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Herberger - Herbette
meiden wollen. In kleinern Orten sind mit den H. z. H. häufig Naturalverpflegungsstationen als Etappen zu den Arbeiterkolonien (s. d. und Verpflegungsstationen) verbunden. – Vgl. J. ^[Johann] H. Wichern, Notstände der prot. Kirche und die Innere Mission (Hamb. 1844); Clem. Perthes, Das Herbergswesen der Handwerksgesellen (Gotha 1856; 2. Aufl. 1883); Augener, Die H. z. H. und die Vereinshäuser (Bielef. 1869); Rathmann, Die H. z. H. (Hamb. 1876); Die H. z. H. Denkschrift des Centralausschusses für Innere Mission (Berl. 1882).
Herberger, Valerius, ascetischer prot. Schriftsteller, geb. 21. April 1562 in Fraustadt in Großpolen, wurde in seiner Vaterstadt 1584 Schullehrer, 1590 Diakonus, 1598 Pfarrer an der evang. Kirche und starb 18. Mai 1627. H. war während der Gegenreformation (s. d.) eine starke Stütze seiner bedrängten Gemeinde. Von seinen Schriften sind zu nennen: «Die evang. Herzpostille» (neu hg. von Bachmann, Berl. 1853), «Die epistolische Herzpostille» (neu hg., ebd. 1852), «32 Leichenpredigten, genannt Trauerbinden» (neu hg. von Ledderhose, Halle 1854), «97 Predigten über Syrach» (Lpz. 1698; Hof 1738). Als 1613 die Pest in Fraustadt wütete, dichtete H. das Kirchenlied: «Valet will ich dir geben, du arge, falsche Welt». – Vgl. G. Pfeiffer, Das Leben des Valerius H. (Eisleb. 1877); Henschel, V. H. (Halle 1889).
Herbergsrecht, in Bayern (Roth, Bayr. Civilrecht §. 120, Note 37) vorkommendes Recht an Teilen eines Hauses (Herbergen), welche selbständig besessen, veräußert, verpfändet und vererbt werden. (S. Superfizies.)
Herberstein, Sigism., Freiherr von, Staatsmann und Geschichtschreiber, geb. 23. Aug. 1486 zu Wippach in Krain, studierte in Wien die Rechte, trat aber nachher in das Heer und focht mit Auszeichnung in dem Kriege gegen die Türken. Der Kaiser ernannte ihn zum Befehlshaber der Reiterei von Krain, erteilte ihm die Würde eines Hofrats und gebrauchte ihn zu mehrern wichtigen Sendungen, namentlich auch 1526 nach Rußland. Später wurde H. Geheimrat und Präsident des Finanzkollegiums, zog sich aber 1556 von den Geschäften zurück und starb 28. März 1566 in Wien. Seine «Rerum moscoviticarum commentarii» (Wien 1549; deutsch, 1557 u. ö.; neu hg. in Starczewskis «Scriptores exteri saeculi ⅩⅥ historiae ruthenicae», 2 Bde., Berl. und Petersb. 1841‒43) sind das beste Werk über das ältere Rußland. Eine neuere Ausgabe seiner Selbstbiographie erschien in den «Fontes rerum Austriacarum» (Abteil. 1, Bd. 1, hg. von Karajan, Wien 1855). H.s «Gesandtschaftsreise nach Spanien 1519» gab Chmel (Wien 1846) heraus. – Vgl. Adelung, Sigismund Freiherr von H. (Petersb. 1818); ders., Kritisch-litterar. Übersicht der Reisenden in Rußland (2 Bde., ebd. 1846).
Herbert, Bezirk im brit. West-Griqualand, in Südafrika, hat 7156 qkm und (1891) 9075 E., darunter 2430 Weiße.
Herbert, engl. Familie, s. Pembroke.
