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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hephästion - Heppingen
tung der Lahmheit) in der Tracht der Handwerker
(der beide Arme und die eine Hälfte der Prust frei-
lassenden Exomis), eine halbeiförmige Vcütze auf
dem Kopfe, Hammer oder Zange in der Hand (s. um-
siebende Figur; ähnlich eine im Britischen Museum
befindliche Vronzestatue). Seitdem seine Schmiede
in die Vulkane verlegt wurde, gab man ihm die
Kytlopen als Gesellen bei, wie sie dann aus Bild-
werken öfter neben ihm erscheinen. (S. Vulcanus.)
Hephästion, Amyntors Sohn, aus Pella, der
vertrauteste Freund Alexanders d. Gr. Mit letzterm
teilte er in der Jugend den Unterricht des Aristo-
teles in dem Hain zu Mieza; später nahn: er an allen
Feldzügen seines königl. Freundes, der ihn seinen
"Patroklus", sich selbst "Achilleus" nannte, teil. Als
ihn: dann Unbesonnenheit und Unmäßigkeit ein vor-
zeitiges Ende zu Ekbatana bereitet hatten lim Spät-
herbst 324), lieft Alexander ihn zu Babylon (im Mai
323) feierlich bestatten und durch Spruch des Ammon
in die Neihe der Halbgotter aufnehmen.
Hephästion, griech. Grammatiker im 2. Jahrh,
n. Chr. aus Alexandria, verfaßte namentlich ein
großes Werk in 48 Vücbern über Metrik. Ans
diesem Werk machte er selbst Auszüge in elf, in drei
und in einem Buche. Erhalten ist der letzte davon.
Das Buch ist wegen seiner relativen Vollständigkeit
von bohem Werte und zudem in einigen Hand-
schriften zusammen mit wertvollen Scholien über-
liefert. Es ist mit den Scholien namentlich von
Gaisford (Lond. 1810: 2. Aufl., Oxf. 1855) und
Westphal (in den "8cript0i-68 mstiici ^raeci",
Bd. 1, Lpz. 1866) herausgegeben.
Hephästus, s. Hephaistos.
Hep, hep! Spottruf gegen die Juden, wahr-
scheinlich Abkürzung von Hebräer, auch als ein ge-
lehrtes Akrostichon vom lat. Hicrossol^iug. 63t per-
äita, d. h. Jerusalem ist zerstört, gedeutet.
Nspi2.1ina.s, Wurzelbohrer, Unterfamilie
der Schmetterlingsfamilie der Holzbohrer (s. d.),
mit fast gleich entwickelten, schmalen, langgestreck-
ten Flügeln, ungespornten Schienen, sehr kurzen,
einfachen Fühlern, ohne Nebenaugen. Die Raupen
leben an Pflanzenwurzeln. Die männlichen Falter
fliegen abends, um die stillsitzenden Weibchen auf-
zusuchen. Die bekannteste Art ist der Hopfenfpin-
ner (s. d.). Die Raupen mancher Arten (namentlich
von Il6sMiu8 Wpu1iiui8 ^.) werden bisweilen schäd-
lich, besonders den Gartengewächsen.
HopiHinL, s. HspialinHö.
Ae/)/), hinter lat. Pflanzennamen Bezeichnung
für den Arzt und Botaniker Philipp Hepp, geb.
1799 zu Neustadt a. d. Hardt, gest. 5. Febr. 1867 zu
Frankfurt a. M. Er schrieb über Flechten.
Heppe, eigentlich Hippe, in der Heraldik älterer
Ausdruck für die Sichel, manchmal auch für die
<^ense und das Rebmesser.
Heppe, Heinr. Ludw. Iul., prot. Theolog, geb.
30. März 1820 zu Cassel, studierte in Marburg,
wurde 1845 Pfarrer an St. Martini in Casset,
habilitierte sich 1849 in Marburg, wo er 1850
außeroro., 1864 ord. Professor wurde und 25. Juli
1879 starb. H. bekämpfte die hierarchischen Be-
strebungen Vilmars und seiner Schüler und hat
sich als Historiker namentlich um die Reformations-
geschichte Verdienste erworben. Von seinen Schrif-
ten find zu erwähnen: "Die 15 Marburg er Artikel
vom 3. Okt. 1529" (Cass. 1847; 2. Aufl. 1864),
"Geschichte der Hess. Generalsynoden von 1568 bis
1582" (2 Bde., ebd. 1847-48), "Die Restauration
des Katholicismus in Fulda, auf dem Eichsfeld und
in Würzburg" (ebd. 1850), "Die konfessionelle Ent-
wicklung der altprot. Kirche Deutschlands" (ebd.
