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Hâtifi - Hattingen
wird vieles von der Liebcsgöttin Aphrodite aus die
H. der ägypt. Inschriften übertragen; sie verleiht
ihrem Verehrer die Eigenschaft, "geliebt zu werden
in den Herzen der Männer und in den Herzen der
Frauen"; sie selbst wird "das Gold unter den Göt-
tern und das Elektrum (Silbergold) unter den
Göttinnen" genannt, oder "Fürstin des Tanzes und
der Freude". Sie hatte viele Tempel in Ägypten,
in Theben, in Ombos, in drei Städten, die nach
ihr Aphroditopolis genannt wurden, besonders
aber m Dendera (Tentyris), wo ihr Tempel, von
der berühmten Kleopatra (VI.) nach der Geburt
des Cäsarion gegründet, jetzt zu den besterhaltenen
des Landes gehört. Ihr war auch die Halbinsel
des Sinai, wo seit ältester Zeit reiches Kupfererz
gewonnen wurde, geweiht, und sie hieß in den
ägypt. Kolonien Herrin des Maskat-(Kupfererz-)
Landes. Nach ihr hieß auch der dritte Monat des
ägypt. Jahres H.
Hatifi, Maulanä Abdallah, der letzte der bedeu-
tcndern epifchen Dichter der Perser, ein Schwester-
sohn des Dfchami, wurde in Chargird im Bezirk
Dscham, Provinz Herat, geboren und starb 1520.
Seinen Nuf verdankt er einer Ehamhe oder Reihe
von fünf epischen Gedichten in Reimpaaren (Mes-
newi), in denen er dem Vorbilde des Nisämi (gest.
1202) und Amir Chusrau aus Dehli (gest. 1324),
wie er selbst sagt, folgt. Diese Epen sind "Laila
und Mcdschnun", die Geschichte zweier unglücklich
Liebenden, den gleichnamigen Gedichten der eben-
genannten nachgebildet; die "Liebe des Sasaniden
Chosru zu Schinn", gleichfalls von Nisümi und
Amir Chusrau besungen; ferner die "Halt Nansai"
(sieben Ansichten, Belvederes), nach den "Halt?ui-
Kar" (sieben Schönheiten) Nisamis und den"IIa8c1it
Lidiädit" (acht Paradiese) des Amir Chusrau bear-
beitet; das vierte Gedicht wird uicht angesührt, das
fünfte ist das "limui-iiHms" oder "Buch von den
Siegen Timurs" nach Nisamis "läkan^einHmk"
und Amir Chusraus "Zikluiäßri" ("Spiegel Alexan-
ders"). Nur dieses letztere Werk, das den H. 40 Jahre
beschäftigte, ist veröffentlicht von Iones (Kalkutta
l.788) und lithographiert u. d. T. "8^1-11^1116"
("Buch der Siege", Lakhnau 1869). Ein Nachahmer
H.s war Käßim aus Dfchunabad (einer Stadt nicht
weit von Mefchhed und Tus).
H. hieß auch ein älterer pers. Dichter, welcher
"Ball und Schlägel", ein Gedicht über die Nichtig-
keit der Liebe des Geschöpfes und die wahre Liebe
zu Gott verfaßte (der Ball im Maillespiel kehrt
immer wieder zum Schlägel zurück, obwohl von die-
sem geschlagen; so soll auch das Herz stets zu Gott
zurückkehren), sowie ein türk. Dichter des 16. Jahrh,
aus der kleinasiat. Stadt Amasia.
Hätim, vorislamit. Dichter aus dem südarab.
Stamme Tan, lebte im 6. Jahrh. H. ist unter den
Arabern als Vertreter der arab. Stammestugenden,
besonders der Freigebigkeit berühmt, Held eines
Sagenkreises geworden. Er starb vor dem Auf-
treten des Propheten Mohammed; fein Sohn 'Adi
schloß sich dem Islam an und kämpfte in den Reihen
des 'Ali. Die Gedichte des H. sind von R. Hassoun
(Lond. 1872) gesammelt und herausgegeben worden.
Hato (span., spr. ato), Viehzüchterei auf den
Anden in Südamerika.
Hatria, alte Stadt in Oberitalien, s. Adria.
Hatschier, s. Archers.
