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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Halsbandbär - Halsbandgeschichte
oder auch in kettenartig gearbeitetem Metall mit
anhängenden kleinen Monden, Sonnen, Amulet-
ten u. s. w. In Griechenland erhöhte man den
Wert dieses Frauenschmucks (einer einfachen Kette
oder feinen Reifens) durch Besatz mit kostbaren
O5e/sieitten' Perlenhalsbänder sollen hier erst zu
Alexanders d. Gr. Zeit üblich geworden sein. Die
Etrusker zählten starke, auffallend lang herabhän-
gende Ketten von edlem Metall, aber auch von an-
derm Stosse, in ganz ähnlicher Form und Ge-
brauchsweise, wie sie die altind. Denkmale zeigen, zu
den Hauptartikeln des Schmucks beider Geschlechter,
desgleichen Amulette in Form verschließbarer Kap-
seln (Bullen). Außerordentlich groß war in dieser
Richtung der Luxus der Römer, bei denen sür die
Männer Ketten stoi-line") und sür die Frauen Hals-
bänder (monilia), letztere oft von übertriebenster
Kostbarkeit,vorkamen. AufderberühmtenAldobrau-
dinischen Hochzeit erscheint die Salbenspenderin mit
einem goldenen H., an dem ringsum, wie es scheint,
Pappelblättern ähnlich gesonnte Angehänge be-
festigt sind. Durch Edelsteine, besonders aber durch
Perlen erreichten die H. und die kettenförmigen Ge-
schmeide (c^tsUas) nicht selten den Wert bis zu
einer Million Sesterzien und darüber. Die Folge-
zeiten zeigen bei den Byzantinern die gleiche Nei-
gung; besonders bildeten bei den Frauen an eine
Halskette befestigte Bildchen, die oft bis tief in den
Busen reichten, einen sehr beliebten Putz. Die prä-
histor. Zeiten diesseit der Alpen geben in zahlreichen
Funden, besonders aus den Gräbern, Kunde von
der Gewohnheit, Gehänge von Tierzähnen, Knochen,
Muscheln u. s. w., gewundene oder glatte Hals-
ringe von Gold, Bronze, Eisen und später von
Silber, aneinandergereihte Perlen von Bernstein,
Glas, Thon u. s. w. zu tragen. Später wurden die
Halsgeschmeide auch mit byzant. Münzen, sog.
Goldbrakteaten, Klapperblechen, Glöckchen u. dgl.
ausgestattet. Filigran, Schmelz, farbiges Glas und
Gestein erhöhten die Schönheit des Schmucks.
In der frank., karoling. und frühroman. Periode
bildete sich die Form solcher Zierate immer feiner
aus. In der got. Periode, die anfänglich sparsam
im Gebrauch derselben war, wurden im 14. Jahrh.
Hals und Brust mit Perlen und Metallbändern
aller Art geschmückt, an denen man Schellen und
Glöckchen befestigte. In Böhmen trugen um 1367
die Reichen ein silbernes und die Armen ein zinner-
nes H. Im 16. Jahrh, ist die Form des H. sehr
mannigfach, besteht oft aus einem breiten Bande
mit kunstreich zusammengefügten Gliedern, und
Perlenfchnüre legen sich weit und lang um Nacken
und Brust. Auch Männer trugen zuweilen meh-
rere Halsketten übereinander, oft mit Medaillen
und Miniaturbildnissen in reicher Fassung, welche
"Gnadenketten und Gnadenpfennige" von Fürsten
als Gunstbezeigungen verschenkt wurden, wo letzt
ein Orden gegeben wird. Die ganze Geschicklichkeit
des Kunsthandwerks der Ncnaissancezeit kommt in
solchen Geschmeiden zur Erscheinung, und die zu-
strömenden Schätze der Neuen Welt ermöglichten
darin den übertriebensten Luxus, den wiederholte
Gesetze und Verordnungen nicht einzudämmen ver-
mochten. Als Heinrich IV. von Frankreich sich mit
Maria Medicis vermählte, schenkte er ihr unter
vielen andern Kleinodien ein H. von W0000 Kro-
nen Wert. Solche Schmucksachen, mehr oder weni-
ger kostbar, finden sich in fürstl. oder adligen In-
ventanen häufig verzeichnet, aber der Luxus ver-
breitete sich auch in den niedern Ständen. Das
16. Jahrh, ist die eigentliche Blütezeit dafür. Schon
im 17. Jahrh, schränkte er sich ein, eine Perlen-
schnur mit einem Kreuzchen daran erschien als Hals-
schmuck schon hinlänglich, und seitdem ist bis in die
neuere Zeit der Geschmack in dieser Hinsicht der
Übertreibung abhold geblieben. Seit dem Wieder-
ausblühen des Kunstgewerbes dienen sowohl antike
H. als solche der Renaissance als Vorbilder.
Halsbandbär, s. Bär (Raubtier).
