Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Häresie'
göttliche Offenbarung galt die H. der Kirche für die ärgste Sünde und seit Ende des 4. Jahrh. als Widerstand gegen die
Staatsgesetze auch für ein polit. Verbrechen, worauf im Mittelalter die Todesstrafe stand. Von der H. als Verfälschung
der kirchlichen Lehre wurde das Schisma als strafbare Trennung von der Kirche in
Verfassung und Gebräuchen unterschieden. So sind nach der röm.-kath. Auffassung die Protestanten Häretiker, die
griech.-orient. Christen nur Schismatiker. Für Häretiker kam im Mittelalter auch die Benennung Ketzer
(s. d.) aus.
Harfe (ital. arpa), ein
Saiteninstrument, dessen Saiten mit den Fingern gerissen oder geschnellt werden. Das Instrument hat die Form eines
Dreiecks und dieses ist gebildet
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1) durch das Resonanzcorpus, einen etwa 1,25 m langen, von oben nach unten sich
erweiternden und früher vierkantigen, jetzt halbrund gewölbten und mit flacher Decke versehenen Kastens gewöhnlich von
Ahornholz, in dessen Mitte der Länge nach eine schmale und dünne Leiste von hartem Holz befestigt ist, versehen mit
Löchern zum Einhängen der Saiten (Darmsaiten);
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2) durch den Hals, welcher, S-förmig gebogen, am obern schmalen Ende des Corpus in spitzem Winkel ansetzt; in ihm
stecken die Stimmnägel oder Wirbel, um welche die Saiten geschlungen sind;
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3) durch die Vorderstange (Baronstange), auch Träger oder Säule genannt, die dazu
bestimmt ist, der bedeutenden Zuglast der zwischen Hals und Resonanzkörper ausgespannten Saiten einen hinlänglichen
Widerstand entgegenzusetzen.
Diese Vorderstange fehlt meist bei den H. der alten Ägypter, von denen den modernen H. sonst durchaus ähnliche Exemplare
in Bildern und selbst teilweise (Paris, Leiden) in Originalen erhalten sind. Die H. gehört zu den ältesten und am
frühesten zur Vervollkommnung gelangten Tonwerkzeugen. Außer den Ägyptern im 2. Jahrtausend v. Chr. kannten auch die
alten Juden und Griechen harfenartige Instrumente, wenn auch in andern Formen. Die H. in Dreiecksform
(trigonon) war bei den Syrern einheimisch. Sie findet sich im frühen Mittelalter bei
kelt. und german. Völkern, schon im 6. Jahrh, spricht Venantius Fortunatus von ihr. Nach dem alten sächs. Gesetz durfte
sie nicht abgepfändet werden. Sie fand sich fast in jedem Haushalt vor. Ursprünglich war sie nur mit wenigen, doch schon
im Altertum mit 12–15 und mehr Saiten bespannt. Im 14. Jahrh. hatte sie 25, die in der diatonischen Tonleiter (wie die
weißen Tasten der modernen Klaviere) gestimmt wurden. Behufs der chromatischen Erhöhung irgendwelcher Töne mußten früher
die Saiten mit dem Finger an den Hals angedrückt und so verkürzt werden, was später durch Häkchen geschah, die mit der
Hand gedreht wurden. Dieses beständige Regulieren bei Tonerhöhungen war mit großen Unbequemlichkeiten verbunden, die
beseitigt wurden durch die Erfindung der Pedalharfe durch Hochbrucker in Donauwörth
(um 1720). Dieser brachte sieben Fußtritte (Pedale) an dem Instrument an, welche auf Züge wirken, die durch den hohlen
Schallkasten nach dem Halse hinauflaufen und daselbst durch Gelenke u. s. w. die Häkchen so umdrehen, daß sie sich fest
an die Saiten legen und so die Halbtonserhöhung (z. B. des f zu
tis) durch den ganzen Umfang ↔ des Instruments (d. h. in allen
Oktaven zugleich) bewirken. Diese Erfindung, welche die Hände des Spielers in ihrer eigentlichen Funktion ungestört läßt
und durch die Ermöglichung des modulierenden Spiels die H. erst zum Solospiel und fürs Orchester tauglich machte, wurde
noch vervollkommnet durch die doppelte Pedalrückung
(double mouvement), welche Sebastien Erard
(s. d.) erfand. Durch diese läßt sich jeder Ton um zwei halbe Töne erhöhen. Die Erardsche Doppelpedalharfe, in
Ces stehend, hat einen Umfang von beinahe sechs und einer halben Oktave, während die
Hochbruckersche H., in F stehend, nur fünf Oktaven und eine Sexte an Umfang zählte.
Außer der gewöhnlichen H. gab es noch verschiedene Übergangs- und Spielarten derselben, z. B. die
Spitz- oder Flügelharfe
(Arpanetta), die Doppelharfe
(Arpa doppia), beide mit einem das Harfendreieck ausfüllenden Resonanzboden, der
auf beiden Seiten mit Metallsaiten bezogen war; sie wurden aufrecht aus den Tisch gestellt; ferner die
dreichörige H. des Luca Antonio Eustachio (um 1605), die
Fortepianoharfe von Consineau (1782), verbessert durch J. B. Krumpholz, Pfrangers
chromatische H. (um 1804), bei der die chromatischen Tone besondere Saiten
erhielten, wodurch indessen das an sich schon große Schwierigkeiten bietende Spiel der H. noch mehr erschwert wurde.
Edward Lights sog. Dital Harp suchte ebenfalls das Pedal zu beseitigen, aber ohne
Erfolg.
Die H. galt im Mittelalter bei den nordischen Völkern als das vornehmste Instrument; ihre Spieler waren polit.
Persönlichkeiten, von deren Untergang sich z. B. Eduard I. 1284 in Wales die Sicherheit seiner Herrschaft versprach.
Obgleich die christl. Kirche sich des Gebrauchs der H. enthielt, blieb sie doch noch lange das vornehmere Tonwerkzeug.
Das Harfenspiel gehörte zur höfischen Bildung der Minnesängerzeit, die vornehme Jugend beiderlei Geschlechts ward darin
unterrichtet. Erst im Laufe des 15. Jahrh. trat die Laute an ihre Stelle, die dann in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh.
durch das Klavier verdrängt ward. Im 19. Jahrh. ist sie von neuem zu einiger Geltung gekommen, besonders durch Wagner.
Damit das schwierige Harfenspiel nicht eigens erlernt zu werden brauchte, erfand Dietz 1815 in Paris die
Claviharpe, das Harfenklavier, eine große H.
mit angesetztem Tastenmechanismus, welche von jedem beliebigen Klavierspieler gespielt werden kann. Doch blieb dieser
Versuch ohne erhebliche Beachtung. Von Tonsetzern für die H. neuerer Zeit sind zu nennen: Krumpholz, Nadermann,
Labarre, Demar, Parish-Alvars, Godefroy, Oberthür, Harfenschulen schrieben J. Meyer, Backofen, Bochsa, Krumpholz,
Nadermann u. a.