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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hermannshöhle - Hermannstadt
Die Höhe des ganzen Denkmals mit dem 80,7 m
hohen Unterbau beträgt 57,4 m. Die Enthüllung
des Denkmals fand 16. Aug. 1875 unter großen
Feierlichkeiten statt.
Hermannohöhle, 1890 erschlossene Tropfstein-
höhle bei Nübeland im Harz, im brauuschw. Kreis
Vlankenburg, rechts der Vode, gliedert sich in drei
Stockwerke, ist etwa 410 m tief, 8-38 m hoch. Sie
enthält großartige Tropfsteingcbilde und fossile
Knochen, z. V. des Höhlenbären.
Hermannsschlacht, die Schlacht im Teutobur-
gerwalde, in der die Deutschen unter Arminius (s. d.)
9 n. Chr. das röm. Heer unter Varus vernichteten.
Hermannstadt, ungar. ^87'826d6n. 1) Komi-
tat in Ungarn (Siebenbürgen), 1876 aus Bestand-
teilen des frühern sächs. "Königsbodens" (aus den
Sachsenstühlen H., Mühlbach, Reußmarkt und teil-
weise Leschkirch bestehend) und aus einigen Gemein-
den der ehemaligen Komitate Unter- und Ober-
Weißenburg gebildet, grenzt im N. an die Komitate
Unter-Weißenburg und Groß-Kokel, im O.an Foga-
ras, im S. an die'Walachei, im W. an Hunyad und
umfaßt außer den Städten mit geordneten! Magi-
strat H.und Mühlbach 6 Stuhlbez'irke. Das Komitat
hat 3313,52 hkui und (1890) 148738 meist griech.-
orient. rumän. E. (42497 Deutsche, 98 719 Wa-
lachen, 4342 Magyaren, 108 Slowaken), darunter
39065 Lutherische, 1586 Reformierte, 6444 Rö-
misch-, 12 550 Griechisch-Katholische und 639 Israe-
liten. Das Land ist im allgemeinen gebirgig, im S.
die Transsylvanischen Alpen, im N. die Hügelreihen
am Zibin- und Alutaflusse. Durch die südl. Berg-
kette führt der Rotetnrmpaß nach der Walachei; hier
bricht die Aluta ihr Bett durch und teilt die Kette in
eine östliche und westliche; jene ist die bedeutendere
(Steffleste, 2251 m). Eine eigentliche Ebene findet sich
nicht vor, doch zahlreiche breite Thäler, unter denen
das des Zibinbachs bei der Stadt H. und das Alt-
Thal die bedeuteudften sind. Das Gebiet ist bewaldet
und gut bewässert; der Boden ist in den Thälern
und auf den Hügeln und Vorbergen hinreichend
fruchtbar, das Klima im allgemeinen mild, doch
wegen der Nähe des Hochgebirges im S. häufig
auch rauh und unfreundlich. In den gefchützten
Thälern wird Mais, Wein, vortrefflicher Flachs und
Hanf gebaut, außerdem viel Federvieh- und Schaf-
zucht, blühende Kleingewerbe und lebhafter Handel
mit der Walachei betrieben.- 2) H., ungar. ^li^-
326d6n; rumän. 8idiü (lat. ^idiuium), Hauptstadt
des Komitats H., ehemals
Hauptstadt des Großfürsten-
tums Siebenbürgen, liegt am
Cibinflusse in 430 m Höhe,
in einer schönen Ebene, an
der Linie Klein-Kopisch-H.-
Fogaras der Ungar. Staats-
bahnen und ist Sitz der Ko-
mitatsbehörden, des Super-
intendenten und des Landes-
tonsistoriums der Augsburgischen Konfession, eines
griech.-orient. Erzbischofs, einer Geniedirettion sowie
der Kommandos des 12. Armeekorps, der 16.Insan-
terietruppendivision, 32. Infanterie-, 12.Kavallerie-
und 12. Artilleriebrigade, bis 1876 auch des Sachsen-
grasen, Comes genannt. Die Stadt besteht aus der
Obern Stadt, der Untern ^tadt und vier Vorstädten
und hat (1890) 21465 meist deutsche evang. E.
