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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hadewig - Hadramâut
Hadewig, Herzogin von Schwaben, s. Hedwig.
Hadik v o n F u tak, Andreas, Reichsgraf, österr.
Feldmarschall, geb. 16. Okt. 1710 auf der Donauinsel
Schütt, trat 1732 in österr. Militärdienst und that
sich schon 1735 als Führer eines Streifkorps vor Pbi-
üppsourg hervor, ebenso im Türkenkriege und im
Osterreichischen Erbfolgekriege, in dem er bereits 1748
Zum Generalmajor aufstieg. Im Okt. 1757 unter-
nahm er an der Spitze leichter Truppen den berühmten
Zug nach Berlin, das er einen Tag lang besetzt hielt,
dann aber, nachdem er der ^tadt eine Kontribution
auferlegt hatte, vor dem herannahenden König
schleunigst wieder räumen muhte. 1762 übernahm
er den Oberbefehl über die Reichsarmee, operierte
anfänglich glücklich, wurde aber 29. Okt. bei Frei-
derg in Sachsen vom Prinzen Heinrich von Preußen
gänzlich geschlagen. H. wurde darauf bis 1764 Gou-
verneur von Siebenbürgen, führte auf dem Kongreß
zu Karlowitz den Vorsitz, wurde 1773 Gouverneur
der durch die erste Teilung Polens an Österreich
gefallenen Länder und 1776 Neichsgraf, sodann
Präsident des Hofkriegsrates zu Wien. 1789 be-
fehligte H. das österr. Heer im Türkenkriege, er-
tränkte jedoch bei der Vorbereitung zur Belagerung
von Belgrad und trat den Befehl an Laudon ab.
1757 bereits Feldmarschalllieutenant, 1758 General
der Kavallerie, starb H. als Feldmarschall 12. März
1790 zu Wien. Er hinterließ ein Tagebuch, welches
wertvolle Nachrichten über die Geschichte seiner Zeit
enthält. Das österr. Husarcnregiment Nr. 3 erhielt
1888 seinen Namen.
Hadith (arab., "Mitteilung", "Erzählung"), Be-
zeichnung der dem Mohammed zugeschriebenen Aus-
sprüche, die im Islam neben dem Koran als Quelle
des religiöseu Lebens betrachtet werden. Dem Text
dieser Aussprüche geht in der Negel die Liste der
Gewährsmänner voraus, welche das betreffende H.
vom ersten Urheber bis zum jeweilig letzten Ver-
treter desselben überliefern. Neben dem Text (matn)
dient diese Beglaubigungskette (8aQaä oder isnHci,
d. i. Stützung) zur Beurkundung der Glaubwürdig-
keit des erstern. Viele Überlieferer haben seit alter
Zeit die von ihnen aufgenommenen H. niederge-
schrieben - aber erst im 3. Jahrh. derHidschra beginnt
die kritische Sichtung und systematische Anordnung
und Redaktion des riesig angewachsenen Mate-
rials nach Kapiteln der Gesetzkunde. Die in diesem
Sinne bervorragendsten Hadith-Sammlungen sind
von Al-Buchäri (gest. 869), Muslim (gest. 874), Abu
Däwud lgest.888), Al-Nasäi (gest.915), Al-Tirmidsi
(gest. 892), Ibn Madscha (gest. 896) verfaßt. Diese
Sammlungen, unter welchen den beiden ersten unter
dem Namen "^I-Zsaliili^w) (die beiden Korrekten)
besondere Weihe zugeeignet wird, haben mit der
Zeit kanonische Geltung im Islam erlangt und wer-
den zusammen "^.1-Xuwd ^1-8ittH", d. i. "Die sechs
Bücher" genannt und als die maßgebenden Quellen
der Religion und des Gesetzes betrachtet. Aber auch
außer diesen kanonischen Sammlungen sind aus ver-
schiedenen Gesichtspunkten viele andere Samm-
lungen angelegt worden. Das Studium des H., die
Methodik leiner Verwendung für die Deduktion des
Gesetzes, die Kritik der Gewährsmänner der Isnade
u. a. öi/det unter dem Namen "'lim ai-iiaditii" (Ha-
dithwissenschaft) eine der wichtigsten Disciplinen der
Mohammed. Religionswissenschaft. In den letzten
Jahrzehnten sind im Orient, besonders Ägypten und
Indien, die wichtigsten Hadith-Sammlungen durch
den Druck allgemein zugänglich gemacht worden.
