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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hegemeister - Hegnenberg-Dux

geschichte von Mainz im Mittelalter» (Lpz. 1882), «Briefe von und an G. W. F. Hegel» (2 Tle., ebd. 1887), «Städte und Gilden der german. Völker im Mittelalter» (2 Bde., ebd. 1891).

Hegemeister, früher gebräuchlicher Titel für untere Forstbeamte verschiedenen Wirkungskreises.

Hegemŏne, eine der Chariten (s. d.).

Hegemŏnie (grch., eigentlich «Oberbefehl» oder «Obergewalt») nannte man in Griechenland namentlich die diplomat. und militär. Führung, die einem einzelnen Staate wegen seiner Machtfülle, Tapferkeit und Kriegserfahrung seiner Bürger von einer Anzahl anderer Gemeinden eingeräumt wurde. Zuerst trat Sparta, nachdem es seit der Mitte des 6. Jahrh. v. Chr. der Vorort der peloponnes. Staaten geworden war, zur Zeit der Perserkriege an die Spitze von Hellas, indem damals alle kriegführenden griech. Staaten sich seiner Führerschaft unterordneten. Seit 461 geriet Sparta in Streit mit dem seemächtigen Athen, welches selbst seit 476 an der Spitze eines großen Inselbundes stand und nun den Spartanern als ebenbürtige Macht die Spitze bot. Erst als die Macht Athens im Peloponnesischen Kriege gebrochen war (404), konnten die Spartaner ihr früheres Übergewicht wiedererlangen. Unter Epaminondas' Führung machte Theben durch die Schlacht bei Leuktra (371 v. Chr.) diesem ein Ende und unternahm selbst mit Erfolg den Versuch, die H. an sich zu ziehen. Nach Epaminondas' Tode (362) riß König Philipp von Macedonien als Sieger in der Schlacht bei Chäronea (338 v. Chr.) die H. an sich, die später an seinen Sohn Alexander überging. – Vgl. Groen van Prinsterer, Über die griechische H. (Leid. 1820).

Hegereiter oder Hegereuter, ehemals auch «reitender Förster» genannt, unterer Beamter für Forst- und Jagdschutz.

Hegesíppus von Sunium, Parteigenosse des Demosthenes, wird zuerst 364 v. Chr. als öffentlicher Redner genannt und bekämpfte mit Eifer die Politik Philipps und der macedon. Partei in Athen. Eine seiner Reden (die 342 v. Chr. gehaltene Rede «Über Helonnesos») ist unter den Werken des Demosthenes enthalten. – Vgl. A. Schäfer, Demosthenes und seine Zeit (2. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1885–87); Blaß, Attische Beredsamkeit, Bd. 3 (ebd. 1880).

Hegesíppus, christl. Schriftsteller aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrh., schrieb fünf Bücher u. d. T. «Aufzeichnungen» (hypomnemata) gegen die Gnostiker, die diesen gegenüber die Einheit und Wahrheit der in den Apostelkirchen erhaltenen und durch die bischöfl. Succession fortgepflanzten Lehrüberlieferung darthun sollten. Von der Schrift sind nur Fragmente erhalten, die aber durch die darin mitgeteilten alten Traditionen sehr wichtig sind. H. war vermutlich jüd. Abkunft und steht sichtlich unter dem Einfluß judenchristl. Überlieferungen, gehört aber zu den ältesten Begründern katholisch-kirchlicher Grundsätze. – Vgl. Dannreuther, Du témoignage d' Hégésippe sur l'église chrétienne aux deux premiers siècles (Nancy 1878).

Hegetsch., bei naturwissenschaftlichen Namen Abkürzung für Johs. Hegetschweiler (s. d.).

