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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hartmann (Robert) - Hartwich

werksmaschinen, Kunstgezeuge, Bohrapparate, später der Bau der Werkzeugmaschinen u. s. w. H.s Etablissement gestaltete sich zu dem großartigsten und vielseitigsten Institut seiner Art in Sachsen. Die Zahl der Arbeiter betrug etwa 2000, die unter der Leitung von etwa 150 Beamten standen. Das Etablissement lieferte alle in das Maschinenfach einschlagende Gegenstände; 1870 verkaufte es H. an die Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz, die es noch weiter ausdehnte. H. blieb indes noch bis zu seinem am 16. Dez. 1878 erfolgten Tode in deren Verwaltungsrat thätig.

Hartmann, Robert, Anthropolog und Ethnograph, geb. 8. Okt. 1832 zu Blankenburg am Harz, studierte in Berlin Medizin und Naturwissenschaften und begleitete 1859‒60 den Freiherrn A. von Barnim, Sohn des Prinzen Adalbert von Preußen, nach Nordostafrika. Von 1865 bis 1867 lehrte er die Naturgeschichte der Haustiere an der landwirtschaftlichen Akademie zu Proskau in Oberschlesien und folgte alsdann einem Rufe als Professor und Prosektor der Anatomie an die Universität zu Berlin. H. bereiste zwischen 1867 und 1882 einen großen Teil Europas. 1871‒79 war er Vicepräsident der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin und später Generalsekretär der Anthropologischen Gesellschaft. Er starb 20. April 1893 zu Neu-Babelsberg. H. schrieb: «Reise des Freiherrn A. von Barnim durch Nordostafrika» (Berl. 1863), «Naturgeschichtlich-mediz. Skizze der Nilländer» (ebd. 1865), «Die Nigritier. Eine anthropol.-ethnolog. Monographie» (Tl. 1, ebd. 1876), «Die Völker Afrikas» (Lpz. 1879), «Handbuch der Anatomie des Menschen» (Straßb. 1881), «Der Gorilla» (Lpz. 1881), «Die menschenähnlichen Affen» (ebd. 1883). Seine Beobachtungen über die Morphologie von Seetieren, angestellt an den ital. und schwed. Küsten, legte er in mehrern wissenschaftlichen Zeitschriften nieder. Auch verfaßte er den anthropol. Teil des Werkes über die Forschungsreise des deutschen Kriegsschiffes «Gazelle». H. ist nebst A. Bastian Begründer der seit 1869 in Berlin erscheinenden «Zeitschrift für Ethnologie».

Hartmannsdorf, Dorf in der Amtshauptmannschaft Rochlitz der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, 4 km südwestlich von Burgstädt, an der Nebenlinie Wittgensdorf-Limbach der Sächs. Staatsbahnen, hat 5066 (2364 männl., 2702 weibl.) E., darunter 158 Katholiken: Post, Telegraph, Gasanstalt; Fabrikation von baumwollenen, ganz- und halbseidenen Handschuhen und Strumpfwaren, Färbereien, Bleicherei, Appreturanstalten, Ziegeleien und Granulitbrüche, darunter der der Stadt Chemnitz gehörige sog. Ratsbruch (100 Arbeiter) mit Seilbahn und Steinzerkleinerungsmaschine.

Hartmann von Aue, s. Aue, Hartmann von.

Hartmäuligkeit, bei Pferden die Unempfindlichkeit gegen die Einwirkung der Zäumung.

Hartmetall, s. Pewter.

