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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hannay - Hannibal
Hannay (spr. hänne), James, engl. Novellist
und Essayist, geb. 17. Febr. 1827 zu Dumfrics,
diente 1840-45 iu der königl. Marine, nahn: aber
dann seinen Abschied, um sich der Litteratur zu
widmen. 1860-64 gab erden"Näindur^1i (^urant"
heraus, ließ sich 1864 in London nieder und wurde
1868 zum engl. Konsul in Barcelona ernannt, wo
er 9. Jan. 1873 starb. Von H. erschienen die Ro-
mane "Xwx Dodbä" (1849; neue Ausg. 1878),
"8iiiAl6ton I^onteno^" (1850; neue Ausg. 1873) und
"NugtacL ^oii^erZ" (1855) und die durch Witz und
klassischen Stil ausgezeichneten Abhandlungen "Leo-
tui'68 0N 8Ätii'6 auä 83,tii'i8t8" (1854). 1861 gab er
"N88N/8 lixm^ tQ6 (Hua.rt6r1^ I^6V16^", 1865 "l!!IlH-
lacters 3.ncl. critici8M8", eine Sammlung seiner
Beiträge zu dem "Näindur^k (ücmrant", heraus.
Später veröffentlichte er "^ coui-86 ok Nn^1i8li
Iit6i-iltui-6)) (1866), die Familiengeschichte "^ki-60
tiunäi-eä ^6lli'8 0l H ^01'iuan Ii0U86" (1867) und
"8tuäi68 on Mackera^" (1869).
Hanne, Joh. Wilhelm, freisinniger prot. Theo-
log, geb. 29. Dez. 1813 zu Harber im Lüneburgischen,
studierte zu Göttingen, Halle und Berlin, privati-
sierte dann in Wolfenbüttel und seit 1840 in Braun-
schweig, wo er vor einem ausgewählten Kreise Vor-
lesungen über philos. und religiöse Gegenstände
hielt; seine Schrift "Der moderne Nihilismus und
die Straußsche Glaubenslehre im Verhältnis zur
Idee der christl. Religion" (Vieles. 1842) erregte
großes Aufsehen. 1851 übernahm H. eine Prediger-
stelle im Hildesheimschen und folgte 1861 einem
Rufe als ord. Professor der praktischen Theologie
und Prediger an St. Iakobi nach Greifswald. Seine
eifrige Beteiligung am Protestantenverein zog ihm
viele Anfechtungen zu. Er trat 1886 in den Ruhe-
stand und starb 21. Nov. 1889 in Hamburg. Von
seinen zahlreichen Schriften sind zu nennen: "Der
ideale Protestantismus" (Vieles. 1845), "Anti-
orthodor, oder gegen Buchstabendienst und Pfaffen-
tum und für den freien Geist der Humanität und
des Christentums" (Vraunschw. 1846), "Vorhöfe
zum Glauben oder das Wunder des Christentums
im Einklang mit Vernunft und Natur" (3 Bde.,
Jena 1850-51), "Bekenntnisse oder drei Bücher
vom Glauben" (Hannov. 1861; 2. Aufl. 1865), "Die
Idee der absoluten Persönlichkeit, oder Gott und
sein Verhältnis zur Welt, insonderheit zur mensch-
lichen Persönlichkeit" (2 Bde., ebd. 1861-62; 2. Aufl.
1865), "Der Geist des Christentums" (Elberf. 1867),
"Anti-Hengstenberg" (ebd. 1867), "Die christl. Kirche
nach ihrer Stellung und Aufgabe im Reiche der
Sittlichkeit" (Berl. 1868), "Die Kirche im neuen
Reiche" (ebd. 1871).
Hannibal (spr. hänmbä'll), Stadt im County
Marion des nordamerik. Staates Missouri, am
wcstl. Nfer des Mississippi, Eisenbahnknotenpunkt,
besitzt eine Brücke über den Strom, Sägemühlen,
Schweincfchlä'chtereien, Handel mit Bauholz, Ge-
treide und Tabak und hat (1890) 12 857 E.
Hannibal (phöniz., d. i. Geschenk des Baal),
Name mehrerer karthag. Feldherren:
H., Sohn des Gisko, eroberte 409 v. Chr. als
karthag. Oberbefehlshaber auf Sicilien Selinus
und Himera und kehrte 406 dahin zurück, starb aber
noch in demselben Jahre bei der Belagerung von
Akragas (Agrigent) an einer Seuche.
