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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hängekompaß - Hängewerk
Pferde und andere grohe Haustiere, die durch
Krankheit am Stehen verhindert sind, zum Zwecke
der Heilung stehend zu erhalten.
Höngekompatz, auch Grubenkompaß,
Marksch eiderkompaß, eine Bussole, mit der
Horizontalwintel in Bergwerken gemessen wer-
den, indem die Abweichung der zu bestimmenden
Richtungslinien von der Richtung des magnetischen
Meridians ermittelt wird. Der Kompaß wird hierzu
an einer in der zu bestimmenden Richtung ausge-
spannten Schnur aufgehängt, und der von der
Richtung dieser Schnur mit der Magnetnadel ge-
bildete Winkel wird unmittelbar abgelesen. Das
Instrument besteht aus zwei Teilen: 1) der eigent-
lichen Bussole, welche sich von der gewöhnlichen
Feldbussole dadurch unterscheidet, daß ihr Ring
meist nicht in 360 Grade, sondern nach altem berg-
männischen Herkommen in 24 Stunden geteilt ist
(die Stunde wurde früher in Viertel, Achtel, Sech-
zehntel geteilt, jetzt meist in 15 ganze und 30 halbe
Grad, womit die gewöhnliche Oreiseinteilung her-
gestellt ist); 2) dem Hängezcug, das in den Hänge-
öogen mit Haken zum Aufhängen an der Schnur
und in den Hängekranz zur Aufnahme der Bnssole
Hängekuppel, s. Kuppel. "erfällt.
Hängelager, s. Lager.
Hängeleitern, s. Feuerleitern.
Hangematte oder Hängematte, in der See-
mannssprache eine Art Bett der Matrosen, das aus
einem 2 m langen und 1 m breiten, mit einer Leine
eingefaßten Stück Segeltuch besteht und an seinen
schmalen Enden durch viele dünne Leinen, die sich in
einem Ringe vereinen, zwischen den Decksbalken im
Zwischendeck und Batteriedeck (s. Deck) aufgehängt
wird. Die H. werden in Zwischenräumen von 0,5 m
nebeneinander aufgehängt, sodaß, wenn sie sämtlich
besetzt sind, die Schlafenden eng aneinander gepreßt
liegen. Da jedoch die Mannschaften in zwei Wachen
geteilt sind, hat der schlafende Mann wenigstens
auf See während der Reise an jeder Seite eine leere
H. neben sich und gewinnt dadurch den doppelten
Raum. Die H. werden bei Tage gezurrt (d. h. zu-
sammengeschnürt) und im Finkennetzkasten (s. d.)
verstaut. Die H. sind mit Roßhaarmatratze nebst
leinenem Bezug und 1-2 wollenen Decken (je
nach denl Klima) ausgestattet. Eine gut gezurrte
H. kann etwa 8 Stunden im Wasser schwimmend
einen Mann tragen und somit als Rettungsboje
dienen. In warmen Ländern, namentlich in Ost-
und Westindien, hat man auch auf dem Lande H.,
welche im Hause an besonders dazu eingerichteten
Pfählen, auf Reisen aber meist zwischen Baumästen
aufgehäugt werden und vor dem kriechenden Unge-
ziefer sichern. Sie sind häusig aus Grasleinen ge-
webte Netze und werden auch als Sänften benutzt.
Hängen (8ii8p6N8i0) nennt man die Handlung,
bei welcher der Tod durch das Zuschnüren einer um
den Hals gelegten Schlinge und zugleich durch die
Last des Körpers selbst herbeigeführt wird. Es ist
dabei nicht nötig, daß der Körper mit seinem vollen
Gewicht an der Schlinge zieht; Erhängte werden
oft in kniender oder halb liegender Stellung ange-
troffen. Im wesentlichen ist das H. gleich mit dem
Erwürgen oder der Erdrosselung (s. d.), wobei der
Hals mit den Händen, mit einem Tuch, einem Strick
zusammengeschnürt wird, ohne daß die Last des
Körpers die Schlinge schließt. Bei dem H. wird zu-
nächst die Zungenwurzel durch das Strangulations-
werkzeug gegen die hintere Rachenwand angedrückt
und dadurch ein mehr oder weniger schneller Ver-
schluß der Luftwege herbeigeführt; gleichzeitig wird
der Rückfluß des Blutes aus dem Kopfe (durch die
Drosselvenen) beschränkt, während die Pulsadern
noch Blut nach dem Kopfe führen, infolgedessen
schnell Bewußtlosigkeit eintritt und etwaige Be-
freiungsversuche bald aufhören. Eine weitere Folge
der Blutstauung ist dann häufig Zerreißung der
Blutgefäße im Gehirn (Hirnschlag), über das H.
als Selbstmord s. Erhängen.
Bei dem kunstgerechten H. oder Henken, welches
in manchen Ländern, namentlich in Österreich-Un-
garn, England und den Vereinigten Staaten, noch
als Todesstrafe (s. Galgen) gebräuchlich ist, bewirkt
der Henker durch plötzliche Drehung des am Kopfe
hängenden Körpers Luxation des Zahnfortsatzes
am zweiten Halswirbel und beschleunigt so durch
Zerstörung des Halsrückenmarks das Ende. In der
Regel tritt im Moment des Todes, wie bei vielen
andern Todesarten, beim Manne Samenerguß ein,
und beim Weibe entleeren sich, wie während der
Begattung, die Bartholinschen Drüsen. Direkte
Nachweise, ob sich jemand selbst erhängt hat oder
von andern gehängt wurde, ob letzteres vor oder
nach dem Tode geschehen, sind schwer zu führen. Bei
manchen zum Leben zurückgerufenen Erhängten blei-
ben übrigens die Folgen der Cirkulationsstörung im
Gehirn (Lähmungen, Blödsinn u. s. w.) zurück.
Hängende Gärten in Babylon, s. Semiramis.
Hängende Mörser, glatte Mörfer, die nicht
wie gewöhnlich die Schildzapfen am Boden, sondern
in der Mitte hatten, welche also zwischen den
Lafettenwänden hingen.
Hangendes, im Bergwesen, s. Gang.
Hängendes Herz, s. Viei^ti-N.
Hängeplatte, s. Sims
Hängefäule, s. Hängewerk.
Hängeschloß, s. Schloß
Hängestube, s. Bauernhaus (Bd. 2, S. 509 d).
Hängewerk, eine Holzkonstruktion, die den
Zweck hat, eine unterhalb derselben befindliche Last
zu tragen, im Gegensatz zum Spreng werk (s. d.),
bei welchem sich die Last darüber befindet. Das H.
übt auf seine Umfassungsmauern keinen Seitendruck
aus wie das Sprengwerk. Durch H. unterstützt man
einzelne Balken oder ganze Balkenlagen, sofern deren
freitragende Länge zu groß wird im Verhältnis zu
ihren tragfähigen Valkenauerschnitten und eine
Unterstützung von unten, z.B. durch Wände, Säulen
und Unterzüge, Träger, Sprengwerke, nicht statthaft
ist. Nach der Zahl der Aufhängungspunkte, die in
Entfernungen von 4 bis 5 m bei schweren, 5 bis 6 m
Fig. i.
bei leichten Konstruktionen anzuordnen sind, unter-
scheidet man einfache, doppelte und mehrfache H.
Das einfache H. oder der einfache Hänge-
bock, gültig für eine Spannweite von 7,5 bis 9 m,
besteht (s. vorstehende Fig. 1) aus dem Zug- oder
Spannbalken a, den beiden Hängestreben dd
und derHängesäule o, an welche der Zugbalken,