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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hartmann (Leo) - Hartmann (Richard)
1860 zum Obersten befördert, erhielt er Jan. 1863
das Kommando der 9. Kavalleriebrigade, an deren
Spitze er bis zum Mai 1804 den Befehl über den
1. und 2. Militärgrenzdezirk gegen die poln. In-
surgenten an der preuß.-russ. Grenze sührte. 1865
wurde H. zum Generalmajor befördert und zum
ersten Kommandanten von Koblenz und Ehren-
breitstem ernannt. 1866 übernahm er denVefedl
! über die Kavalleriedivision der Zweiten Armee, mit
^ der er an den Kämpfen von Königgrätz, Tobitschau
^ und Roleinitz teilnahm. 1867 beriet er als General-
^ lieutenant und militär. Bevollmächtigter in Mün-
chen das Kriegsministerium bei der beabsichtigten
' Umgestaltung des bayr. .Heers nach preuh. Muster.
Am 2l. April 1868 erhielt H. das Kommando der
2. Division in Danzig und beim Ausbruch des Krieges
1.^70 den Befehl über die 1. Kavalleriedivision.
Diese führte er in den schlachten bei Colombey-
Noililly und Gravelotte und dann bis Ende Sep-
tember vor 3Netz. Nachdcn: er vorübergehend die
Einschließungstruppcn vor Diedenhofen befehligt
hatte, nahm H. 28. Nov. an der Schlacht bei Beaune
la ^)iolande teil, deckte während der Kämpfe bei
Orleans den linken Flügel der Armee und wurde
dann in Eilmärfcben nach dem rechten Flügel gegen
Vendöme geworfen; 15. Dez. führte H. selbständig
ein hartnäckiges Rckognoscierungsgefecht bei Cou-
lommiers. Dem 10. Korps zugeteilt, führte H. die
Gefechte bei Villcchauvc und Chäteau-Nenault uud
besetzte 19. Jan. 1871 Tours. Ende Mai wurde H.
zum Gouverneur von Straßbnrg ernannt, 1873 zum
General der Kavallerie befördert und 1875 znr Dis-
position gestellt. H. starb 30. April 1878 zu Baden-
Baden. Er veröffentlichte die Memoiren seines
Vaters u. d.T. "Der königlich hannov. General Sir
Julius von H." (Hannov. 1858) sowie 1876 in der
"Deutschen Rundschau": "Der Deutsch-Frauzösische
Krieg, ein kritischer Versuch" (späterhin u. d. T. "Kri-
tische Versuche" in 3 .heften Verl. 1876-78 erschie-
nen) und in den "Zeitfragen des christl. Volks-
lebens": "Die allgemeine Wehrpflicht". Nach seinem
Tode erschien: "Lebenserinnerungen. Briefe und
Aufsätze des Generals der Kavallerie Julius von
.h." (2 Bde., Verl. 1882).
Hartmann, Leo, bekannt durch das Attentat
auf Kaiser Alexander II. von Rußland, das er
1. Dez. (19. Nov.) 1879 zu Moskau mit Sophie
Perowfkaja durch Sprengung des Eisenbahn-
dammes auszuführen versuchte; dasselbe verfehlte
aber dadurch seinen Zweck, das; im Moment der
Explosion ein anderer Zug als der des Kaisers über
das Gleis fuhr und zerstört wurde. H. floh nach
Frankreich und ging später nach England.
Hartmann, Moritz, Dichter und Schriftsteller,
geb. 15. Okt. 1821 zu Duschnik in Böhmen, von
israel. Abkunft, studierte 1838 zu Prag, 1840 in
Wien, bereiste 1842 Italien, die Schweiz und Süd-
deutschland, übernahm eine Erziehcrstelle in Wien,
verlies; aber 1844 Österreich, um seine erste Gedicht-
sammlnng "Kelch und Schwert" (Lpz. 1845; 3. Aufl.,
Darmst. 1851) ohneGefahrvcröffentlichen zu können.
In ihr giebt er seinen kirchlichen und weltlichen Frei-
heitsidcen voll jugendlichem Feuer, znm Teil auch
in wehmütigen Klängen Ausdruck. Nachdem er sich
einige Zeit in Belgien und Frankreich aufgehalten
hatte, veröffentlichte er in Leipzig "Neuere Gedichte"
(1846). Als er gegen Ende 1847 wieder nach Öster-
reich zurückkehrte, ward er in eine Kriminalunter-
suchung genommen, der die Märzrcvolution ein
Ende machte, .h. trat nun in Prag an die Spitze
der deutschen Partei und wurde vom Wahlbezirk
Leitmeritz zur Deutschen Nationalversammlung ge-
wählt, in der er der demokratischen Linken angehörte.