Hatszeg (spr. hahthegg), Stadt mit geordnetem
Magistrat im ungar. Komitat Hunyad in Sieben-
bürgen, an der Zweiglinie Piski-Petroseny-Lupe'ny
(Station Väralia-H.) der Ungar. Staatsbahnen
(^iebenbürg. Eisenbahn), im Hatszeger Thale, das
zu den schönsten Gebirgsgegenden Siebenbürgens
gehört, am nördl. Fuße des Retjezät (2496 m), Sitz
eines königl. Gerichtshofs und eines Bezirksgerichts,
hat (1890) 1852 E., Ackerbau, Kleingewerbe und
Viehzucht. Bei H. befinden sich die Ruinen eines
röm. Wartturms. H. war früher Stabsstation des
aufgelösten I.Nomanen-Grenzregiments. Im westl.
Teile des Hätszcger Thals das rumän. Dorf Vär-
hely (rumän. Gradistye, d. i. Burgflecken) mit
1046 rumän. E. Hier stand einst die alte Dakerstadt
^armizegethusa, später das röm., vom Kaiser
Trajan nach der Vesiegung des datischen Königs
Dekebal (105 n. Chr.) erbaute Munieipium Illpia
'Q-^lilia. Im ganzen Hatszeger Distrikt werden
zahlreiche röm. Altertümer gefunden.
Hatszeger Gebirge, Teil der Karpaten (s. d.).
Hatt, eigentlich Chatt (arab.,d.i. Schrift),wird
in der türk. Amtssprache speciell ein autographischer
Befehl des Grohherrn und dann das Aktenstück ge-
nannt, dem jener H. in bindendster Form Gesetzes-
trast verleiht. Die dem Worte H. gewöhnlich bei-
gefügten Prädikate Scherif und Humajun bezeich-
nen keine verschiedenen Klassen derartiger Schrift-
stücke, sondern sind Titulaturen des Sultans, etwa
mit "grosiherrlich" zu übersetzen. Die berühmtesten
H. sind der Hatt-i-Scherif von Gulhane von 1839
und der Hatt-i-Humajun von 1856. (S. Osmani-
sches Reich.)
Hattala, Martin, czech. Philolog, geb. 4. Nov.
1821 in Trhtenä im ungar. Komitat Trentschin, stu-
dierte an ungar. Anstalten und in Wien kath. Theo-
logie. 1848 zum Priester geweiht, wurde er 1850
Lehrer in Prehburg, 1854 Docent an der Universität
Prag, 1861 ord. Professor daselbst und ist seit 1892
pensioniert. Seine Hauptwerke sind: "Lautlehre
der alt-und neuczech. und slowak. Sprache" ("^vuko-
äiovi etc.", Prag 1854), "Vergleichende Grammatik
der czech. und slowak. Sprache" ("3r0viiü,v3.ci minv-
iiico 6te.", für Schulen, ebd. 1857), "Grammatik der
slowak. Sprache" ("Muviiic9^9^IiH Liovongkelio",
Pest 1864), "Antibarbarus der czech. Sprache"
("NruL^^iiH 568k6iw", Prag 1877). Außerdem
schrieb erverschiedenesprachwissenschaftliche Abhand-
lungen, darunter heftige Polemiken gegen Schleicher
u. a., und gab mit A. Patera den Text der altczech.
Alerandreis (1881) heraus.
Hattatal, Gedicht von Snorri Sturluson (s. d.).
Hattchets Braun (spr. hättsch-), s. Kupferbraun.
Hattenheim, Marktstecken im Rheingaukreis
des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, 4 km westlich von
Erbach, rechts am Rhein und an der Linie Frankfurt
a. M.-Niederlahnstein der Preuß. Staatsbahnen,
hat (1890) 1334 E., Post, Telegraph, Weinbau (be-
sonders auf dem Steinberge) und Weinhandel.
Nahebei die Cistercienserabtei Eberbach (s. d., 3).
Hatteras, Kap, s^Albemarlesund.
Ha.ttsria. pniiot2.t2. 6^"?/, s. Vrückenechsen.
Hatt-i-Humajun, s. hatt.
Hattingen. 1) Kreis im preuß. Neg.-Vcz. Arns-
berg, hat 140,74^m, (1890) 61763 (32326 männl.,
29437 weibl.) E., 1 Stadt und 27 Landgemeinden.
- 2) Kreisstadt im Kreis H., 9 km südlich von
Bochum, an der Ruhr, der Linie Steele-Hagen und
den Nebenlinien Düsseldorf-Barmen-H. (57 km)
und H.-Heißen-Osterfeld (33,i km) der Preuh.
Staatsbahncn, Sitz des Landratsamtcs und eines
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