Ein anderer H. verteidigte nach Ausbruch des
ersten Punischen Krieges Agrigent mit großer Aus-
dauer gegen die Römer und rettete sein Heer, als
die zu seinem Entsatz herbeigeführte Armee ge-
schlagen war, mit Ausnahme des Nachtrabs mitten
durch die röm. Truppen; 260 in der Seeschlacht bei
Mylä von Duilius, und 259 nochmals von Lucius
Cornelius Scipio bei Sardinien besiegt, wurde er
von den Karthagern ans Kreuz geschlagen.
Ein dritter Karthager dieses Namens führte 250
v. Chr. mitten durch die röm. Flotte hindurch dem
belagerten Lilybäum Trupp eil und Lebensmittel zu
und kehrte ebenso mit der in der belagerten Stadt
nicht zu verwendenden Reiterei nach Drepanum
zurück; im Kriege mit den Söldnern (241-238
v. Chr.) belagerte er Tunes, ward aber bei einem
Ausfall gefangen und gekreuzigt.
H., der Sohn des Hamilkar Barkas, einer der
größten Feldherren und Staatsmänner des Alter-
tums, geb. 246 v. Chr., war 9 I. alt, als ihn fein
Vater, wie nach dem Bericht des Polybius und
anderer H. selbst erzählte, schwören ließ, daß er nie
ein Freund der Römer sein wolle, und ihn hierauf
mit sich nach Spanien nahm. Nnter Hasdrubal,
seinem Schwager, der nach Hamilkars Tode 228
den Oberbefehl in Spanien führte, wurde er 223
Anführer der Reiterei; nach Hasdrubals Ermor-
dung 220 rief ihn das Heer, das ihn liebte, zum
Oberfeldherrn aus. Er vollbrachte die Unterwer-
fung des östl. Spanien bis zum Ebro und griff,
obwohl er wußte, daß das den Krieg mit Rom be-
deute, Sagunt an. Als es im Frühjahr 218 (nach
andern Angaben Herbst 219) gefallen, forderten die
röm. Gesandten vom karthag. Senat H.s Ausliefe-
rung und erklärten, da sie nicht erfolgte, den Krieg.
H. beschloß, die Römer in Italien selbst anzugreifen.
Nachdem er für Afrikas Sicherheit gesorgt, ließ er
in Spanien seinen Bruder Hasdrubal mit einem
Heere zurück und brach selbst im Mai 218 auf. Von
den 90000 Mann zu Fuß und 12 000 Reitern, die
ihm zur Verfügung standen, entließ er, obschon er
etwa 20000 Mann in Kämpfen zwischen Ebro und
Pyrenäen verloren und noch 10000 Mann zu Fuß
und 1000 Reiter Hanno zur Behauptung des er-
oberten Gebietes zwischen Ebro und Pyrenäen über-
geben hatte, weitere 10000 Mann, bevor er mit
50000 Mann zu Fuß und 9000 zu Pferd die Pyre-
näen überstieg. Er zog dann durch das südl. Gal-
lien, vermied geschickt das Zusammentreffen mit
dem röm. Konsul Publius Cornelius Scipio an der
Rhone und trat, von cisalpinischen Galliern geführt,
den berühmten Zug über die Alpen an, den er in
15 Tagen vollendete. Nach der Untersuchung von
Wickham und Cramer ("0u tds M88HF6 ok H."
^1820^; vgl. Law, "'Iko ^Ip8 ol II." ^2 Bde., 1866^)
ist der Kleine St. Bernhard als Übergangspunkt an-
zunehmen. Nach andern ging er über den Mont-
Genevre, noch andere nennen den Mont-Cems.
Fünf Monate, nachdem er aufgebrochen, langte
H. im Okt. 218 in Italien an; sein Heer war
auf 12 000 Afrikaner und 8000 Spanier zu Fuß
und 6000 Reiter herabgefchmolzen. Am Flusse
Ticinus besiegte er den röm. Konsul Publius Cor-
nelius Scipio in einem Neitertreffen. Ein Sieg in
demselben Jahre über Scipio und den andern Kon-
sul Tiberius Sempronius Longus am Trebia hatte
den Abfall der cisalpinischen Gallier von Rom zur
Folge, unter denen er nun seine Winterquartiere
nahm. Im nächsten Jahre (217) drang er durch
Sümpfe und unwegsame Gegenden in Etrurien ein,
wobei er durch Entzündung ein Auge verlor. Der
röm. Konsul Gajus Flaminius lieft sich durch H. in