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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Heroldskunst - Heros (Held)
Heroldskunst, s. Herold.
Heroldsmeister, bei einzelnen Heroldsämtern
(s. d.), so in Preußen und Rußland, der Amtstitel
der obersten Fachleiter dieser Behörden. Der H.
nimmt ungefähr die Funktionen der ehemaligen
Wappentönige (s. Herold) wahr.
Heroldsstab, s. Hermes (griech. Gott) und Ca-
Heroldsftücke, s. Heraldik. ftuceus.
Heron, griech. Mathematiker, s. Hero.
Heröndas oderHerodas, griech. Dichter des
3. Jahrh. v. Chr., wahrscheinlich auf der Insel Kos
zu Hause, Verfasser meisterhafter Mimiamben im
choriambischen Versmaß, von denen neuerdings!
mehr als 800 Verse auf einer Papyrusrolle entdeckt !
wurden, die einer ägypt. Mumie beigegeben war !
und sich jetzt im Besitze des Britischen Museums !
befindet. Diese Verse, zuerst hg. von Kenyon in ^
den "OiH88ica1 lextg lrom ?ap)ii in t1i6 Kritik
Nu86um" (Lond. 1891), stammen aus neun einzelnen
Mimiamben, von denen die ersten fünf am besten
erhalten, von den beiden zuletzt zu nennenden nur
unbedeutende Bruchstücke vorhanden sind. Die Ge-
dichte sind betitelt: "Die Kupplerin", "Der Bordell-
wirt", "Der Lehrer", "Die Asklepiosverehrerinnen",
"Die Eifersüchtige", "Die plaudernden Freundin-
nen", "Der Schuster", "Der Traum", "Das Fasten-
frühstück", und führen uns in derb realistischen Dar-
stellungen in die bunte Kulturwelt der alexandri-
nischen Zeit ein. Jedenfalls waren sie dazu be-
stimmt, als Zwischenspiele bei größern Schau-
stellungen oder etwa bei Gelagen aufgeführt zu
werden. Kenyon lieh seiner Ausgabe ein getreues
Faksimile der Papyrusstücke folgen (Lond. 1891);
außerdem erschienen Bearbeitungen des H. von W.
G. Nutherford (2. Aufl., ebd. 1891), van Herwer-
den (in der "Mnemosyne", Leid. 1892), Vücheler
(mit lat. Übersetzung, 2. Aufl., Bonn 1892), Cru-
stus (Lpz. 1892), Meister (mit deutscher Übersetzung
und einem Anhang über den Dichter, die Überliefe-
rung und den Dialekt) in den "Abhandlungen" der
königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften,
Bd. 13 (Lpz. 1893). - Vgl. Crusius, Untersuchungen
zu den Mimiamben des H. (Lpz. 1892).
Heronsball, eine von Hero (s. d.) von Alexandria
erfundene Vorrichtung, mittels deren man durch
die Kraft der zusammengedrückten Luft Wasser in
die Höhe treibt. Der Apparat be-
steht aus einer hohlen Kugel, einer
Flasche (s. beistehende Figur) oder
einem cylindrischen Metallgefähe,
in das eine Röhre mit ihrem un-
tern offenen Ende fast bis an den
Boden reicht; das obere Ende der
Röhre ragt aus dem Gefäße hervor
und läuft in eine zugespitzte Mün-
dung aus. Die Röhre hat außer-
halb der Kugel einen Hahn, um sie
absperren zu können. Man kann
jene Röhre herausschrauben und
durch die so sich ergebende Öff-
nung den H. zum großen Teil mit Wasser füllen.
Schraubt man alsdann die Röhre wieder luft-
dicht ein, verdichtet durch Einblasen oder durch Ein-
treiben von Luft mittels einer Kompressionsluft-
pumpe die in der Kugel noch besinnliche Luft be-
deutend und fchließt darauf den Hahn, fo wird,
wenn man den Hahn wieder öffnet, die in der Kugel
zusammengepreßte Luft das Wasser mit großer Ge-
walt aus der Röbre in einem hohen Strahle so
lange heraustreiben, bis die innere Luftschicht mit
der umgebenden äußern Luft im Gleichgewicht ist.
