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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Henckis - Heneter
Beuthen, der jüngere, Graf Karl Maximilian
H. (geb. 12. Febr. 1645, gest. 18. Aug. 1720), die
evang. Linie auf Tarnowitz und Neudeck.
Ein Sohn des Stifters der ältern Linie zu
Veuthen, Graf Karl Joseph Erdmann H.,
geb. 24. Febr. 1685, war bis 1745 preuß. Ober-
Präsident zu Oppeln, wurde aber von Friedrich 11.,
weil er den Österreichern Vorschub geleistet hatte,
semer Würden für verlustig erklärt, mußte nach
Österreich flüchten und starb 5. März 1760 zu Öden-
bürg in Ungarn. Gegenwärtiges Haupt dieser Linie,
welche in Oberschlesien die Fideikommißherrschaft
Beuthen nebst den Herrschaften ^icmianowitz, Gu-
retzko, Lassowitz mit ^owitz, in Kärnten die Herr-
schaften Wolfsberg (360 ^in), St. Leonhard
(180 l^km), Groß-Neideben und Wiesenau besitzt,
ist Graf Hugo (geb. 31. Juli 1832), der 1890 seinem
Vater, dem GrafenKarlHugoLazarus Anton, folgte.
Die jüngere Linie zu Tarnowitz-Neudeck
zerfiel mit den beiden Söhnen des Stifters in zwei
noch gegenwärtig blühende Zweige. - Der ältere
Sohn, Graf Leo Maximilian H., geb. 1. März
1691, gest. 25. Aug. 1770, begründete den sächs.
Zweig. Er war der Vater des Grafen Victor
Amadeus H., geb. 15. Sept. 1727, der sich na-
mentlich während des Siebenjährigen Krieges
auszeichnete und auf Befehl Friedrichs II. dem
Feldzuge der Russen gegen die Türken 1769 bei-
wohnte. Als 1790 Preußen an der litauischen
Grenze ein Armeekorps aufstellte, erhielt H. den.
Oberbefehl. Sein "Militär. Nachlaß" (2 Bde., gerbst
1847 - 49) Wurde von Zabeler herausgegeben. Er
starb 31. Jan. 1793 als preuh. Generallieutenant.
- Sein ^ohn, Graf Wilhelm Ludwig Victor
H., geb. 30. Okt. 1775, trat 1789 ins Heer, wurde
1810 Flügeladjutant Friedrich Wilhelms III., 1813
Oberst, 1814 Generalmajor, 1820 Generallieutenant
und Kommandant von Torgau. 1821 nahm er seinen
Abschied und starb 24. Juli 1849 in Dessau. Er
schrieb: "Erinnerungen aus meinem Leben" (Zerbst
1847). - Seines Bruders, des Grafen Leo Victor
Felix (gest. 10. Juli 1861), Sohn, Graf Leo Ama-
deus Maximilian H., geb. 8. Jan. 1829 zu
Merfeburg, Oberschloßhauptmann zu Weimar, ist
das gegenwärtige Haupt dieses Zweigs. Er ver-
öffentlichte: "Briefe der Brüder Friedrichs d. Gr."
(Berl. 1877). - An der Spitze des jüngern oder
sckles. Zweigs steht Graf Guido H., geb. 10. Aug.
1830, freier Standesherr auf Oberbcuthen, erbliches
Mitglied des preuß. Herrenhauses, Fideitommisi-
Nutznieher von Tarnowitz-Neudeck, einer der reichsten
Edelleute Schlesiens, der mehrfach in hervorragen-
den polit. Missionen Verwendung gefunden hat.
^ Henckis, Konrad, von Gudensberg (in Hessen),
ein um die erste Entwicklung des deutschen Buch-
handels und besonders um die frühe Bedeutung
Frankfurts a. M. für jenen sehr verdienter Buch-
drucker und Buchhändler. Nach dem Tode des Joh.
Fust (1466/67) heiratete er Grete, dessen Witwe, und
widmete sich imVercin mitPet.Schösfer,dessenName
allein in der Mainzer Firma blieb, für die Erben
vor allem dem Vertrieb der Bücher. Die Frankfurter
Messen machte er dabei zum Stützpunkt seiner bis
ins I. 1480 nachweisbaren Thätigkeit, die sich über
DeuiWano und die nordischen Reiche, aber auch
in ausgedehntem Maße auf Paris erstreckte.
