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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hensler - Henzi
gleich als Bd. 6 von Hermanns "Handbuch der
Physiologie"). H. war 1887 Mitglied des preuß.
Landtags (Fortschritt), trat hier unter anderm für
die Hebung der Fischerei ein und beteiligte sich
als Mitglied der Kommission zur wissenschaftlichen
Untersuchung der deutschen Meere in einer Reihe
von Arbeiten an der Herausgabe der "Ergebnisse
der Beobachtungsstationen" sowie an den "Jahres-
berichten" dieser Kommission. In der neuesten Zeit
beschäftigte er sich namentlich mit der Untersuchung
der Mengenverhältnisse der kleinen pflanzlichen und
tierischen Organismen, die an der Oberstäche des
Meers vorkommen, und war Leiter der Plankton-
Expedition der Humboldt-Stiftung, deren Aufgabe
es war, die Verhältnisse dieser Organismen im
Atlantischen Ocean zu untersuchen. Von Häckel
deswegen angegriffen, schrieb er "Die Plankton-
Expedition und Häckels Darwinismus" (Kiel 1891).
Hensler, Karl Friedrich, Schauspieler und Dra-
matiker, geb. 2. Febr. 1761 zu Schaffhausen, war
seit 1784 Eckauspieler und wurde von dem Direktor
der Leopoldstädter Bühne zu Wien, Marinelli, als
dieser mit der Aufführung von H.s "Invaliden" in
Köln Glück gemacht hatte, veranlaßt, für diefe zu
schreiben. H. gab 1794 - 95 die "Marinellische
Schaubühne" in Wien in 8 Bänden heraus. Von
den mehr als 200 Stücken, die er schrieb, sind "Das
Donauweibchen", ein Volksmärchen in zwei Teilen
(Wien 1792; 2. Aufl. 1798) und "Das Petermänn-
chen" (1794) zu nennen. Nach Marinellis Tode
(1803) pachtete er dessen Bühne, übernahm 1817
die Leitung des Theaters an der Wien, 1818 die
der Bühnen zu Preßburg und Baden und 1822 die
des Iosephstädter Theaters zu Wien, das er ganz
neu vaute und zu einer der besten Bühnen Deutsch-
lands erhob. Er starb 24. Nov. 1825 zu Wien.
Henszlmann, Emerich, ungar. Kunsthistoriker,
geb. 13. Okt. 1813 zu Kaschau, studierte in Preß'
bürg, Pest und Wien Medizin, widmete sich jedoch
dann der Archäologie und Kunstgeschichte. 1848
batte er infolge seiner Stellung im ungar. Ministe-
rium des Äußern eine achtmonatige Gefangenschaft
in Wien zu überstehen, lebte 1851-61 in London
und Paris, war 1869-72 Reichstagsabgeordneter
und wirkte seit 1873 als Professor der Kunst-
geschichte an der Universität in Budapest, wo er
5. Dez. 1888 starb. Seine bedeutendsten Werke sind:
"Vierteljahrsschrift aus und für Ungarn" (Lpz.
1842-44), "Die hellenische Tragödie, mit Rück-
sicht auf das christl. Drama" (ungarisch 1846), "Die
altenKirchen vonKaschau" (ungarisch, 1846), "Iiieo-
i'ik 6e8 pi'opoi'tiouZ g,pp1i^u68 äang i'arcinwctui-6"
(Tl. 1, Par. 1860), "Die Ausgrabungen in Stuhl-
weißenburg" (ungarisch, 1864), "Die Altertümer der
Vergstädte" (ungarisch, 1866), "Dienordfranz. Abtei
und Kathedralkirche" (Wien 1865), "Die Baukunst
des Mittelalters" (ungarisch, 1866), "Die mittelalter-
lichen Denkmäler Fünfkirchens" (ungarisch, 1869;
deutsch, Wien 1870), "Die Grabungen des Erz^
bischofs von Kalocsa" (Lpz. 1873), "Die Fibula"
(ungarisch, 1874), "Die Baukunst Mittelsyriens"
(ungarisch, 1881), "Die got. Baudenkmäler Un-
garns" (ungarisch, 1880).
Hentzi, Samuel, s. Henzi.
