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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hällström; Hallucinationen; Hallue; Halluin; Hallwich

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Hällström - Hallwich

Nadeln und Ringe von Bronze und andere kleine unbedeutende Zierate. Reicher sind die Urnenfelder des östl. Deutschlands, besonders in Posen und Schlesien, dann die von Böhmen, Mähren, Österreich und Ungarn, die zum Teil schon viel Eisen und auch Glas enthalten, ebenso die Hügelgräber in Süddeutschland, die oft sehr reich mit Armringen und Fibeln und allen möglichen Schmucksachen ausgestattet sind. Die Bevölkerung war im nördl. Deutschland eine germanische, in Österreich, Süddeutschland und der Schweiz sowie in Frankreich eine keltische. (S. Urgeschichte.)

Hällström, Gust. Gabriel, schwed. Physiker, geb. 25. Nov. 1775 zu Ilmola in Österbotten, wurde 1790 Docent und 1801 Professor der Physik an der Universität zu Åbo (Helsingfors). Er starb 2. Juni 1844 in Helsingfors. Mehrere seiner Untersuchungen, z. B. "Über die Volumveränderung des Wassers durch die Wärme" und "Die Dichtigkeit des Wassers" (1823), "Über Kombinationstöne" (1819), "Untersuchungen über den Barometerdruck" u. a., sind noch jetzt von Wert. Zahlreiche Schriften finden sich in Gilberts und Poggendorffs "Annalen", in den "Acta Societatis scientiarum Fennicae" und in andern Zeitschriften.

Hällström, Ivar Kristian, schwed. Komponist, geb. 5. Juni 1826 zu Stockholm, studierte in Upsala die Rechte, widmete sich aber bald ganz der Tonkunst. 1861-72 war er Vorstand des von Adolf Fr. Lindblad gegründeten Musikinstituts, seit 1881 ist er Instruktor der königl. Oper; 1853-81 wirkte er auch als Bibliothekar des Prinzen Oskar (des nachherigen Königs Oskar II.). Als Komponist veröffentlichte H. zahlreiche Lieder, die Kantaten "Blommornas undran" (1860) und "Herr Hjalmar och skön Ingrid", und folgende Opern und Operetten: "Den förtrollade katten" (1809), "Mjölnarvargen" (1871), "Silfverringen" (1880), "Hertig Magnus och sjöjungfrun" (1867), "Den Bergtagna" (1874), "Vikingarne" (1877), "Neaga" (Text von Carmen Sylva, 1885) und "Per Svinaherde" (1887).

Hallucinationen (lat.), eine Kategorie der Sinnestäuschungen (Sinnesdelirien),sind scheinbare sinnliche Wahrnehmungen äußerer Objekte bez. Vorgänge, die nicht durch die unmittelbare Einwirkung entsprechender ("adäquater") äußerer Reize (Licht, Schall u. s. w.) auf die betreffenden Sinnesorgane zu stande kommen, sondern durch innere Reizung der letztern oder ihrer Nerven, deren Fortsetzungen und Endigungen im Gehirn; es kommt so entweder zu weitern "subjektiven" Erscheinungen ("Lichtblitze") oder zu einem lebhaften Wiederauftauchen (Reproduktion) von früher wirklich Wahrgenommenem ("Erinnerungsbilder") in mehr oder weniger phantastischer Kombination im Bewußtsein. Die H. sind ihrem Wesen nach nahe verwandt mit den Traumbildern, unterscheiden sich aber von letztern dadurch, daß sie im wachen Zustande auftreten, sodaß der Hallucinant neben den Trugwahrnehmungen auch die wirkliche Außenwelt gewahr wird. Am häufigsten sind Gehör-Hallucinationen, z. B. das Hören von lauten Worten ("Stimmen", wie sich die betreffenden Kranken gewöhnlich ausdrücken), ohne daß wirklich jemand spricht, demnächst die Gesichts-Hallucinationen, die Wahrnehmung von Gestalten (Menschen, Tiere u. s. w.). Seltener sind Geruchs-, Geschmacks- und Gefühls-Hallucinationen.

