gemeinden mit 456 Ortschaften
und umfaßt die Gerichtsbezirke G., Landstrah,
Nassenfuß und Ratschach. - 2) G., slowen. Trkko,
Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft G., an
der Save und an der Anie Steinbrück-Agram der
Österr. Südbahn, hat (1890)877, als Gemeinde
5406 E., Post, Telegraph, Bezirksgericht (225,19 <i^m,
4 Gemeinden, 139 Ortschaften, 16952 slowen. E.,
darunter 82 Deutsche), Kapuzinerkloster, Bürger-
schule, warme Bäder, Bürgerspital; Acker- und
Weinbau. In der Nähe befindet sich ein schönes
Schloß, "Thurn am hart", der Grafen von Auers-
perg, ein Artillerieschießplatz und Ruinen des röm.
Noviodunum.
Gurkha, verderbt aus Gorkha, Volksstamm
in Nepal (s. d.).
Gurko, Ossip (d. i. Joseph) Wladimirowitsch,
russ. General, aus altadliger russ. Familie stam-
mend, geb. 15. Nov. 1828, wurde im kaiserl. Pagen-
korps in Petersburg erzogen und trat 1846 als
Kornett in das Garde-Husarenregiment ein, wurde
1852 als Hauptmann in die Linieninfanterie ver-
setzt, in welcher er den Krimkrieg im Regiment
Diebitsch mitmachte. 1857 trat G. wieder als
Eskadronschef in das Garde-Zufarenregiment zu-
rück, wurde 1860 Flügeladjutant des Kaisers und
1861 Oberst, nahm 1863 an der Niederwerfung
des poln. Aufstandes mit Auszeichnung teil und
wurde 1866 Commandeur eines Husarenregiments,
1867 Generalmajor und Commandeur des Leib-
garde-Grenadierregiments zu Pferd, 1873 Com-
mandeur einer Garde-Kavalleriebrigade und 1876
Divisionscommandeur. Bei Ausbruch des Krieges
gegen die Türkei 1877 erhielt G. den Befehl über
ein hauptsächlich aus Kavallerie zusammengesetztes
besonderes Avantgardenkorps, mit dem er in Ge-
waltmärschen nach Tirnova (7. Juli), sowie da-
nach über den Balkan bis auf zwei Tagemärsche
von Adrianopel vordrang. Dieser kühne Zug, wo-
durch die Russen in den Besitz des Schipkapasses
kamen, machte G.s Namen sehr bekannt, war in-
dessen für den Verlaus des Krieges nicht so entschei-
dend, wie es anfangs fchien, da die wenigen unter
seinem Befehle ins Tundzathal vorgedrungenen
Truppen sehr bald von der türk. Südarmee über den
Balkan zurückgedrängt wurden. Bald darauf wurde
G. nach Petersburg zurückberufen, um seine Garde-
Kavalleriediviston auf den Kriegsschauplatz zu führen.
Im Oktober übernahm G. den Befehl über die ge-
samten Garden und die Kavallerie der Westarmee
mit dem Auftrage, die rückwärtigen Verbindungen
des bei Plevna stehenden türk. Heers unter Osman
Pascha zu unterbrechen und dessen Einschließung zu
vollenden. Dies geschah, nachdem G. 24. Okt. das
verschanzte Gorny Dubnik erstürmt und 28. Okt.
das ebenfalls verschanzte Tikisch durch Beschießung
zur Übergabe gezwungen hatte. Darauf überschritt
er Ende Dezember den Balkan, besetzte 4. Jan.
1878 Sofia, marschierte von dort nach Philippo-
pel und zersprengte in der dreitägigen Schlacht
l15., 16. und 17. Juni) bei Philippopel die Armee
Suleiman Paschas, worauf G. bei Adrianopel mit
der russ. Hauptarmee in Verbindung trat und mit
dieser den Zug bis in die Nähe von Konstantinopel
mitmachte. Nach Beendigung des Krieges wurde
G. zum General der Kavallerie und Generaladju-
tanten des Kaisers befördert und 14. April 1879 mit
ausgedehnten Vollmachten zum Generalgouverneur
von Petersburg ernannt. Da G. jedoch während