1854), "Geschichte des deutschen Protestantismus
in den 1.1555-81" (4 Bde., Marburg 1856-59',
2. Aufl. 1865-66), "Dogmatik des deutschen Pro-
testantismus des 16. Jahrh." (3 Bde., Gotha 1857),
"Geschichte des deutschen Äolksschulwesens" (5 Bde.,
ebd. 1858 - 60), "Dogmatik der evang.-reform.
Kirche" (Elberf. 1861), "Die Bekenntnisschriften der
reform. Kirchen Deutfchlands" sebd. 1860), "Theo-
dor Veza. Leben und ausgewählte Schriften" (ebd.
1861), "Entstehung und Fortbildung des Luther-
tums" (Cass. 1863), "Philipp Melanchthon, der
Lehrer Deutschlands" (Neuruppin 1867), "Zur Ge-
schichte der evang. Kirche Rheinlands und West-
falens" (2 Bde., Iserlohn 1867-70), "Geschichte
der theol. Fakultät zu Marburg" (Marburg 1873),
"Die presbyteriale Synodalverfassung der evang.
Kirche in Norddeutschland" (2. Aufl., Iserlohn 1874),
"Geschichte der quietistischen Mystik in der katb.
Kirche" (Berl. 1875), "Kirchengeschichte beiderHessen"
(2 Bde., Marburg 1877), "Der Konvent evang.
Reichsstände zu Naumburg im 1.1554 und die Be-
deutung desselben sür den deutschen Protestantis-
mus" (ebd. 1877), "Geschichte des Pietismus und
der Mystik in der reform. Kirche, namentlich der
Niederlande" (Leid. 1879), "Christi. Ethik" und
"Christi. Sittenlehre" (beide Elbcrs. 1882, hg. von
Kuhnert). Auch lieferte H. eine Neubearbeitung von
Soldans "Gefchichte der Hexenprozesse" (2 Bde.,
Stuttg. 1880). - Vgl. Wolfs und Ranke, Zur Er-
innerung an Heinrich H. (Marburg 1879).
Heppenheim. 1) Kreis in der Hess. Provinz
Starkenburg, hat 300,2<> (ikm, (1890) 43862 (21561
männl., 22301 weibl.) E. - 2) H. an der Berg-
straße, Kreisstadt im Kreis H., am Eingang des
Kirschhäuser Thals, an der Linie Heidelberg-Darm-
stadt der Main-Neckarbahn, Sitz des Kreisamtes,
eines Steuerkommissariats und einer Oberförsterei,
hat (1890) 5293 meist kath. E., Post zweiter Klasse,
Telegraph, eine Realschule, neues Hospital, Landcs-
irrenanstalt (außerhalb der Stadt), eine Hochdruck-
wasserleitung; sechs Cigarrenfabriken, eine Ma-
schinenwerkstä'tte, Granit-, Syenit- und Sandstein-
brüche, Acker-, Wein-, Hopfen-, Tabak- und Zucker-
rübenbau. Um den alten Teil der Stadt ziehen sich
noch altertümliche Mauern. - H. verdankt seinen
Ursprung der Anlage eines röm. Kastells. Karl d. Gr.
befestigte den Ort und erhob ihn zu einer königl.
Villa, wodurch er Markt- und Stadtfreiheit erhielt.
H. war Hauptort der fog. Mark H., die Karl d. Gr.
793 dem Kloster Lorsch schenkte; 1232 kam sie an
Mainz, 1803 an Hessen. Bei H. liegt auf dem Berge
Burkhelden die Ruine der von Ulrich von Lorfch
1064 zum Schutze seiner Abtei gegen Adalbert von
Bremen erbauten Starken bürg, nach der die
Provinz den Namen sührt. 1464 wurde die Burg
von Mainz an den Pfalzgrafen Friedrich verpfändet,
1623 jedoch nebst H. und der Bergstraße zurück-
! genommen und 1650 die Pfandverschreibung ein-
gelöst. 1621 nahmen sie die Spanier, 1631 die
Schweden, 1645 belagerte sie Turenne vergeblich.
Der Abbruch begaun 1766. Die Ruine kam mit H.
1803 an Hessen. Es sind nur einige runde Türme und
Mauerreste sowie der viereckige Hauptturm erhalten.
Heppenloch, s. Gutenberger Höhle.
Heppingen, Dorf im Kreis Ahrweiler des
preuß. Reg.-Bez. Koblenz, 2 Kni von Heimersheim,