(3199 Magyaren, 4581 Rumänen), darunter 5059
Römisch-, 1634 Griechisch-Katholische, 3173 Grie-
chisch-Orientalische und 478 IZraeliten, in Garnison
(3300 Mann) das 31. ungar. Infanterieregiment
"Friedrich Wilhelm, Großherzog von Mecklenburg-
Strelitz", die 4. Eskadron des 2. ungar. Hufaren-
regiments "Nikolaus, Großfürst von Rußland", das
12. ungar. Korpsartillerieregiment "Kreutz" und die
35. Vatteriedivision. Die Obere Stadt liegt auf einer
Anhöhe, hat einen schönen Marktplatz, den "Großen
Ring", und gut gepflasterte fchöne Straßen. H. hat
acht Kirchen, und zwar zwei lutherische, je eine refor-
mierte, römifch-und griechisch-katholische und drei
griechisch-orientalische; ferner zwei Nonnen- und ein
Mönchskloster. Unter den öffentlichen Gebäuden
zeichnen sich aus: die großegot.KirchederLutheraner
(13. bis 16. Jahrh.) mit einem großen Wandgemälde
von Johann von Noscnau (1445) und einem Turm
(73 ui) mit vier Ecktürmchen, die röm.-kath. Pfarr-
kirche, das städtische Rathaus (15. Jahrh.), das
Franz-Joseph-Vürgerspital, die große Infanterie-
kaserne, die neue große Artilleriekaserne, das Ge-
werbevereinsgedä'ude, die neue Train-und dieIäger-
kaserne, das Gebäude des Korpskommandos, das
Theater und der Baron Brukenthalsche Palast.
Letzterer enthält eine ansehnliche Bibliothek (40000
Bände, 500 Inkunabeln) und eine Münzsammlung,
eine sehr schätzenswerte Bildergalerie, eine Samm-
lung röm. Altertümer, eine Naturaliensammlung
und ein Mineralienkabinett. An Bildungs-
anst alten bestehen ein evang.Obergymnasium und
eine evang. Oberrealschule, ein königl. Staatsgym-
nasium, eine Normalhauptschule, eme Infanterie-
kadettenschule, ein griech.-orient. Priesterseminar,
eine Schule für Leibesübungen, eine achtklassige
Mädchenschule, je eine Mädchenschule der Ürsuline-
rinnenundFranziskanerinnen, eine luth.Volksschule,
eine höhere Mädchenschule des rumän., Haushal-
tungs- und Handarbeitsschulen des evang. Frauen-
vereins, ferner ein kath. und ein evang. Waisenhaus,
eine Armenanstalt, ein allgemeines Krankenhaus,
Bürger- und Militärspital, die Landesirrenanstalt,
ein Zuchthaus u. s. w. Die Industrie erstreckt sich
auf Fabrikation von Tuch, Hornkämmen, Kotzen
und Wolldecken, Hüten, Kerzen und Seife, Leder-
und Seilerwaren, Stearinkerzen und Soda, Spo-
dium und Leim. Auch giebt es viele Maschinen-
fabriken, Gerbereien, mehrere Wollwebereien, Spi-
ritusfabriken, 2 große Bierbrauereien, 5 Vuck-
druäereien und 5 Buchhandlungen. Der ehemals
aroße und blühende Handel mit dem Orient ist von
keiner Bedeutung mehr. In H. befindet sich eine
Vodcnkreditanstalt, eine Vereinsbank, eine Spar-
kasse und eine l^paranstalt "Aldina". Die Um-
gebungen sind schön. Die nahe Groß-Gemeinde
Heltau (ungar. ^^^-vi^noä) mit 3225 meist
deutschen E. (493 Rumänen, 136 Magyaren) ist
wegen der bedeutenden Wollwebereien berühmt.
In^ Garnison befindet sich die 5. Eskadron des
2. ungar. Husarenregiments "Nikolaus, Großfürst
von Rußland". 4 km westlich davon die als klima-
tischer Kurort und Landaufenthalt besuchte Groß-
Gemeinde Michelsberg (ungar. Xi8-I)i82N0ä) in
584 in Höhe, amFuße des Götzenberges (1279m),mit
985 meist deutschen E.und einerKaltwasseranstalt.-
H. war ursprünglich ein Dorf und wird in einer Ur-
kunde von 1223 noch Villa Hermani genannt. Dieser
Hermann, ein Nürnberger Bürger, soll 114V unter
König Geisa II. eine Kolonie hierher geführt und
den Ort gegründet haben, der 1160 schon viele
ansehnliche Häuser besaß und 1224 von König