Die H. sind eins der wichtigsten Symptome der Geisteskrankheiten und kommen hier gelegentlich bei fast allen Formen vor, bei einzelnen bilden sie die Haupterscheinung (sog. hallucinatorische Formen von Geistesstörung, wie Wahnsinn, Delirium, Verrücktheit). Auch Nervenkranke (Epileptische und Hysterische) zeigen gelegentlich H. ohne ausgeprägte Geistesstörung. Von großer Bedeutung für die Entstehung von H. sind auch gewisse Vergiftungen (Opium, Belladonna, Haschisch, Alkohol bei dauerndem Mißbrauch); die H. treten hier teils als unmittelbare Folge der Aufnahme, teils bei Entziehung des zur Gewohnheit gewordenen Genusses auf. Auch im Fieberdelirium spielen H. eine Rolle; doch überwiegt hier in der Regel eine andere Form der Sinnestäuschungen, die Illusionen (s. d.), d. h. die falsche Wahrnehmung von wirklich äußerlich Vorhandenem. Im allgemeinen begünstigen geistige und körperliche Erschöpfungszustände (z. B. strenge Ascese) ihre Entstehung, die wohl immer eine abnorm große Erregbarkeit bez. Reizung gewisser Gehirnteile voraussetzt. Es erklärt sich so, daß in seltenen Fällen H. gelegentlich auch bei sonst geistig Gesunden vorkommen (Goethes Selbstvision, Spinoza, Jean Pauls Mädchenkopf, bei Künstlern mit lebhafter Phantasie). Die H. haben eine große kulturhistor. Bedeutung (Mohammed). Insofern der geisteskranke Hallucinant in der Regel vollständig überzeugt ist von der Wirklichkeit seiner Trugwahrnehmungen, handelt er dementsprechend, wobei es vielfach zu Gewaltthaten (Mord, Selbstmord u.s.w.) kommt. Mit H. behaftete Personen sind deshalb häufig gemeingefährlich.

Hallue (spr. allüh) oder Quérieux, Fluß im franz. Depart. Somme, entspringt bei Vadencourt und fließt oberhalb Amiens rechts in die Somme. In der Schlacht an der H., 23. Dez. 1870, besiegte ein Teil der deutschen Ersten Armee unter Manteuffel, zusammen 20 000 Mann, die gegen 50 000 Mann starke franz. Nordarmee unter Faidherbe und vereitelte dadurch dessen neuen Versuch, gegen Paris vorzudringen. Die Franzosen zogen sich mit Benutzung der Eisenbahn nach Arras zurück. Eine unmittelbare Verfolgung erschien wegen der heftigen Kälte und der Ermüdung der Truppen nicht ausführbar. (S. Deutsch-Französischer Krieg von 1870 und 1871, Bd. 5, S. 107 a.)

Halluin (spr. allüäng), Dorf im Arrondissement Lille des franz. Depart. Nord, 8 km nordwestlich von Tourcoing, durch die Lys von der belg. Stadt Menin (2 km) geschieden, an der Linie Tourcoing-H. (12 km) der Franz. Nordbahn, hat (1891) 9763, als Gemeinde 14 841 E., bedeutende Fabrikation von Damastleinen, Tischzeug, Bettzwillich, Öl, Handel mit Leinwand, Getreide und Vieh.

Hallwich, Hermann, österr. Parlamentarier und Geschichtsforscher, geb. 9. Mai 1838 zu Teplitz, studierte in Prag, wurde 1864 Professor, 1869 Sekretär der Handels- und Gewerbekammer in Reichenberg; seit 1871 ist er als Vertreter eines böhm. Stadtbezirks Mitglied des österr. Abgeordnetenhauses, wo er dem Klub der Vereinigten deutschen Linken angehört. H. gehört zu den eifrigsten Verteidigern Wallensteins. Er veröffentlichte namentlich: "Wallensteins Ende. Ungedruckte Briefe und Akten" (2 Bde., Lpz. 1879), "Heinrich Matthias Thurn als Zeuge im Prozeß Wallenstein" (ebd. 1883), "Gestalten aus Wallensteins Lager" (2 Bde., ebd. 1885); ferner "Reichenberg und Umgebung.