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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hallsches Phänomen; Hallstatt

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Hallsches Phänomen - Hallstatt

sondere Innung mit eigener Kasse und eigenen Ordnungen, brauchten aber nicht gerade H. von Geburt zu sein. Unter die Wirker und Läder dagegen durften nur solche Männer ehelicher Geburt aufgenommen werden, deren Eltern beiderseits zu den H. gehörten. Diese beiden Klassen oder die eigentlichen H. hatten gleiche Rechte und gleiche Privilegien. Zu den Wirkern gehörten die Sogger (Sieder), Salzträger, Gruder (Heizer) und die bei der Salzbereitung beschäftigten Knechte. Zu den Lädern, die das Verladen des Salzes besorgten, zählten die Stopfer, deren Aufgabe darin bestand, die Wagen in gehörigen Stand zu setzen und das Salz vor Nässe zu schützen.

Als die eigentlichen Meister galten die Sieder bei der Pfanne, die (während des 18. Jahrh.) für die Pfänner alles Nötige besorgten und verauslagten und wöchentlich mit ihnen abrechneten. Seit Einführung der Dampfkraft zur Hebung der Sole aus den Brunnen sind die Läder und die Gerentner gänzlich eingegangen. Seit 1789 und 1798 zur Wiederbelebung der seit 1763 in Verfall geratenen pfännerschaftlichen Siederei zwei große gemeinschaftliche Siedehäuser an die Stelle der kleinen "Kothe" traten, von denen über 100 in der Nähe der Brunnen gestanden hatten, nahm hier die Anzahl der Wirker ab; gegenwärtig arbeiten noch etwa 100 H. in der Saline, die übrigen haben sich andern bürgerlichen Beschäftigungen zugewendet. Von ihren Privilegien haben sich einige Reste bis auf die Gegenwart erhalten. Die Eigentümlichkeiten der H. führten zu der Annahme, daß sie einem fremden Volksstamme angehören. Während aber die Vermutung slaw. Abkunft sich nicht bestätigte, hat die Untersuchung der Kunstausdrücke gezeigt, daß die Mehrzahl derselben in der kelt. Sprache ihre Erklärung findet, die selbst das Wort hallwr (spr. hallûr) in der Bedeutung "Salzbereiter" darbietet. Deshalb haben Leo und Keferstein den H. keltische Abstammung zugeschrieben. Vgl. Keferstein, über die H. (Halle 1843); Leo in Haupts "Zeitschrift für deutsches Altertum" (Bd. 5). Dagegen wurde später die von den H. selbst geteilte Meinung ausgesprochen, daß man in den H. Abkömmlinge der ältesten fränk. Kolonie bei der Burg Halla (s. Halle an der Saale, S. 681 a) zu sehen habe. Man wird annehmen können, daß die älteste Generation der Salzsieder (der Name H. erscheint oder ist urkundlich zuerst nachgewiesen seit dem ersten Drittel des Dreißigjährigen Krieges) wirklich kelt. Abkunft war, gleichviel ob Kriegsgefangene oder freie Arbeiter; nach Ablauf der slaw. Herrschaft dagegen sind sie, dann wohl wesentlich durch Einführung von Franken in die Salinen, dauernd germanisiert worden. - Vgl. auch Schwetschke, Zur Gewerbegeschichte der Stadt Halle von 1680 bis 1880, Tl. 1 (Halle 1883).