Herbert, Edward, Lord H. of Cherbury, engl. Philosoph, geb. 3. März 1582 (oder 1583) zu Eyton-on-Severn in Wales, studierte in Oxford und machte dann Reisen nach Frankreich, Flandern, Deutschland, der Schweiz und Italien. Später Gesandter am franz. Hofe, wurde er zum Lord of Cherbury erhoben, hielt sich jedoch im engl. Bürgerkriege auf Seite des Parlaments. Er starb 20. Aug. 1648 in London. Sein Hauptwerk ist: «De veritate, prout distinguitur a revelatione, a verosimili, a possibili et a falso» (Par. 1624). Außerdem schrieb er noch: «De causa errorum una cum tractatu de religione laici et appendice ad sacerdotes» und «De religione gentilium errorumque apud eos causis» (Lond. 1645). H. sucht die Wahrheit auf gewisse Gemeinbegriffe zurückzuführen, die durch Untersuchung dessen, worin alle Menschen übereinstimmen, gefunden werden sollen. Auf fünf solche Grundwahrheiten suchte er auch die natürliche Religion zurückzuführen, die allen Religionen, wenn auch vielfach verdunkelt, zu Grunde liegen soll. H. war so zu gleicher Zeit der Begründer des religiösen Rationalismus. – Vgl. Rémusat, Lord H. de Cherbury, sa vie et ses œuvres (Par. 1873).
Herbert, John Rogers, Maler, geb. 23. Jan. 1810 zu Maldon in Essex, studierte an der Akademie in London und wurde sowohl als Historienmaler wie auf dem Gebiete des Porträts und Genres bekannt, vornehmlich aber in den Kreisen des Hofs beliebter Bildnismaler. Als der Bau des neuen Parlaments vollendet war, wurde ihm 1846 die Ausschmückung der Innenräume mit Wandgemälden aus der Bibel übertragen, unter denen Moses vom Sinai herabsteigend, Salomos Urteil, Daniel in der Löwengrube besonders hervorzuheben sind. 1846 wurde er Mitglied der Akademie. Er vertrat für England dieselbe religiöse, altertümliche Richtung der Malerei, welche in Deutschland in der der Nazarener zu Tage trat. Er starb 17. März 1890.
Herbert, Sidney, Lord, engl. Staatsmann, geb. 16. Sept. 1810 zu Richmond als jüngerer Sohn des 11. Grafen von Pembroke (s. d.), wurde herangebildet zu Harrow und Oxford, kam schon 1832 für Wiltshire ins Unterhaus und behauptete diesen Sitz bis zu seiner Peerserhebung (1860). Er war Anhänger Peels, wurde unter ihm 1841 Admiralitätslord, 1845 Kriegssekretär und gehörte später zu der gemäßigt konservativen Gruppe der Peeliten. Unter Aberdeen leitete er seit Dez. 1852 als Kriegssekretär die Vorbereitungen zum Orientkrieg, war unter Palmerston kurze Zeit (Jan. bis Febr. 1855) Kolonialsekretär, dann Juni 1859 bis Juli 1860 Sekretär des Krieges, 1860 wurde er zum Lord H. of Lea ernannt, schied aber bald aus Gesundheitsrücksichten aus dem Amt und starb 2. Aug. 1861 in Schloß Wilton bei Salisbury. In London wurde ihm vor dem Kriegsministerium ein Bronzestandbild (von Foley) errichtet.
Herbertshöh, Station der Neuguinea-Compagnie und Sitz der Verwaltung des Bismarck-Archipels, an der Blanchebai ans der Gazelle-Halbinsel Neupommerns belegen, wurde 1890 gegründet.
Herbescént (lat.), krautartig.
Herbesthal, Dorf im Kreis Eupen des preuß. Reg.-Bez. Aachen, zur Bürgermeisterei Lontzen gehörig, an der belg. Grenze, der Linie Köln-H. (85,4 km) und an der Nebenlinie H.-Raeren (13,3 km) der Preuß. sowie an der Linie H.-Verviers (14,6 km) der Belg. Staatsbahnen, Sitz eines Nebenzollamtes erster Klasse, hat (1890) 665 E., Post und Telegraph.
Herbette (spr. erbétt), Jules, franz. Diplomat, geb. 5. Aug. 1839 zu Paris, trat 1860 in den auswärtigen Dienst und wurde zunächst im Ministerium des Äußern beschäftigt. Er ging 1867 als Vicekonsul nach Neapel, führte 1869 das Konsulat in Stettin, wurde im März 1871 Sekretär bei Jules Favre und nahm in dieser Stellung an den Friedensverhandlungen mit Deutschland teil. Hiernach arbeitete er