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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hadria - Hadrianupolis
senkt und mit emer steilen, 300 m hohen Granit-
mauer plötzlich zum Sandmeere abfällt. Das Pla-
teau durchschneidet ein 220 km langer Thalzug mit
Bach, das sog. Wädi Doan, zu dem zahlreiche
Seitenthäler ausmünden, mit üppiger Vegetation
bedeckt. Am Fuße und den untern Abhängen liegen
Ortschaften, von denen die größten, Schibam und
Terim, je 25000 E. haben. Am Strande liegen der
Nothafen Keschin und der Handelshafen Makalla
mit 18000 E. Die Zahl der Bewohner von H. wird
auf 500000 geschätzt. Sie teilen sich in drei Ge-
schlechter. Die Beni Kahtan sind Beduinen und
leben selten in Dörfern, meist in Wäldern oder
Höhlen; die Veni Amüd (die Säulen) sind die
Städtebewohner des Hochlandes; die Beni Koreisch
bewohnen in großen Massen die Städte. Die Sprache
weicht von dem Arabischen im Innern sehr ab. - Vgl.
von Wrede, Reise in H., Beled-Yssa und Veled el-
Hadschar (hg. von Maltzan, Braunschw. 1870); van
den Berg, 1.6 II. (Batavia 1886).
Hadria, Meerbusen, s. Adriatisches Meer.
Hadria, alte Stadt in Oberitalien, s. Adria.
Hadria, alte Stadt in Picenum, s. Atri.
Hadrian, röm. Kaiser, s. Hadrianus.
Hadrian, Adrian, sechs Päpste:
H. I. (772-795), ein Römer aus angesehenem
Geschlecht, war bemüht, den Kampf der Franken
und Langobarden im Interesse des päpstl. Stuhls
auszunutzen. Vom Langobardenkönig Desiderius
(s. d.) bedrängt, rief H. Karl d. Gr. zu Hilfe. Dieser
zog 773 nach Rom, zwang Desiderius zum Rückzug,
bestätigte und erweiterte die Schenkung Pippins
von 754, wodurch der päpstl. Stuhl in "den Besitz
mehrerer ital. Provinzen gelangt war. Aus Dank-
barkeit für einen neuen Heereszug gegen die Lango-
barden salbte H. 781 Karls Söhne Pippin und Lud-
wig zu Königen von Italien und Aquitanien. Im
Bilderstreit (s. Bilderdienst) stand H. mit dem Konzil
von Nicäa (787) auf feiten der Bilderfreunde, ver-
mochte aber die bilderfeindlichen Beschlüsse der frank.
Kirche nicht zu hindern. In Übereinstimmung mit
ihr bekämpfte H. den Adoptianismus (s. d.).
H. II. (867-872), aus röm. Geschlecht, wurde im
75. Lebensjahre Papst. Er bemühte sich vergeblich,
im Kampf zwifchen Lothar II. und Karl dem Kahlen
die päpstl. Macht zur Geltung zu bringen. Die achte
allgemeine Synode zu Konstantinopel (869) erkannte
den Primat des Papstes an, wies aber die Bulgarei
dem Patriarchen von Konstantinopel zu. Auf einer
Synode zu Worms (868) setzte H. die Bestimmung
durch, daß niemand das Kloster wieder verlassen
dürfe, der als Kind einem folchen übergeben fei.
Auch wurde den Geistlichen die Ehe verboten.
H. III. (884 - 885), Römer, erhielt die päpstl.
Würde erst nach heftigem Kampf der Parteien und
starb auf der Reife nach Deutschland im Kloster
Nonantula bei Modena.
H. IV. (1154-59), einziger Papst engl. Nation,
Sohn eines engl. Priesters, hieß Breakspeare,
wurde von seinem Vater verstoßen, trat nach vielen
Entbehrungen als Mönch in das St. Rufuskloster
bei Avignon, dessen Abt er wurde. Eugen III. erhob
ihn zum Kardinalbischof von Albano und verwandte
ihn zu schwierigen Missionen. Als Papst fand er
in Arnold (s. d.) von Brescia einen heftigen Gegner.
Das über Rom verhängte Interdikt zwang den röm.