Hallsches Phänomen nennt man folgende von dem Amerikaner Hall (1880) entdeckte Erscheinung: der Strom eines Bunsen-Elementes B (s. beistehende Skizze) wird durch ein Metallblatt a b c d in der Richtung des Pfeils durchgeleitet, während bei c und d an Punkten gleichen Potentials die Drahtenden eines Galvanometers G angelegt sind, welches also keinen Ausschlag giebt. Befindet sich aber a b c d zwischen den Polen eines Elektromagneten, dessen Nordpol etwa vor, dessen Südpol hinter der Ebene des Papiers liegt, so zeigt bei sehr dünnen Metallblättchen (0,001-0,01 mm Dicke) und bei Erregung des Magneten das Galvanometer einen Strom an. Hierin besteht das H. P. Der Strom fließt in dem angegebenen Falle im Sinne des gefiederten Pfeils durch das Galvanometer bei Blättchen von Gold, Silber, Platin und Nickel, im entgegengesetzten Sinne bei Eisen und Kobalt. Die ursprüngliche Hallsche Annahme einer unmittelbaren Ablenkung der Stromlinien durch den Magnet bietet theoretische Schwierigkeiten, auch hat sich eine solche Ablenkung bei den ältern Versuchen von von Feilitsch (1858) und Mach (1870) bei dickern Blättchen nicht gezeigt. Man hat deshalb versucht, die Erscheinung durch Änderung der Leitungsfähigkeit und der thermoelektrischen Eigenschaften der Metalle unter dem Einfluß des Magneten (Shelford, Bidwell 1884) zu erklären. Besonders stark tritt nach Leduc (1884) das H. P. am Wismuth auf. Lommel (1892) stellt sich vor, daß in magnetischen Blättchen Molekularströme im Sinne der Ampereschen Ströme des erregenden Magneten vorhanden sind, im diamagnetischen Blättchen hingegen entgegengesetzte Molekularströme (entsprechend der W. Weberschen Theorie). Erstere sind gleichwertig einem das Blättchen im Sinne a c b d umfließenden Strome, dessen elektromotorische Kraft am obern Blättchenrand sich zu jener des Hauptstroms a b hinzufügt, am untern aber abzieht, wodurch die Symmetrie der Äquipotentiallinien gestört wird. Im Falle diamagnetischen Materials würde es sich umgekehrt verhalten.

[^Abb.]

Hallstatt, Marktflecken im Gerichtsbezirk Ischl der österr. Bezirkshauptmannschaft Gmunden in Oberösterreich, liegt in 494 m Höhe an dem südwestl. Ende des von der Traun durchflossenen Hallstättersees (s. d.), am Fuße des Hallstätter Salzbergs, über den man zum Plassenstein (1952 m) gelangt, und an der Linie Steinach-Irdning-Attnang der Österr. Staatsbahnen, die am steilen östl. Ufer des Sees hinführt, ist Sitz einer Salinen- und Forstverwaltung und hat (1890) 789, als Gemeinde 1660 E., darunter ein Drittel Evangelische, zwei kath. Kirchen, unter welchen die alte Pfarrkirche einen altertümlichen Schnitz-und Bilderaltar enthält, eine evang. Pfarrkirche und eine Fachschule für Holzschnitzerei und Marmorbearbeitung. Die Häuser sind amphitheatralisch an dem Berge hinangebaut und statt der Straßen durch Treppen verbunden. Mitten im Orte bildet der Mühlbach, der durch 1890 vollendete Verbauungen unschädlich gemacht ist, einen kleinen Wasserfall. Die Sole des Salzbergs, dessen Stollenmundloch 1120 m hoch liegt, wird großenteils nach Ischl und Ebensee geleitet und auch in H. selbst im Sudhaus versotten. Der Salzbergbau ist einer der ältesten und wurde schon von den Kelten betrieben, im 14. Jahrh. aber wieder aufgefunden. Es wurden (1891) von 383 Arbeitern 276,8 t Stein-, 8171,4 t Sud- und 720 t Düngesalz im Werte von 926 028 Fl., außerdem an Salzsole 1979,403 hl gewonnen. Altertümer aus röm. und vorröm. Zeit wurden schon früher bei H. aufgefunden; eine Merkwürdigkeit ist das in der Nähe des in 853 m Höhe von Herzog Albrecht I. von Österreich erbauten Rudolfsturms 1846 aufgedeckte große Gräberfeld durch den Reichtum und die Mannigfaltigkeit der Fundgegenstände. Seitdem