Je verdichteter die Luft im H. ist, desto höher springt
der Wasserstrahl. Das Princip des H. findet An-
wendung bei den Spritzflaschen der Chemiker, ge-
wöhnlichen Feuerspritzen (s. d.), bei denen der starke,
gewölbte Windkessel eigentlich ein H. ist, bei dem
Stoßheber (s. Hydraulischer Widder) und endlich
auch bei dem Heronsbrunnen (s. d.).
Heronsbrunnen, ein von Hero von Alexan-
dria erfundener selbstthätiger Heronsball (s. d.).
Der Apparat besteht, wie beistehende
Figur zeigt, aus einem obern Ge-
fäße, das einen Heronsball darstellt
und mit einem zweiten, unterhalb
befindlichen, luftdicht geschlossenen
Gefäße 0 mittels zweier Röhren k
und i- verbunden ist, deren eine r in
der Decke des untern Gefäßes bei 0
anfängt und nahe an der Decke des
obern Heronsballs m aufhört, wäh-
rend die andere a nahe am Boden
des untern Gefäßes beginnt, dann
durch das obere Gefäß m geht und
sich in der obern, schüsselförmig ver-
tieften Decke 8 desselben nach außen
öffnet. Ist der Heronsball in dieser
Vorrichtung mit Wasser größtenteils
gefüllt und gießt man dann Wasser auf die obere
Schüssel 8, so fließt dasselbe durch die Röhre a
in das untere Gefäß 0 und verdichtet durch sein
Eindringen die in demselben befindliche Luft. Diese
Verdichtung teilt sich durch die Röhre r auci) der
im obern Heronsball m über der Wasserfläche
befindlichen Luft mit, und infolgedessen beginnt
das Wasser aus der Röhre im obern Heronsball m
hervorzuspringen. Dies geht so lange fort, bis die
untere Öffnung der Spritzröhre im Heronsball m
vom Wasser frei ist, indem das springende Wasser
stets wieder auf die obere Schüssel 8 fällt und durch
die Röhre a in das untere Gefäß 0 läuft. Das
Princip des H. wurde von Höll (1753) zum Ent-
wässern der Bergwerke angewendet.
Heröon (grch.), Heiligtum eines Heros, nament-
lich sein Grabmal; auch Fest zu Ehren eines Heros.
Heroonpölis oder Heroopolis, alte Stadt
in Unterägypten, am Trajanskanal, der in den He-
roopolitanischen Busen des Roten Meers mündete.
H. lag an der Stelle des ältern Pithom (s. d.) beim
heutigen Tell el-Maschutah.
Herophilus, griech. Anatom, geb. zu Chalcedon,
lebte um 280 v. Chr. und war lange Zeit in Alex-
andria als Arzt und Lehrer thätig. Neben Erasi-
stratus war er es, der die Anatomie des Menschen
durch Sektion von Toten, ja auch von noch leben-
den Verbrechern begründete. Besonderes Studium
wandte er dem Nervensystem und der Pulslehre zu.
Seine Lehren wurden durch spätere Schriftsteller,
namentlich durch Galenus, erhalten. - Vgl. Marx,
Herophilus (Karlsr. 1838). Miston.
Herophon, s. Automatische Musikwerke und
Heros (grch., d. h. Held), in der Ilias nur
der Beiname tapferer Kämpfer, während er in der
Odyssee würdigen Greisen, insbesondere den Fürsten
zukommt; bei Hesiod aber werden die auf den In-
seln der Seligen fortlebenden Helden, die in den
Kämpfen um Theben und Troja gefallen sind, als
Heroen bezeichnet. Später bedeutet Heroen soviel
wie Helden der Vorzeit, doch verbindet sich damit