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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hermes (Georg) - Hermes Trismegistus
Redegewandtheit, zu fassen ist (Statue in der Villa
Ludovisi zu Rom). Als Bote des Zeus findet er sich
abgebildet hald sitzend und halb schon wieder auf-
springend, um davonzueilen (Bronzestatue im Mu-
seum zu Neapel). Ein Hauptattribut des Gottes
war in der spätern Zeit der Beutel. Auch als Opfer-
anrichter, Beschützer des Viehs, besonders der Schaf-
herden, Erfinder der Leier, dem als solchem die
Schildkröte heilig ist, sieht man ihn vielfach darge-
stellt. - Vgl. Röscher, H., der Windgott (Lpz. 1878).
Hermes, Georg, kath. Theolog, geb. 22. April
1775 zu Dreyerwalde in Westfalen, studierte zu
Münster Philosophie und Theologie, war 1798 da-
selbst Gymnasiallehrer, empfing 1799 die Priester-
weihe und wurde 1807 Professor der Theologie
an der Akademie ebenda, 1819 an der Universi-
tät zu Voun, wo er 26. Mai 1831 starb. In seinen
Schriften: "Untersuchungen über die innere Wahr-
heit des Christentums" (Münster 1805), "Philos.
Einleitung in die christkath. Theologie" (ebd. 1819;
2. Aufl. 1831), "Positive Einleitung in die christ-
kath. Theologie" (ebd. 1829; 2. Aufl. 1831), "Christ-
kath. Dogmatik" (Bd. 1 u. 2 und Bd. 3, Abteil. 1,
ebd. 1834-36; hg. von Achterfeldt) bemühte sich
H., die kath. Kirchenlehre, deren Inhalt er in keinem
Punkte in Frage stellte, mit den Mitteln der neuern
deutschen Philosophie als mit der Vernunft in Über-
einstimmung und durch dieselbe beweisbar darzu-
stellen (Hermesianismus). Als gefeierter aka-
demifcher Lehrer zog H. eine große Zahl von Schü-
lern (Hermesianer) heran, die sich unter der
Geistlichkeit Rheinlands und Westfalens verbreite-
ten und auch die Fakultäten zu Bonn und Bres-
lau wie die Seminare der Bifchöfe von Culm, Erm-
land und Trier beherrschten; seit 1833 besaß die
Schule in der Bonner "Zeitschrift für Philosophie
und kath. Theologie" ein eigenes Organ. H. blieb
zu Lebzeiten und solange der Erzbischof Spiegel
von Köln den Hermesianismus beschützte, ziemlich
unangefochten. Nach Spiegels Tode jedoch siegten
in Rom die Bedenken gegen die verdächtige Stellung,
die in der hermesianischen Theologie der Vernunft
und Philosophie neben der Kirchenlehre eingeräumt
war, und durch ein päpstl. Breve Gregors XVI.
vom 26. Sept. 1835 wurden der Hermesianismus
verdammt und H.' Hauptschriften auf den Inder
gesetzt. Der neue Erzbischof von Köln, Droste zu
Vischering, schritt sofort überall gegen die Hermesia-
uer ein. Diese erklärten, die im päpstl. Breve ver-
dammten Sätze erkannten auch sie als ketzerisch an,
jedoch habe H. diese Sätze gar nicht gelehrt; um den
Papst von der Täuschung über den Hermesianismus,
die ihm nur dessen Gegner beigebracht hätten, zu
befreien, reisten die Professoren Braun und Elvenich
1837 nach Rom, kehrten aber unverrichteter Sache
zurück. - Vgl. Elvenich, ^cta Hsi-msLiÄna (Gott.
1836); Elvenich und Braun, NkikteinHtg. tdeo-
lo^ica (ihre Rechtfertigungsschrist, Hannov. 1838)
und ^cta Nomina (ebd. 1838). In wenigen Jahren
wurde nun die ganze Schule gewaltsam unterdrückt;
der Erzbischof verbot den Bonner Studierenden den
Befuch der Vorlesungen der Zermesianer; auf seines
Koadjutors Geissel (s. d.) Betrieb wurde den Profes-
soren Braun und Achterfeldt die weitere Ausübung
ihres Lehramtes untersagt; die Professoren des trier-
schen Seminars sowie Baltzer inBreslau, letzterer be-
reits unter dem Einflüsse der Güntherschen Theologie
stehend, unterwarfen sich. - Vgl. Esser, Denkschrift
auf Georg H. (Köln 1832); Niedner, ^liilosoxiiias
II6I-N168Ü exMcatio 6t exiätiuiHtio (Lpz. 1838);
Vernhardi, Laokoon oder H. und Perrone (Köln
1840); Stupp, Die letzten Hermesianer (5 Hefte,
Wiesb. 1844-45); Elvenich, Pius IX., die Herme-
sianer und der Erzbischof von Geissel (2. Aufl., Bresl.