Hartnack, Edmund, Optiker und Mikroskopiker, geb. 9. April 1826 zu Templin in der Ukermark, wandte sich 1847 nach Paris, wo er in der Werkstätte von Ruhmkorff, dann in der des berühmten Mikroskopikers Oberhäuser Stellung nahm. Nachdem er das Geschäft des letztern käuflich übernommen, verband er sich 1864 mit dem aus Polen geflüchteten Professor der Mathematik Prazmowsky, wurde aber 1870 mit den übrigen Deutschen aus Paris vertrieben und siedelte nach Potsdam über, woselbst er ein neues Institut für den Bau von Mikroskopen begründete. Sein Pariser Geschäft verkaufte er 1879 an seinen bisherigen Geschäftsteilhaber Prazmowsky. H.s Mikroskope gehören zu den vollendetsten Instrumenten dieser Art und sind deshalb über den ganzen Erdkreis verbreitet. Außer vielfachen Verbesserungen des Mikroskops hat sich H. insbesondere durch die Einführung und Verbreitung des von Professor Amici erfundenen Immersionssystems, durch die mit Prazmowsky erdachte Verbesserung der Nicolschen Prismen und die Erfindung eines eigenen Beleuchtungsapparates verdient gemacht und dadurch nicht wenig zu dem außerordentlichen Aufschwung der modernen Naturwissenschaften und Medizin beigetragen. Die mediz. Fakultät zu Bonn ernannte ihn 1868 zum Ehrendoktor der Medizin, 1882 erhielt er den Professortitel. Er starb 9. Febr. 1891 in Potsdam. ^[Spaltenwechsel]

Hartriegel, s. Cornus und Ligustrum.

Hartschiere, eine aus verdienstvollen Offizieren und Unteroffizieren gebildete Leibgarde des bayr. Königshauses, die als Palastwache und bei Hoffestlichkeiten Verwendung findet. (S. Archers.)

Hartschlägigkeit, Hartschnaufen, s. Dampf (in der Tierheilkunde).

Härtung des Stahls, s. Härten.

Hartung, Joh. Adam, Schulmann und Philolog, geb. 25. Jan. 1801 zu Berneck im Fichtelgebirge, studierte in Erlangen und München, wurde 1824 Professor am Gymnasium zu Erlangen, 1837 Direktor des Gymnasiums zu Schleusingen, 1864 zu Erfurt, wo er 20. Sept. 1867 starb. Außer mehrern, der praktischen Pädagogik dienenden Schriften und zahlreichen Ausgaben griech. Dichter mit Kommentar und metrischer Übersetzung (Lpz. 1848‒58) veröffentlichte H.: «Die Religion der Römer» (2 Bde., Erlangen 1836), «Die Lehren der Alten über die Dichtkunst» (Hamb. und Gotha 1845), «Die Religion und Mythologie der Griechen» (4 Tle., Lpz. 1865‒73), «Über die Casus, ihre Bildung und Bedeutung in der griech. und lat. Sprache» (Erlangen 1831), «Lehre von den Partikeln der griech. Sprache» (2 Tle., ebd. 1832‒33) sowie den «Euripides restitutus» (2 Bde., Hamb. 1843).

Hartungsche Zeitung und Verlagsbuchdruckerei in Königsberg in Preußen, im Besitz einer Aktiengesellschaft (Direktoren: H. Wogram und A. J. K. Busk). Die Druckerei wurde 1730 von Johann Heinrich Hartung, geb. 17. Aug. 1699 in Erfurt, begründet und war bis 1733 mit der Stelterschen Buchdruckerei verbunden, die dann mit jener verschmolzen wurde. 1751 wurde damit auch Reußners Hof- und Akademische Buchdruckerei vereinigt. Er starb 5. Mai 1756 während der Messe zu Leipzig. Das Geschäft blieb in der Familie, bis es 1872 ein Urenkel des Gründers, Johann Friedrich Herrmann Hartung, geb. 28. März 1823, an die Aktiengesellschaft verkaufte. Hauptunternehmen ist die «Königsberger Hartungsche Zeitung» (s. d.). Die Buchdruckerei hat 2 Dampfmaschinen (25 Pferdekraft), 11 Pressen und 120 beschäftigte Personen.

Hartungs Mund- und Zahnwasser, s. Geheimmittel.

Hartwell-House (spr. haus), Schloß bei Aylesbury (s. d.) in der engl. Grafschaft Buckingham.

Hartwich, Emil Herm., Eisenbahningenieur, geb. 13. Juli 1801 zu Bensdorf bei Brandenburg, besuchte das Gymnasium in Brandenburg, legte 1819 die Feldmesser- und 1827 die Baumeisterprüfung ab, wurde 1829 zum Wasserbauinspektor in Steinau in