^ Hendeta (grch., "elf"), im alten Athen eine
eigentlich nur aus zehn durchs Los ernannten Mit-
gliedern bestehende Behörde, denen aber der an den
Brockbaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. IX.
Geschäften mitbeteiligte Schreiber zugezählt wurde.
Die Behörde der "Eismänner" hatte die Aufsicht
über die Gefängnisse und über die Vollziehung der
Strafen an Verurteilten; eigeneStrafgewalt besaß sie
nur über die auf frischer That ertappten Verbrecher.
Hendekasyllaben (grch.), "elfsilbige" Verse;
solche sind der Alcäische Vers (die zwei ersten
Verse der Alcä'ischen Strophe), der Sapphische
V ers(diedrei ersten Verse derSapphischenStrophe)
und der Phaläcische Vers (v6i-8u3i^a1k6cou3),
der besonders bei Catull (in 40 Gedichten) vorkommt
und folgendes Schema hat:
^urtiv08 koininuin viäent 3,moi'68.
Hendel-Schütz, Johanna Henriette Rosine,
Schauspielerin, s. Händel-Schütz.
Henderfon (spr. hennders'n), Hauptort des
County H. im nordwestl. Teile von Kentucky in
Nordamerika, am Ohio und anmehrcrn Bahnen, hat
Baumwoll-, Woll- und Möbelfabriken, Brennerei,
bedeutenden Tabakshandel und (1890) 8835 E.
Hendiadys (grch., eigentlich Zendiadyoin,
d. h. eins durch zwei), rhetorische Figur, die darin
besteht, daß zwei Substantiva einander beigeordnet
werden, von denen das eine die Geltung eines
attributiven Adjektivs hat, z.B. arina viruinliuo
cimo statt: armktnin vii-uni c^no, oder Eisen und
Waffen statt: eiserne Waffen.
Hendon (fpr. hennd'n), Stadt in der engl. Graf-
schaft Middleser, 10,5 km im NW. von der St.
Pauls-Kathedrale zu London, dessen Vorort es
bildet, Station des Midland Railway, hat (1891)
15835 E., eine schöne alte Kirche und eine kath.
Missionsanstalt unter Leitung der Jesuiten.
Hendrichs, Herm., Schauspieler, geb. 17. Okt.
1809 zu Köln, war Kaufmaun, bevor er zunächst
in Osfenbach, dann in Darmstadt 1831 einen Ver-
such auf den Brettern wagte. 1831-37 jugendlicher
Liebhaber am Theater seiner Vaterstadt, wurde er
1837 Mitglied des hannov., 1840 Mitglied des
Berliner Hoftheaters, trat aber schon nach sechs
Monaten in den Verband des Hamburger Stadt-
theaters. 1844-64 wirkte H. wieder am Berliner
Hoftheater, ließ sich dann pensionieren und gab
während der Nintermonate Vorstellungen am Ber-
liner Victoriatheater, das er noch kurz vor seinem
1. Nov. 1871 in Berlin erfolgten Tode übernahm.
Als Götz und Tell war H. vorzüglich.
Hendschel, Albert, Zeichner und Maler, geb.
9. Juli 1834 zu Frankfurt a. M., erhielt seine künst-
lerische Ausbildung im Städelschen Institut und
unter dem Genremaler Jak. Becker. Lange blieben
sowohl seine graphischen Arbeiten als seine Ölbilder
trotz unleugbarer Verdienste, wie sie Der Wirthin
Töchterlein, Der Geiger von Gmünd, Der zer-
brochene Krug, Die Kaffeegesellschaft u. a. zeigten,
ohne Anerkennung. 1869 und 1870 bereiste er Ita-
lien, ohne auch dadurch zu etwas Hervorragendem
angeregt zu fein. Erst eine NeiheZeichnungen (photo-
graphisch vervielfältigt), herausgegeben u. d. T.
a. M. 1872 - 75 u. ö.), machten seinen Namen be-
kannt. Es sind witzige und charakteristische kleine
Scenen aus dem Volksleben, aus der Kinderwelt
und demAlltagstreiben derStrahe. H. starb 22.Okt.
1883 zu Frankfurt a. M.
Henequen, foviel wie Agavefaser (s. d.).
Hencter, s. Veneter.
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