Halsbandfink, soviel wie Bandfink ff. d.).
Halsbandfrankolin (?t6i-niLt68 vul^i-iä Fte-
Mens; s.Tafel: Hühnervögel I,Fig.3), einNord-
indien, Persien, Kleinasien, Cypern, früher auch
Sicilien und Südfpanien bewohnender Vogel aus
der Familie der Frankolinhühner (s. d.) von 34 cm
Länge, wovon 10 cni auf den Schwanz kommen.
Gesicht, Kehle und Brust sind schwarz, letztere mit
weißen Flecken, an den Wangen ein weißer Fleck,
quer über den Hals eine lebhafte zimmetbraune
Binde, Oberseite schwärzlichbraun mit geldlichen
Streifen und Flecken. Das H. ist ein sehr geschätz-
tes Wildbret.
Halsbandgefchichte, ein berühmter Skandal-
prozeß, in den die Königin Marie Antoinette hin-
eingezogen wurde, und der viel dazu beitrug, das
bereits stark erschütterte Ansehen des franz. König-
tums noch weiter zu untergraben und die Unbeliebt-
heit der Königin zu steigern. Die Gräfin Lamothe
(s. d.) spiegelte dem Kardinal Prinzen Rohan (s. d.),
der bei der Königin in Ungnade gefallen war, vor,
daß er sich die Gunst Marie Antoinettes durch ein
kostbares Halsband, das dieser von den Juwelieren
Böhmer & Bassenge angeboten, aber von ihr als
zu teuer zurückgewiesen war, erkaufen könne. Ge-
fälschte Schreiben, angeblich von der Königin, stell-
ten ihm nahe Erhörung in Aussicht; der Einfluß
seines Vertrauten Cagliostro, der ihm sichern Er-
folg prophezeite, bestärkte ihn in seinem Unter-
nehmen, ein nächtliches Stelldichein im Versailler
Park mit einer als Marie Antoinette verkleideten
Dirne, die dem Kardinal eine Rose reichen mußte
und ihm die Worte zuflüsterte: "Sie wissen, was
das bedeutet", brachte ihn um den Rest seiner Be-
sinnung; ein Schreiben mit der gefälschten Unter-
schrift Marie Antoinettes ermächtigte ihn zu dem
Ankauf der Diamanten, die er Jan. 1785 für
1600 000 Livres erstand, um sie durch die Hand
der Lamothe der Königin ausliefern zu lassen. Statt
dessen brach die Betrügerin, der ihr Mann in allem
beistand, die meisten Diamanten heraus und ver-
kaufte sie nach England. Als Böhmer & Bassenge
die für den Monat Juli zugesicherte erste Abzahlung
nicht erhielten, ließ der Betrug sich nicht länger ver-
bergen. Die Juweliere zeigten der Königin alles
an. Der König ließ den Kardinal 15. Aug. 1785 in
Versailles verhaften und in die Vastille bringen und
beauftragte das Parlament mit der Einleitung des
Prozesses. Die Lamothe und Cagliostro wurden
18. Aug. ebenfalls eingekerkert; der Gemahl der
Lamothe entkam nach England. Der Prozeß gab der
feindlichen Stimmuug gegen den Hof erwünschte
Gelegenheit zur Bethätigung. Am 31. Mai 1786
verurteilte das Parlament den Grafen Lamothe zum
Staupbefen und zu den Galeeren auf Lebenszeit,
seine Frau ebenfalls zum Staupbesen, zur Brand-
markung auf beiden Schultern und lebenslänglicher
Einsperrung. Nohan und Cagliostro gingen straf-
frei aus. Der Prozeß um die Entschädigung der