Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Heinrich II. (römisch-deutscher Kaiser)'
belagerte ihn vier Monate in Trier und sah sich, als Adalbero bei seinem Bruder, dem Herzog Heinrich von Bayern, Schutz fand, auch mit diesem in eine Fehde
verwickelt, die mit dessen zeitweiliger Absetzung endigte. Ferner empörten sich der Graf von Flandern und der neue Markgraf von Meißen; doch auch sie bezwang H.
Wegen Burgund schloß H. mit dem kinderlosen König Rudolf III. 1006 einen Vertrag, demgemäß dieses Land nach Rudolfs Tode an das Deutsche Reich fallen sollte.
Thatkräftig und tapfer, war H. zugleich der Kirche aufrichtig ergeben und hat sich vorzüglich durch die Stiftung des Bistums Bamberg 1007 ein Andenken gesichert.
Hier ist aber auch sein Name von Fabeln umwuchert und aus dem kriegerischen Fürsten ein mönchischer Frömmler gemacht worden. H. starb kinderlos 13. Juli 1024 zu
Grona bei Göttingen, wurde im Dom zu Bamberg begraben, wo sich sein und seiner Gemahlin Kunigunde prächtiges, von Tilman Riemenschneider 1513 vollendetes Grabmal
befindet. Von Papst Eugen III. wurde H. 1146 unter die Heiligen versetzt. – Vgl. S. Hirsch, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter H. II. (fortgesetzt von Pabst
und Breßlau; 3 Bde., Berl. und Lpz.1862–75); Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 2 (5. Aufl., Lpz. 1885); Usinger, Zur Beurteilung H.s II. (in
der «Histor. Zeitschrift», Bd. 8, 1862); Cohn, Kaiser H. II. (Halle 1867); Zeißberg, Die Kriege H.s II. mit Herzog Boleslaw von Polen (in den «Sitzungsberichten»
der Wiener Akademie, 1857).
Heinrich III., römisch-deutscher Kaiser (1039–56),
der zweite aus dem Hause der salischen Franken, Kaiser Konrads II. und Giselas Sohn, geb. 28. Okt. 1017, wurde schon 1026 zum deutschen König designiert, 1028
gewählt und gekrönt, 1027 Herzog von Bayern, 1038 Herzog von Schwaben und König von Burgund und folgte seinem Vater 1039 in der deutschen Königswürde. Durch
ausgezeichnete Naturgaben und eine treffliche Erziehung unterstützt, frühzeitig in den Waffen geübt, von strengem, gebieterischem Charakter, hielt er die Zügel
des Reichs und der Kirche in starker Hand und war einer der gewaltigsten Herrscher Deutschlands. Um die Gefahren, die seiner Krone seitens der übermächtig
gewordenen Herzöge drohten, abzuwenden, behielt er entweder die verfallenen Herzogtümer für sich und seine Familie, oder vergab sie, wie Bayern und Kärnten, an
minder mächtige Herren. Nur Bernhard von Sachsen behauptete sein Ansehen; allein auch ihm gab H. in dem Landgrafen Ludwig dem Bärtigen von Thüringen und in dem
Erzbischof Adalbert von Bremen ein mächtiges Gegengewicht. Den Herzog Bretislaw von Böhmen, der einen Beutezug gegen Polen gemacht, Breslau zerstört, Krakau
ausgeplündert und die Leiche des heil. Adalbert aus Gnesen nach Prag entführt hatte, zwang er 1041 mit seinen Großen vor ihm in Regensburg zu erscheinen, ihm
barfuß zu nahen und sich im Fußfall zu demütigen, dann gab er ihm Böhmen als Lehn zurück. Auf drei Feldzügen, 1042, 43, 44, drang er tief in Ungarn ein, ließ sich
das Land vom Kahlenberg bis zur Leitha abtreten, vertrieb den König Aba, erhob 1044 den König Peter, den Aba einst verjagt hatte, wieder auf den Thron und 1017,
nach Peters Absetzung, den König Andreas, der wie die vorigen sein Vasall wurde; doch vermochte H. in den spätern Feldzügen gegen Ungarn (1051 und 1052) seinen
Einfluß nicht zu behaupten. ↔