Eine europ. Textausgabe ist nur vom Buchari (s. d.j
vorhanden; übersetzt ist die Sammlung von Mal-
thews: "Niäncat ooi-ma^I/iii, or H colikcnon oi
tiis ni03t autiientic traäitioiiZ i-öFaräinA tlie ao
tioiiL and 8aviuF8 ok^IuIiHniinsä" (2 Bde., Kal-
kutta 1809). - Vgl. Goldziher, Muhammedanische
Studien, Bd. 2 (Halle 1890).
Hadjatsch, russ. ^tadt, s. Gadjatsch.
Hadlaub, Johs., schweiz. Minnesänger, 1302
in Zürich nachgewiesen, wo er vor 1340 an einem
16. März starb. Er nennt viel adlige Gönner, dar-
unter die Züricher Rüdiger Manesse, Vater und
^ohn, deren reiche Liedersammlungen er rühmt;
man hat daher auch ihn mit der sog. Manessischen
Handschrift (s. d.) zu Heidelberg in Verbindung ge-
bracht. H. erzählt in seinen ernsten, oft balladen-
artigen Liedern mit sentimentaler Schüchternbeit
seine Liebe zu einer vornehmen jungen Dame und
giebt dabei so reiche thatsächliche Details wie nicht
entfernt ein anderer Minnesänger; das reizte Gottfr.
Keller, ihm seinen Herzensroman in der Novelle
"Hadlaub" nachzudichten. Aber H. hat auch in der
Art Steinmars derbe Ernte-, Herbst- und Freßlieder
gewagt. Ausgabe von Ettmüller (Zur. 1840) und
von Vartsch in den "Schweizer Minnesängern",
Nr. 27 (Frauenfeld 1886). - Vgl. Schleicher, über
H.s Leben und Gedichte (Lpz. 1888).
Hadley (spr. häddle), James, amerik. Philolog,
geb. 30. März 1821 zu Fairfield im Staate Neu-
york, graduierte 1842 am^ie (^oIlLFs zuNew-Haven
(Connecticut), wurde 1845 daselbst außerord. Pro-
fessor der alten Geschichte und 1851 ord. Professor
des Griechischen. H. starb daselbst 14. Nov. 1872. Er
war zu gleicher Zeit ein ausgezeichneter Jurist und
hielt Vorlesungen über (^ivi! 1^3.^. Er schrieb eine
"(^i-66i( Ai'Äininln-" (Neuyork1860), "^di-iek liiLtoi'x
oktko NiiFliäli lknFUHFLu als Einleitung zu Websters
"^meiicHn äictionarv ol tds UiiZ1i8ii iHNFuaFO"
(1864), "I5i6in(mt8 0t' tl)6 (^166k 1an^u3^6" (1869).
Seine "llnioloZical and critical 688ii)'8" wurden
1873 von William D. Whitney herausgegeben.
Hadleysches Princip, das Gesetz, daß alle
Strömungen auf der Erde, besonders die Wind-
strömungen, durch die Erdrotation abgelenkt wer-
den, und zwar auf der nördl. Halbkugel nach rechts,
auf der füdlichen nach links. Vgl. Atmospbare
(Bd. 2, S. 46d).
Hadmersleben, Stadt im Kreis Wanzleben des
preuß. Rcg.-Vez. Magdeburg, unweit der Bode, an
der Linie Vtaqdeburg-Halberstadt der Preuß. Staats-
bahnen, hat (1890) 1233 E., darunter 277 Katholiken,
Post, Telegraph sowie auf dem Bahnhof Postagentur
und Telegraph, eine Malzfabrik und zwei Woll-
spinnereien, zwei Kram- und Viehmärkte. Das dabei
gelegene Dorf H. hat mit den Gutsbezirken Amt
und KlosterH. 1421E., eine Attienbrauerei und ein
der Oberaufsicht der preuß. Regierung unterstelltes,
1470 durch 5iurd von der Asseburg gestiftetes Hospi-
tal mit 14 Freistellen.
Hadramäut, im I.Buch Mose Khatzarmaveth,
Teil Arabiens, längs der Südküste, zieht sich 12-
1500 km weit, bei etwa 190 km Breite, mit 250000
<ikin Areal, zwischen Jemen im W. und Mahra im O.
bin. Von der Küste steigt das Land schwach an in
Tafelstufen von 450-500 m Höhe. In den Schluch-
ten liegen fruchtbare Streifen von Alluvium. Dahin-
ter folgt der Tafellandsrand mit 2400 m hohen
Gipfeln (Dschebel Tsahura); dann eine 12-15
Tagereisen breite Hochebene, die sich sanft nach N.