Senat, Arnold auszuweisen. Als Friedrich Bar-
barossa zur Kaiserkrönung nach Rom kam, verlangte
H. die Auslieferung Arnolds. Friedrich gab nach,
hielt sogar H. in Sutri die Sleigbügel, worauf
ihn dieser in der Peterskirche krönte (1155). Bald-
darauf zerfiel H. mit Friedrich. Auf dem Reichs-
tag zu Befancon 1157 wurde ein päpstl. Brief ver-
lesen, der die'Kaiserwürde als päpstl. Lebn (deneü-
cwm) erklärte. Da indessen der deutsche Klerus sich
auf Seite des heftig protestierenden Kaisers stellte,
gab der Papst insofern nach, als er das Wort Bene-
ficium einfach als Wohlthat deutete. Von neuem
entspann sich der Streit, als Friedrich bei seinem
zweiten Römerzuge sich durch den Reichstag auf
den Ronkalischen Feldern 1158 mit der größten
Machtfülle ausrüsten ließ und gegenüber den
päpstl. Anmaßungen den Satz aufstellte, daß eigent-
lich ihm vom Papste der Lehnseid geleistet werden
müsse. Noch vor dem Ausbruch des eigentlichen
Kampfes starb H. plötzlich.
H. V. (12. Juli bis 18. Aug. 1276), aus Genua,
hieß vorher Ottoboni Fiesco.
H. VI. (1522-23), geb. 2. März 1459 in Utrecht
als Sohn eines Handwerkers, wurde von den Brü-
dern des gemeinsamen Lebens erzogen, machte sich
in Löwen mit Theologie und Kirchenrecht gründlich
bekannt, wirkte an der dortigen Universität mit
Beifall als Professor, ward 1507 Erzieber des
nachmaligen Kaisers Karl V., 1515 Biscbos von
Tortosa und Großinquisitor, 1517 Kardinal und
9. Jan. 1522 Papst. H. war von der Notwendigkeit
einer durchgreifenden Reform der Kirche an Haupt
und Gliedern üoerzeugt, nur nicht im Sinne der deut-
schen Reformation, vermochte aber nichts auszu-
richten. Diefe Reformpläne und seine Strenge hat-
ten ihm den Haß der Römer, zumal er ein Auslän-
der war, zugezogen, die nach seinem Tode auf die
Thür seines Arztes schrieben: "Dem Befreier des
Vaterlandes". Er starb 14. Sept. 1523. - Vgl. C.
von Höfler, Papst Adrian VI. (Wien 1880, - Nip-
pold, Die Reformbestrebungen Papst H.s VI. und
die Ursachen ihres Scheiterns (im "Histor. Taschen-
buch", 5. Folge, Iabrg. 5, Lpz. 1875); H. Bauer,
H. VI. Ein Lebensbild (Heidelb. 1876). fturg.
Na.ariHNi inoiss, s. Hadrianus und Engels-
Hadrians Villa, eine der großartigsten An-
lagen, die Kaiser Hadrianus auf einer Hügelland-
schaft unweit des Anioflusses und der Stadt Tibur
(Tivoli) am Fuße der Tiburtinischen Berge nach sei-
nen eigenen Angaben und Plänen herrichten ließ. In
dieser Villa, die den Umfang einer Stadt hatte (die
Ruinen bedecken noch ietzt einen Raum von 15 km
Umfang),befandensichVlumengärten,^äulenhallen,
Wasserkünste, Bäder und Theater, Nachbildungen
der berühmtesten Bauwerke Athens, wie des Ly-
Ferner hatte
der Kaiser dort eine Nillandschast geschaffen mit der
Nachbildung des alercmdrinischen Lustortcs Cano-
pus, mit einem Sarapistempel und Heiligtümern
für den vergötterten kaiferl. Liebling Antinous (s. d.),
ja selbst das Tempethal und den Tartarus. Seit
dem 16. Jahrh, sind in den Trümmern dieier Müen-
anlage zahlreiche Kunstwerke, besonders schöne Mar-
morstatuen, gefunden worden.
Hadrianswall, Piktenmauer oder Pitten-
wall, der von Kaiser Hadrianus (s. d.) angelegte,
mit 17 Kastellen, 80 Thoren und 320 Türmen ver-
sehene Doppelwall im nördl. England zwischen dem
Solwaybusen und der Tynemündung, zum Schutz
der röm. Provinz Britannien. Bedeutende Über-
reste sind vorhanden.
Hadrianupölis, s. Atben iBd. 2, S. 24a).