Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Heliäa

5

Heliäa

turm von 80 m Seehöhe und eine kleine Stadt von 380 Häusern, an die sich auf dem Unterlande noch etwa 140 Häuser reihen. An der Hauptstraße, der Falm, steht seit 1892 ein Denkmal Hoffmanns von Fallersleben (von Schaper), der hier das Lied «Deutschland Deutschland über alles» dichtete. Eine steinerne Treppe von 188 Stufen und ein Aufzug (seit 1885) führt nach oben hinauf. Fischerei, Hummerfang, Schiffahrt, der Lotsendienst, vor allem aber das Seebad bilden die Haupterwerbsquelle. Die Bewohner sind nordfries. Stammes und sprechen ihre eigene Sprache; Gottesdienst und Schulunterricht finden in hochdeutscher Sprache statt. Die Helgoländer (Helgolánder) bekennen sich zur luth.-evang. Kirche und wählen ihre Prediger selbst.

Das Seebad entstand 1832 auf Anraten eines gewissen Andresen Siemens und ist, namentlich seit der regelmäßigen Dampferverbindung mit Hamburg, Cuxhaven und Geestemünde, eins der besuchtesten der Nordsee. Der Fremdenverkehr stieg in den letzten Jahren auf 11600 Personen. Ober- und Unterland enthalten zahlreiche Wohnhäuser für Badegäste, auch besteht ein neues Konversationshaus (seit 1892); der Hauptbadeplatz ist am Südwestufer der Düne, Dampf- und Schwimmbassin sind auf H. selbst errichtet. Seit 1892 besteht eine königlich preuß. biologische Anstalt für die wissenschaftliche Erforschung der Nordseefauna und -Flora.

Wegen der strategisch wichtigen Lage sind an Stelle der frühern engl. Batterien auf dem Oberlande mächtige, mit Geschützen schwersten Kalibers armierte Panzertürme und Mörserbatterien mit unterirdischen Kasematten errichtet worden; ein Tunnel führt von einer an der Südostseite des Unterlandes gelegenen Mole hinauf. ^[Spaltenwechsel]

Auf H. war in ältester Zeit ein Heiligtum des Gottes Fosite (s. Fositesland). Mit Nordfriesland kam die Insel an das Herzogtum Schleswig, war bis 1712, wo Dänemark sie unterwarf, ein Besitztum der Herzöge von Gottorp, wurde aber 1807 von den Engländern besetzt, welche sie während der Kontinentalsperre Napoleons Ⅰ. zur Hauptniederlage ihres Schmuggelhandels mit dem Festlande machten. Im Kieler Frieden trat Dänemark 1814 H. förmlich an England ab. 1890 kam H. auf Grund des deutsch-engl. Abkommens (s. Deutschland und Deutsches Reich, Bd. 5, S. 215 b) an Deutschland und wurde durch Gesetz vom 15. Dez. 1890 dem preuß. Staate einverleibt; seit 1. April 1891 gehört es zum Kreis Süder-Dithmarschen der preuß. Provinz Schleswig-Holstein. – Vgl. F. Oetker, Helgoland (Berl. 1855); W. G. Black, H. und die nordfries. Inseln (deutsch bearbeitet von B. von Werlhof, Hannov. 1889); E. Lindemann, Die Nordseeinsel H. (2. Aufl., Berl. 1890); G. Diercks, Helgoland (Hamb. 1891); Lipsius, Helgoland (Lpz. 1892); P. A. Ölrichs, Snake Jim Hollunder? Kleiner Wörterschatz zur Erlernung der Helgolander Sprache (2. Aufl., ebd. 1882).

^[Abb. Helgoland (Situationsplan).]

Heliäa, im alten Athen der große, zuerst durch Solon angeordnete Ausschuß von 1000 Männern, der jedes Jahr neu aus allen über 30 Jahre alten Bürgern auszulosen war und die volkstümliche Instanz bildete, an welche in allen schweren Straffällen von dem Urteil der Archonten appelliert und vor welchem nach Ablauf jedes Amtsjahres Klage gegen Beamte wegen Überschreitung ihrer Amts-^[folgende Seite]