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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heizfläche - Heizmaterialien
Heizerschülern abgehalten. In Österreich finden an
allen k. k. Staatsgewerbeschulen je nach Bedarf
Untcrrichtskurse für Kesselheizer und Maschinenwär-
ter statt. Zur bessern Ausbildung des .Heizerperso-
nals hat man auch in den Bezirken der Dampfkessel-
remsionsvereine Berlin, Vreslau, Hannover und
Magdeburg Lehr heiz er angestellt, welche von
Ort zu Ort ziehend die Heizer praktisch unterweisen
sollen, und zu gleichem Zweck hat man namentlich
auch, um das Personal zu erhöhter Leistungsfähig-
keit anzuspornen, Wett- und Preis heizen ver-
anstaltet; im letztern Sinne ist bereits 1861 die
!6oci6t6 inäu8ti-i0ll6 zu Mülhausen i. (5'ls. vorge-
gangen, während 1878 Barmen anf Anregung des
Bergischen Danlpfkcssclrevisionsvereins und später
Leipzig durch seine Polytechnische Gesellschaft und
Frankfurt a. M. unter Führung des Bezirksvereins
deutscher Ingenieure gefolgt sind.
Heizfläche, Teil der Dampfkesseloberfläche,
s. Dampfkessel (Bd. 4, S. 723d).
.Heizkasten, s. Betriebsmittel (Bd. 2, S. 905a).
Heizkraft, s. Heizesfekt, pyrometrischer.
Heizmaterialien, Heizstoffe, Brennmate-
rialien, Brennstoffe, die in Feuerungsanlagen
(s. d.) behufs Wärmeentwicklung zur Verbrennung
(s. d.) gebrachten Stoffe, die sich teils in der Natur
vorfinden, teils aus Naturprodukten durch künstliche
Prozesse gewonnen werden. Die natürlichen H. ge-
hören namentlich demPflanzenreich an und stammen
teils von lebenden Pflanzen, wie Holz, Stroh, teils
sind sie fossile Überreste versunkener Pflanzen, wie
Torf,Braunkohle,Steinkohle,Anthraeit(s.dieEinzel-
artitel). Ebenfalls fossil sind die Erdöle (s. Petro-
leum) und das Naturgas (s. d.). Im Holz ist die
Pflanzensubstanz noch im unveränderten Zustande er-
baltcn, in den übrigen ist sie durch einen langsam ver-
laufenden, aber stetig fortschreitenden Verwesungs-
prozeß mehr oder weniger verändert; am wenigsten
in den jüngern Torfforten, in denen noch wohlerhal-
tene Pflanzenreste mit bloßem Auge sichtbar sind; am
meisten in den Steinkohlen, deren schwarze Farbe,
Glanz, Bruch nicht die geringste Verwandtschaft mit
pflanzlichen Gebilden mehr wahrnehmen läßt, in
denen aber das Mikroskop noch deutlich die Elementar-
organe der Pflanzen, Zellen und Gefäße nachweifen
läßt. Diefelben Bestandteile, wie in der ursprüng-
lichen Pflanzensubstanz, finden sich in allen natür-
lichen H., nur sind die Mischungsverhältnisse an-
dere geworden. Durch den Vermoderungsprozeß
hat eine Zunahme des Kohlenstoffgehalts, dagegen
Abnahme von Sauerstoff und 'Nasserstoff 'statt-
gefunden und zwar mit dem Alter fortschreitend.
Nirgends ist aber diese Umwandlung so weit ge-
gangen, daß nur noch reiner Kohlenstoff vorhanden
wäre; alle natürlichen H., selbst die ältesten Stein-
kohlen, enthalten neben dem Kohlenstoff noch Wasser-
stoff, Sauerstoff und Stickstoff in chem. Bindung.
Auch die den Pflanzen eigenen anorganischen, un-
verbrennlichen Bestandteile fehlen nicht, doch sind
diese vielfach verändert, teils durch Wasser aus-
gewaschen, teils sind durch Überflutungen schlamm-
führcnder Wassermassen, teils durch Infiltrationen
gelöster Substanzen die mannigfachsten fremden
Körper hinzugelangt, die beim' Verbrennen als
Asche zurückbleiben und sowohl durch ihre Menge
als auch durch schädliche Wirkung, die sie ausüben
können, erheblich vermindernd auf den Wert der H.
