Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

697

Hämarthros - Haematoxylon

Hämarthros (grch.), ein Bluterguß in die Gelenkhöhle.

Hamartolos, s. Georgios Monachos.

Hamarua, afrik. Landschaft, s. Muri.

Hamâsa (arab., "Tapferkeit"), Titel einer Sammlung arab. Gedichte, welche der Dichter Abû-Temmâm zusammenstellte und nach dem Inhalt der Gedichte in 10 Bücher einteilte. Das erste (und größte) dieser Bücher führt den Titel "Hamâsa" und enthält eine große Auswahl der schönsten Heldenlieder, sowohl aus vorislamischer Zeit wie aus der Zeit nach dem Auftreten des Islam, und nach diesem Buche wurde die ganze Sammlung benannt. Die andern Bücher enthalten Totenklagen, Sittensprüche, Liebeslieder, Schmählieder, Gast- und Ehrenlieder, Schilderungen, Scherzlieder und Satiren. Den Text nebst dem Kommentar des Tebrîsi und einer lat. Übersetzung veröffentlichte Freytag ("Hamasae carmina", 2 Bde., Bonn 1828-51). Eine Übersetzung in den Versmaßen der Originale gab F. Rückert (2 Bde.,Stuttg. 1846). Außer dieser sog. Großen H. des Abû-Temmâm giebt es noch verschiedene andere Gedichtsammlungen mit gleichem Titel; am bekanntesten ist die H., welche Al-Buhturî (gest. 897) zusammenstellte.

Hämatein, Hämateinammoniak, s Hämatoxylin.

Hämatemesis (grch.), Blutbrechen.

Hamath, s. Hamah.

Hämatidrosis (grch.), Blutschwitzen, blutiger Schweiß.

Hämatin, eine eisenhaltige organische Verbindung von der Zusammensetzung C32H32N4O4Fe, die in freiem Zustande in den Fäces vorkommt und, mit Eiweiß verbunden, den Blutfarbstoff (s. d.) ausmacht. Es kann krystallisiert erhalten werden und bildet ein braunes Pulver. Wahrscheinlich entstehen die Gallenfarbstoffe aus dem H. Das salzsaure Salz des H. ist das Hämin. - Über das auch H. genannte unreine Hämatoxylin s. d.

Hämatinon, auch Porporino, Purpurin oder Glasporphyr genannt, eine Glasmasse, die im Altertum zu Mosaiken, Prunkgefäßen u. s. w. in Gebrauch war und ziemlich häufig bei den Ausgrabungen in Pompeji gefunden wird. Dieselbe zeichnet sich durch ihre prachtvoll hochrote Farbe aus, ist undurchsichtig, von muscheligem Bruch, härter als gewöhnliches Glas und außerordentlich politurfähig. Nachdem alle Versuche der Neuzeit, das H. nachzubilden, erfolglos geblieben waren, gelang es 1853 Max von Pettenkofer in München, der Kupferoxydul als den färbenden Stoff in demselben erkannt hatte, das Darstellungsverfahren ausfindig zu machen. Zur Herstellung dieses Glasflusses schmelzt man ein leicht schmelzbares, alkalireiches Bleikalkglas mit Kupferoxyd und Eisenoxydoxydul nebst einer geringen Menge von Magnesia zusammen und läßt das Glas langsam erkalten. Kayser erkannte, daß bei diesem Verfahren auch das Bleioxyd reduziert wird, wodurch die Masse von den ausgeschiedenen Bleiteilchen eine bräunliche Färbung erhält. Kayser nimmt deshalb statt Bleiglas Borax als Flußmittel und bekommt ein reines Rot. Der Glassatz besteht aus: 60 Teilen reinem Quarzsand, 10 Teilen kalciniertem Borax, 10 Teilen kalcinierter Soda, 10 Teilen Kupferoxyd und 3 Teilen Eisenoxydoxydul. - Ähnliche Glasmassen sind Astralit (s. d.) und Aventuringlas (s. d.).

Hämatit, s. Blutstein und Eisenglanz.