Hentzy vonArthurm, Heinrich, Ritter von,
österr. Generalmajor, geb. 24. Okt. 1785 zu De-
breczin, trat 1804 in das österr. Geniekorps, nahm
an den Kriegen gegen Napoleon 1805, 1809,1813
und 1814 mit Auszeichnung teil und wurde wäh-
rend des ungar. Aufstandes vom General Windisch-
grätz 1848 zum Kommandanten der Festung Ofen
ernannt. Es gelang ihm, 20 Stürme abzuschlagen,
bis 21. Mai 1849 die Ungarn die Mauern erstiegen,
wobei H., tödlich verwundet, gefangen genommen
wurde und 15 Stunden danach starb. Mit nur
5000 Mann hatte er sich 17 Tage lang gegen
30000 Ungarn verteidigt. 1852 wurde ihm in Ofen
ein Denkmal errichtet.
Henze, Robert, Bildhauer, geb. 8. Juli 1827 zu
Dresden, bildete sich an der Dresdener Akademie so-
wie 1856-61 im Atelier Schillings, später Hähnels. -
Nachdem er in der Konkurrenz anläßlich der Errich-
tung einer Vrunnenstatue für Kaifer Heinrich I. in
Meißen 1863 den Sieg errungen, besuchte er 1866
Italien; 1870 wurde ihm in Berlin die goldene
Medaille zu teil für das in Dresden errichtete Stand-
bild der Kurfürstin Anna von Sachsen. 1872 schuf er
die Trauernde Germania für die Aula der Leipziger
Universität, dann das Dresdener Siegesdcnkmal
(1880 enthüllt), eine Germania, von vier allegori-
schen Figuren umgeben. Für Vernburg schuf er die
Statue des Fürsten Wolfgang von Anhalt (1880)
und für Annaberg das 1886 enthüllte Denkmal der
Barbara Uttmann. 1892 vollendete er eine Nike
für die Kuppel des königl. Ausstellungsgebäudes in
Dresden. H. lebt als Professor in Dresden.
Henzen, Joh. Heinr. Wilhelm, Epigraphiker, geb.
24. Jan. 1816 zu Bremen, studierte zu Bonn und Ber-
lin Philologie, bereiste 1842 mit Welcker Italien,
Sicilien und Griechenland und wurde 1845 zum zwei-
ten, 1856 zum ersten Sekretär des Archäologischen
Instituts zu Rom ernannt, wo er 27.Jan. 1887 starb.
Seine Hauptwerke sind "3ca,vi uei dogco Z^cro äei
lratkiii ^rvali" (Rom 1868) und "^cta. lratruin ^r-
vklium" (Berl. 1874). H. fügte der Orellifchen "In-
8criz)ti0nuiu1atinHi'aiii o0l!60ti0" einen dritten Band
hinzu (Zür. 1856) und lieferte als einer der Haupt-
redacteure des "^orpu8 inncriMonuui latinaruin"
die "In8cripti0N68 ui-dis RomaL" (Bd. 6,1.-3. und
5. Abteil., Verl. 1876-86) sowie eine Menge größe-
rer und kleinerer Abhandlungen im "Lniiettino",
den "^rniÄii" und andern archäol. Zeitschriften.
Henzen, Karl Georg Wilhelm, Dramatiker, geb.
30. Nov. 1850 in Bremen, studierte in Leipzig Musik
und Philosophie, wurde aber durch den Erfolg feines
ersten Dramas "Die Kypfeliden" (Lpz. 1874; 2. Aufl.
1877) bestimmt, sich ganz der Litteratur zu widmen.
1874-75 lebte er in München, gab 1877-81 in
Leipzig die "Dramaturgischen Blätter" heraus, ginq
dann nach Berlin, kehrte aber bald nach Leipzig
zurück, wo er von 1882 bis 1885 Dramaturg am
Stadttheater war. Seit 1893 ist H. Direktor der
deutschen Genossenschaft dramat. Autoren und Kom-
ponisten. Von feinen Dramen gelangten zur Auf-
führung: "Ossian" (1877), "Studiosus Lessing"
(1879), "Bettina de Monk" (1881), "Martin Luther"
(1883), "Im Reiche der Mütter" (1884), "Ulrich von
Hütten" (1888), "Konrad von Wettin" (1889), "Die
heil. Elisabeth" (1890), "Schiller und Lotte" (1891),
"Deutsche Bürger" (1892). Aus seiner Beschäf-
tigung mit Germanistik (1886-89) ging die Disser-
tation "Über die Träume in der altnord. Saga-
Litteratur" hervor.
Henzi, Samuel, schweiz. Patriot und Dichter,
geb. 1701 zu Vümpliz bei Bern als Sohn des
dortigen Pfarrers. Er erwarb sich durch Selb-
studium vielseitige Kenntnisse und wurde 1741
Hauptmann im Dienste des Herzogs von Modena,