Wirten. Durch trockne Destillation von Holz ge-
winnt man die Holzkohle (s. d.), von Torf die Torf-
kohle (s. d.), voll Steinkohle den Koks (s. d.) und
das in neuerer Zeit ebenfalls zum Heizen verwen-
dete Leuchtgas (f. Gasbeleuchtung, Gasheizungs-
vorrichtungen). Andere künstliche Heizgase sind
Wassergas (s. d.), Dowsongas, Generatorgas
(s. Gasfeuerungen) und Gichtgase (s. Eisenerzeu-
gung, Bd. 5, S. 925). Von den künstlichen flüssigen
H. ist der Spiritus das bedeutendste.
Bei allen diesen H. beruht die Wärmeentwicklung
auf der Verbindung der brennbaren Bestandteile
(Kohlenstoff, Wasserstoff, Schwefel u. s. w.) mit dem
Sauerstoff der Luft. Entbält ein Heizstosf selbst
Sauerstoff, so wird die Wärmeentwicklung beein-
trächtigt, da dieser im Heizstosf selbst enthaltene
Sauerstoff eine bestimmte Menge Wasserstoff (soviel
als zur Bildung von Wasser nötig ist) gebunden
hält und daher die zur Verbrennung disponible
Menge Wasserstoff vermindert (vgl. Heizeffekt, ab'
foluter). Die in H. meist enthaltene Feuchtigkeit,
die jedoch vor dem Gebrauch der H. durch Trocknen
entfernt werden kann, wirkt ebenfalls wertvermin-
dernd, da das Wasser bei der Verbrennung sich in
Dampf verwandelt und eine entsprechende Wärme-
menge (Dampfwärme, s. Dampf, Bd. 4, S. 717 d)
verbraucht. Indifferente Bestandteile, wie Stickstoff,
Asche, wirken als Verdünnungsmittel und vermin-
dern den Wert des Materials insofern, als sie zur
Wärmeentwicklung nichts beitragen und doch Raum
beanspruchen und die Transportkosten erhöhen.
Die gesamte bei der vollständigen Verbrennung
eines Heizstoffs entwickelte Wärme läßt sich in
zweierlei Hinsicht messen, erstens bezüglich der Quan-
tität (Menge), zweitens bezüglich derIntensität (Tem-
peratur). Die Quantität der entwickelten Wärme
wird durch die Brennkraft oder den absoluten
Heizeffekt gemessen (s. Heizeffett, absoluter), wäh-
rend der erzeugte Temperaturgrad als Heizkraft
oder p y r o m e t r i s ch e r H e i z e f f e k t bezeichnct wird
(s. Heizeffekt, pyrometrifcher). Brennkraft und Heiz-
kraft zufammen bestimmen den Wert eines Brenn-
materials. Beide Werte lassen sich sowohl durch
Versuche als durch Rechnung finden. Die Vrenn-
kraft kann man durch Kalorimeter oder, im großen
Maßstabe,durchbesondere,denwirklickenFeuerungs-
anlagen nachgebildete Versuchsapparate bestimmen,
während die Heizkraft experimentell durch Pyrometer
gemessen wird. Durch Rechnung kann man beide
Werte finden, sobald durch sog. Elementaranalyse
die prozentnale Zusammensetzung des betreffenden
Brennmaterials bestimmt worden ist. Hinsichtlich
der drei für die eigentliche Verbrennung maßgeben-
den Elemente Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauer-
stoff haben die festen H. folgende durchschnittliche
Zusammensetzung in abgerundeten Zahlen:
Brennmaterial
Holz.......
Torf.......
Braunkohle . . .
Steinkohle....
Anthracit ....
Kohlenstoff
Wasserstoff
50
6
58
6
65
7
80
6
95
2
Sauerstoff
44
36
28
14
3
Für genauere Zusammensetzung der H. seien bei-
spielsweise folgende Daten gegeben.
Die als Brennholz verwendeten Holzarten
baben bezüglich Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauer-
stoff eine sehr wenig voneinander abweichende Zu-
sammensetzung, die fast genau mit der der reinen