In Frankfurt gab er die "Neimchronik des Pfaffen
Maurizius" (5 Hefte, Frankf. 1849), im naiven
Chronikenstil gehaltene satir. Fresken aus der Pauls-
kirche, heraus. Mit Rob. Blum und Fröbel begab
er sich im Okt. 1848 nach Wien, von wo er nach der
Verhaftuug Blums noch glücklich entkam. Nach
der Anflösung des Rumpfparlaments in Stuttgart
wandte sich H. nach der Schweiz, dann nach Eng-
land und im Herbst 1850 nach Paris. Anfang 1854
ging er als Korrespondent für die Kölnische Zeitung
auf den Kriegsschauplatz nach der Türkei; 1860 ließ
er sich nach zehnjährigem Pariser Aufenthalt in Genf
nieder, wo er unter großem Beifall Vorlesungen über
deutsche Litteratur und Geschichte an der Akademie
hielt. 1863 siedelte er nach Stuttgart über, wo er An-
fang 1865 die Redaktion der"Freya" übernahm, ging
jedoch im Herbst 1868 nach Wien, erhielt dort die
Redaktion des Feuilletons der "Neuen Freien Presse"
und starb 13. Mai 1872 zu Oberdöbling bei Wien.
deinem auf böhm. Lokalgrunde mit epischem Be-
hagen ausgeführten Roman "Der Krieg um den
Wald" (Frankf. 1850) folgten das idyllische Epos
"Adam und Eva" (Lpz. 1851) und "Schatten"
(Darmst. 1851), eine Sammlung poet. Erzählungen.
In einer spätern Gedichtsammlung, den "Zeitlosen"
(Braunschw. 1858), bekundete er das Streben nach
plastischer Klarheit und künstlerischem Maß beson-
ders glücklich. Höchst anziehend schildert er eigene
Erlebnisse in dem "Tagebuch aus Languedoe und
Provence" (2 Bde., Darmst. 1852-53) und in den
"Erzählungen eines Unsteten" (2 Bde., Verl. 1858).
Hieran reihen sich die "Erzählungen meinerFreunde"
(Franks. 1860), "Bilder und Büsten" (2 Bde., ebd.
1860), die "Novellen" (3 Bde., Hamb. 1863), die
Novellensammlungen "Nach der Natur" (3 Bde.,
Stuttg. 1866) und "Von Frühling zu Frühling"
(Verl/1861), endlich "Die letzten Tage eines Königs"
(Stuttg. 1866; 2. Aufl. 1867). H.s letzte Dichtungen
sind: "Märchen nach Perrault neu erzählt" (mit
Illustrationen von Dore, Stuttg. 1867) und der
Roman "Die Diamanten der Baronin" (2 Bde.,
Berl. 1868). Seine "Gesammelten Werke" erschienen
in 10 Bänden (Stuttg. 1874), seine "Gedichte" in
Auswahl (ebd. 1874). Mit Szarvady übersetzte H.
die "Gedichte" Petösis (Darmst. 1851) und mit Pfau
bretonische Volkslieder (Köln 1859). - Vgl. Ziel,
Moritz H. Ein litterar. Essay (in "Unsere Zeit",
Jahrg. 1872, 2. Hälfte).
Härtmann, Richard, Maschinenbauer und In-
dustrieller, geb. 8. Nov. 1809 zu Barr bei Straß-
vurg, trat in Chcmnitz bei dem Begründer der Chem-
nitzer Maschmenindustrie, C. G. Haubold, in Arbeit,
machte sich aber 1837 selbständig. Mit drei Arbeitern
begann H. den Bau von Maschinen für Vamnwoll-
spinnerci. Namentlich seit 1840, als dieVorspinnvor-
richtungen in der ^treichgarnspinnerei das Locten-
system verdrängten, nahm das Geschäft zu. 1845
siedelte H. mit 350 Arbeitern in ein neues Fabrik-
gebäude in der Leipziger Straße zu Chemnitz üdcr
und errichtete 1847-48auch eineWerkstätte fürLoko-
motiven- und Tenderbau, nachdem schon mehrere
Jahre vorher besondere Abteilungen für Eisen- und
Metallgießerei, Dampfmaschinen- und Dampfkessel-
bau begründet worden waren. 1855 begann der
Turbincnbau, bald darauf der Bau größerer Berg-