Hämatocele (grch., "Blutbruch"), die Ansammlung von Blut in der Umgebung des Hodens und seiner Hüllen.

Haematocystis, s. Blutblase.

Hämatoglobulin, s. Blutfarbstoff.

Hämatoidin, ein mit Bilirubin (s. d.) identischer Blutfarbstoff (s. d.).

Hämatokathartika (grch.), soviel wie Blutreinigende Mittel (s. d.).

Hämatokrystallin, s. Blutfarbstoff.

Hämatom (grch., Blutbeule), s. Blutung (Bd. 3, S. 174 b).

Hämatometra (grch.), die Blutansammlung in der Gebärmutter, s. Gebärmutterkrankheiten (Bd. 7, S. 612 b).

Haematomonas, s. Hämatozoen.

Hämatonosen oder Hämatopäthien (grch.), Blutkrankheiten, Anomalien der Blutmenge oder Blutmischung.

Haematopina pluvialis L., s. Regenbremse.

Haematopinus piliferus Burm., s. Hundelaus; Haematopinus suis L., s. Schweinelaus.

Hämatopoesis (grch.), Bluterzeugung.

Haematopus ostralegus L., s. Austernfischer.

Haematorrhoea., s. Blutung (Bd. 3, S. 174 b).

Hämatosis (grch.), Blutbildung, Umwandlung des Nahrungssaftes in Blut.

Hämatostatik (grch.), Lehre von der Blutbewegung; Hämatostatika, blutstillende Mittel.

Hämatothorax oder Hämothorax (grch.), Bluterguß in die Brustfellhöhle.

Hämatoxylin oder Campecheholzblau, eine chem. Verbindung von der Zusammensetzung C16H14O6, die sich im Campeche- oder Blauholz (s. Haematoxylon) findet. Es ist in Wasser und Alkohol löslich und krystallisiert mit drei Molekülen Krystallwasser in gelblichen Prismen. Es ist der färbende Bestandteil des Blauholzes, obwohl es an sich kein Farbstoff ist. Es erscheint aber sofort gefärbt, wenn es mit Alkalien und Sauerstoff in Berührung kommt. In den Alkalien löst es sich mit violettblauer Farbe. Durch Erhitzen mit Ätzkali entsteht aus ihm Pyrogallussäure und Resorcin. Läßt man seine ammoniakalische Lösung an der Luft stehen, so geht es in Hämateïnammoniak, C16H11O6(NH4), über aus dem durch Essigsäure Hämateïn, ein rotbrauner, nach dem Trocknen metallglänzender Körper von der Zusammensetzung C16H12O6, abgeschieden wird. Ein unreines aus Blauholz durch Extraktion mit Äther gewonnenes H. kommt an dessen Stelle zum Blau- und Schwarzfärben (mit Eisenbeize) in den Handel und wird Hämatin - nicht zu verwechseln mit dem Hämatin (s. d.) des Blutes - genannt. 1 kg reines H. kostet im Großhandel (1893) 85-90 M.

Haematoxylon L., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Cäsalpiniaceen, mit einer und zwar tropisch-amerik. Art. Es ist dies der sog. Campecheholzbaum (H. campechianum L., s. Tafel: Leguminosen II, Cäsalpiniaceen, Fig. 2), dessen Holz einen blutroten Farbestoff enthält. Er hat gefiederte, aus drei bis vier Paaren verkehrt-herzförmiger Blättchen zusammengesetzte Blätter und traubig angeordnete Blüten. Die Frucht ist eine zweisamige Hülse. Das Holz des 12-16 m hohen Baums kommt, von der Rinde und vom Splint befreit, in großen, auswendig blauschwarzen, innen rotbraunen Blöcken von grobfaseriger Textur und bedeutender Schwere und Härte unter dem Namen Lignum Campechianum, Campeche-, Blau- oder Blutholz, in den Handel. Es nimmt eine gute Politur an, hat einen herben, süßlichen Geschmack und einen schwachen, eigentüm-^[folgende Seite]