1848); K. Werner, Geschichte der kath. Theologie
seit dem Trienter Konzil (2. Aufl., Münch. 1889).
Hermes, Joh. Timoth., Schriftsteller, geb.
31. Mai 1738 zu Petznik bei Stargard in Hinterpom-
mern, studierte in Königsberg Theologie, ließ sich
dann in Danzig und später in Berlin nieder. Hier
schrieb er seinen Roman "Geschichte der Miß Fanny
Wilkes" (2 Bde., Lpz. 1766; 3. Aufl. 1781), bei
welchem Fielding und Nichardson seine Muster
waren, und sein in deutschen Bürgerkreisen spielen-
des Hauptwerk, den Roman "Sophiens Reise von
Memel nach Sachsen" (5 Bde., Lpz. 1769-73;
6 Bde., 1778), dem viele andere: "Für Töchter edler
Herkunft" (3 Bde., ebd. 1787), "Manch Hermäon"
(2 Bde., ebd. 1788), "Für Eltern und Ehelustige"
(5 Bde., ebd. 1789) u. s. w., folgten. Nachdem H.
Lehrer an der Ritterakademie zu Brandenburg, dann
Feldprediger zu Lüben in Schlesien, hierauf fürstlich
anhält. Hof- und Schloßprediger zu Pleß gewesen
war, wurde er 1772 nach Vreslau berufen, wo
er verschiedene geistliche Amter bekleidete und als
Superintendent, I^tor pi-iinarw8 zu St. Elisabeth
und erster Professor der Theologie an der Universität
24. Juli 1821 starb. Seine ihrer Zeit viel gelesenen
Romane verlassen den Boden lehrhafter Aufklärung
nicht, sind schlecht komponiert und breitspurig erzählt.
Hermes, Ottomar Iul. Aug., Präsident des
preuß. Oberkirchenrates, geb. 12. Jan. 1826 in Ber-
lin, studierte 1842-45 daselbst Jura und Came-
ralia, wurde Kreisrichter in Boitzenburg und Berlin
und trat 1857 als Hilfsarbeiter in den Evangelischen
Oberkirchenrat ein. 1858 wurde er zum Justitiar des
Konsistoriums und Provinzialschulkollegiums in
Koblenz ernannt und 1862 als Oberkonsistorialrat
in den Oberkirchenrat zurückberufen, dessen Präsi-
dent er 1878 wurde; 1882 wurde er Wirkl. Geheim-
rat, Ehrendoktor der Theologie und der Rechte und
1884 in den Staatsrat berufen; Anfang 1891 nahm
er seine Entlassung. sGeorg.
Hermesianer, Hermesianismus, s. Hermes,
Hermeskeil, Flecken im preuß. Reg.-Bez. und
Landkreis Trier, in 660 m Höhe am Schwarzwalder
Hochwald, an der Linie Vingerbrück-Saarbrücken
(Station Türkismühle) und der Nebenlinie Trier-H.
(52,? Kni, Hochwaldbahn) der Preuß. Staatsbahnen,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Trier), hat
(1890) 1728 E.,Post, Telegraph, elektrische Straßen-
beleuchtung, kath. und evang. Kirche, Kloster, land-
wirtschaftliche Winterschule, Darlehnskasse, Nagel-
schmiede-Genossenschast, Vieh- und Schweinemärkte.
Hermes Trismegistus (d. i. Hermes der drei-
mal größte, d. h. der allergrößte), griech. Name des
ägypt. Gottes Thoth (s. d.). Im Ausgang des Alter-
tums versteht man unter H. T. den ägypt. Gott der
Schrift und Gelehrsamkeit. Später unterschied man
zwischen einem ersten Thoth, der Personifikation
der göttlichen Intelligenz, und einem jüngern, der
Inkarnation derselben auf Erden, dem Urheber
aller Bildung und Gesittung, dem die Menschen die
Schrift, die Kulte, die Wissenschaften und Künste
verdanken. Da H. T. demnach als Weiser und Ge-
setzgeber galt, so kam man in der Folge zur An-
nahme mehrerer mythischer Personen dieses Na-
mens. Während seiner irdischen Wirksamkeit hat