Hegetschweiler, Johs., schweiz. Arzt und Botaniker, geb. 14. Dez. 1789 zu Riffersweil im Kanton Zürich, gest. 6. Sept. 1839 in dem Gefecht zu Zürich, veröffentlichte «Reisen in den Gebirgsstock zwischen Glarus und Graubünden» (Zür. 1825), «Beiträge zu einer kritischen Aufzählung der Schweizerpflanzen» (ebd. 1831), «Flora der Schweiz» (4 Lfgn., ebd. 1838–40; fortgesetzt von O. Heer). ^[Spaltenwechsel]

Hegewisch, Dietr. Herm., Geschichtsforscher, geb. 15. Dez. 1740 zu Quakenbrück im Osnabrückischen, studierte Theologie in Göttingen, war dann bis 1775 Hofmeister bei dem dän. Konsul Grafen Schimmelmann in Hamburg, privatisierte hierauf bis 1780, wurde dann als Professor der Geschichte nach Kiel berufen, wo er 1782 die ordentliche Professur der Geschichte erhielt, 1805 zum Etatsrat ernannt wurde und 4. April 1812 starb. Unter seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: «Geschichte Karls d. Gr.» (Lpz. 1772; 3. Aufl., Hamb. 1818), «Geschichte der fränk. Monarchie» (Hamb. 1779), «Geschichte der Deutschen von Konrad Ⅰ. bis Heinrich Ⅱ.» (ebd. 1781), «Geschichte der Regierung Kaiser Maximilians Ⅰ.» (2 Bde., ebd. 1782–83; 2. Aufl. 1818), «Allgemeine Übersicht der deutschen Kulturgeschichte» (ebd. 1788), die Fortsetzung von Christianis «Geschichte der Herzogtümer Schleswig und Holstein» (Bd. 3 u. 4, Kiel 1801–2), «Geschichte der engl. Parlamentsberedsamkeit» (Altona 1804), «Geogr. und histor. Nachrichten, die Kolonien der Griechen betreffend» (ebd. 1808; Nachtrag, 1811). Auch besorgte er selbst eine Sammlung seiner «Histor.-philos. und litterar. Schriften» (2 Bde., Kiel 1793).

Sein Sohn, Franz Hermann H., geb. 13. Nov. 1783 zu Kiel, war seit 1809 Professor der Medizin daselbst und machte sich sowohl als tüchtiger Arzt wie durch seine rege Teilnahme an den Geschicken Schleswig-Holsteins bekannt. H. starb 27. Mai 1865. Er war vielfach publizistisch thätig, meist anonym, bisweilen unter dem Namen Franz Baltisch, unter dem auch seine Schriften: «Polit. Freiheit» (Lpz. 1832) und «Eigentum und Vielkinderei» (Kiel 1846) erschienen.

Hegezeit, die Schonzeit für das Wild.

Hegira, s. Hidschra.

Hegĭus, Alexander, Humanist, geb. wahrscheinlich 1433 auf dem Hofe Heek (nach dem H. benannt ist) bei Ahaus in Westfalen, trat ins Brüderhaus in Zwolle, war 1469–74 Rektor in Wesel und leitete seit 1474 die durch ihn berühmt gewordene Schule in Deventer. Er starb daselbst 7. Dez. 1498. H.' Schriften (Ausgabe von Fabri 1503) sind sehr selten. – Vgl. Reichling, Beiträge zur Charakteristik des A. H. (in der «Monatsschrift für Westdeutschland»).

Hegnenberg-Dux, Friedr. Adam Justus, Graf von, bayr. Staatsmann, geb. 2. Sept. 1810 auf dem Stammschlosse Hofhegnenberg, übernahm nach dem Tode seines Vaters (1835) zu der Herrschaft Sicklasberg die Herrschaft Hofhegnenberg und erhielt 1837 die Würde eines königlich bayr. Kämmerers. 1845–65 gehörte er der bayr. Zweiten Kammer an, wurde 1847 zum zweiten und seit 1848 stets zum ersten Präsidenten gewählt. In der Kammer wie in der Konstituierenden Deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt a. M. vertrat er den großdeutschen Standpunkt. Vor 1848 in der Opposition, nach dem Umschwung dieses Jahres mit der Regierung Hand in Hand gehend, dann in der Reaktionszeit wieder oppositionell, nie die Unabhängigkeit seiner Überzeugung verleugnend, hat er wesentlich zum Sturze des Ministeriums von der Pfordten-Reigersberg und hiermit des damaligen Systems beigetragen. Die Ereignisse von 1866 liefen seiner Gesinnung entgegen, doch wies er nach 1870 entschieden jeden Gedanken an eine Feindselig-^[folgende Seite]