Dagegen gelang es ihm in Oberitalien, besonders in Mailand, die Zwistigkeiten der Parteien zu beschwichtigen und die Normannen in Apulien und Calabrien durch
Anerkennung der von ihnen gemachten Eroberungen zu seinen Vasallen zu machen. Größern Widerstand fand er in Lothringen, wo Herzog
Gottfried der Bärtige (s. d.) von Niederlothringen nach seines Vaters Tode auch Oberlothringen unter seine
Herrschaft bringen wollte. Zweimal mußte H. gegen diesen zu Felde ziehen, ehe er sich 1049 des Herzogtums bemächtigen konnte; auch trat Gottfried später in
Italien gegen den Kaiser auf. 1046 zog H. nach Italien und ließ auf einer Versammlung der Bischöfe zu Sutri die drei gleichzeitig regierenden Päpste Benedikt IX.,
Sylvester III. und Gregor VI. absetzen, worauf er den deutschen Bischof Suitger von Bamberg als Clemens II. zum Papst erhob, der ihn am Weihnachtsfest zum Kaiser
krönte. Die Einsetzung der Päpste wurde ihm, um der Unordnung ein Ende zu machen, förmlich übertragen. Jetzt wirkte H. mit den nacheinander von ihm eingesetzten
Kirchenhäuptern eifrigst für die Beseitigung der Gebrechen der Kirche und Umwandlung der Lebensweise der Geistlichen im Sinne der vom Kloster Cluny ausgegangenen
reformatorischen Richtung und aus dem Bewußtsein seines kaiserl. Aufsichtsrechts. Aber schon unter Leo IX. kam die Partei, welche volle Selbständigkeit und
Herrschaft der Kirche erstrebte, unter der Führung des päpstl. Kaplans Hildebrand zu großem Einfluß, und nach H.s Tod und dem bald darauffolgenden Tode des
deutschen Papstes Victor II. gewann sie völlig die Oberhand. H. starb 5. Okt. 1056 zu Bodfeld am Harz; von seiner Gemahlin Agnes von Poitiers hinterließ er den
Knaben Heinrich (IV.), der schon 1054 zum König gewählt war. H.s eigenmächtige Regierung hatte große Unzufriedenheit bei den Reichsfürsten erzeugt, die schon ihn
selbst bedrohte und seines Sohnes Stellung untergrub. Die von ihm betriebene Kirchenreform beförderte auch die wissenschaftlichen Studien, welche damals einen
hohen Grad der Blüte erreichten. – Vgl. Steinhoff, Das Königtum und Kaisertum H.s III. (Dissertation, Gött. 1865); Meyndt, H. III. und Andreas I. (Dissertation,
Lpz. 1870); Steindorff, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter H. III.(2 Bde., Lpz. 1874–81); Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 2 (5. Aufl.,
ebd. 1885); Martens, Die Besetzung des päpstl. Stuhles unter H. III. und IV. (Freiburg 1886).
Heinrich IV., römisch-deutscher Kaiser (1056–1106),
der Sohn des vorigen, geb. 11. Nov. 1050 wahrscheinlich zu Goslar, war beim Tode seines Vaters ein Kind von fünf Jahren; die Verwaltung des Reichs fiel daher
zugleich mit der Erziehung seiner Mutter Agnes (s. d.) zu. Obgleich mit vielen Vorzügen begabt und bei den
Regierungsgeschäften zuerst von Papst Victor II., später vom Bischof Heinrich von Augsburg thätig unterstützt, war die Kaiserin doch der schwierigen Stellung, in
der sie sich den anspruchsvollen Reichsfürsten und der aufstrebenden Papstmacht gegenüber befand, keineswegs gewachsen. Um die gereizten Gemüter der von Heinrich
III. gedrückten Fürsten in Deutschland zu beruhigen und dem Königshause feste Stützen zu gewinnen, gab sie Gottfried dem Bärtigen das ihm von ihrem Gemahl
entrissene Lothringen zurück. Graf Rudolf von Rheinfelden erhielt mit der Hand ihrer Tochter Mathilde das Herzogtum Schwaben,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 980.