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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Herzog (Eduard) - Herzog (Johann Jakob)
Heerführer. Im Fränkischen Reiche war der H. ein
Zwischenglied zwischen den Grafen und der Central-
gewalt des Königs, ein konigl. Beamter, der neben
der gräfl. noch eine besondere militär. Gewalt hatte.
Mehrere Gaue wurden zu einem größern Gebiete
unter einem H. vereinigt, dem die Führung des
Heerbanns übertragen war. In die Grafenrechte
durfte er nicht eingreifen. Doch standen nicht alle
Grafen unter H.; das Neich war nicht gleichmäßig
in Herzogtümer eingeteilt und diefe in Grafschaften,
sondern es zerfiel in Grafschaften, deren größerer
Teil gruppenweife je einem H. unterstellt war.
Neben diesem Amtsherzog kennt die merowing.
Verfassung noch die Stammesherzöge, d. h. die
Fürsten der unterworfenen, aber nicht geradezu in
Provinzen aufgelösten Lande der Bayern und Ala-
mannen, fowie der beim Sinken der konigl. Gewalt
zu ähnlicher Unabhängigkeit sich erhebenden Thü-
ringer und Aquitanier; auch die H. des Elsaß sind
hierzu zu rechnen. Die Stammesherzöge hatten zu
den Königen eine ähnliche Stellung wie die Teil-
staaten, die Chlothar II. und Dagobert ihren Söhnen
abzweigten. Die Karolinger haben das Herzogtum
vernichtet, und nur an den Grenzen des Reichs
blieben noch größere Gebiete unter der stattlichen
Macht von Markgrafen (s. d.) vereint, und gerade
diese Markgrafschasten haben unter den letzten Karo-
lingern die abermalige Bildung von Stammes-
herzogtümern (Bayern, Schwaben, Sachsen) be-
günstigt, während in Lothringen und Frankeu das
neue Stammesherzogtum auf derHausmacht hervor-
ragender Geschlechter beruhte. Trotz der Bemühun-
gen der deutschen Könige, die Herzogtümer an ihre
Familie zu bringen und die herzogl. Gewalt zu ver-
ringern, haben sich fortan die H. dauernd erhalten.
Ihre verfasfungsgcmäßen Befugnisse sind immer
schwankend und wechselnd gewesen, ebenso wie ihr
Verhältnis zu den Bischöfen und Äbten, den Mark-
grafen und Grafen. Auch ihre Zahl wechfelte sehr.
Vorübergehend wurden Herzogtümer aufgehoben,
so Franken und Sachsen, um freilich nachher in
anderer Form wieder aufzuleben. Neue Herzog-
tümer wurden gegründet auf Kosten und durch Tei-
lung der alten, so im 12. Jahrh. Österreich, Kärnten,
Steier, im 13. Jahrh. Braunschweig. Der Charakter
der alten Stammesherzogtümer ging mehr und mehr
in den von Territorialherzogtümern über, besonders
unter dem Einfluß des Lehnswesens und der Ent-
wicklung der Landeshoheit. Im Laufe des 13. und
14. Jahrh, erscheinen die H. nur noch als vornehme
Fürsten neben, nicht über den übrigen, und mehr
und mehr wurde die Herzogswürde zu einer bloßen
Titulatur. In neuerer Zeit haben einige H. den
großherzoglichen oder königlichen, bisherige Fürsten
und gefürstete Grafen aber den Herzogstitel ange-
nommen, in der neuesten Zeit legten sich die sou-
veränen H. das Prädikat Hoheit bei. In England
und den roman. Staaten bezeichnet die Herzogs-
würde nur noch ein Glied des höhern Adels.
Herzog, Eduard, altkath. Bischof der Schweiz,
geb. 1. Aug. 1841 zu Schongau (Kanton Luzern),
studierte in Luzern, Tübingen und Freiburg, setzte,
nachdem er 1867 die Priesterweihe empfangen, feine
Studien in Bonn fort und wurde 1868 Professor
der Exegese an der theol. Lehranstalt zu Luzern.
1870-71 gab er das gegen das Dogma der Un-
fehlbarkeit gerichtete Wochenblatt "Kath. Stimmen"
m Luzern heraus; gleichwohl mit keinen kirchlichen
Censuren behelligt, verzichtete er 1872 freiwillig
auf seine Professur und übernahm die Stelle eines
Pfarrers der altkath. Gemeinde zu Krefeld (Nhein-
preußen), wurde 1873 in gleicher Eigenfchaft nach
Ölten (Schweiz) berufen und 1874 zum Professor
der neutestamentlichen Exegese an der (alt-Mth.-
theol. Fakultät der Universität Bern ernannt. Seit
1876 ist H. gleichzeitig Bischof der christkath. Kirche
der Schweiz. Er schrieb: "über die Abfassungszeit
der Pastoralbriefe" (Luzern 1870), das offizielle
"Christkath. Gebetbuch für gemeinsamen Gottes-
dienst" (Bern 1879; 3. Aufl. 1889), "Gemeinschaft
mit der anglo-amerik. Kirche" (ebd. 1881), "Religions-
freiheit in der helvetischen Republik" (ebd. 1884),
"Synodalpredigten und Hirtenbriefe" (ebd. 1886),
"Thaddäus Müller" (Stadtpfarrer von Luzern, ein
Freund Wessenbergs; ebd. 1886), den offiziellen
christkath. "Katechismus" (ebd. 1887; 2. Aufl. 1889),
"Bruder Klaus" (ebd. 1887), "Leo XIII. als Retter
der gesellschaftlichen Ordnung" (Solothurn 1888),
"Über den röm. Ablaß" (Zur. 1890), "Robert Kälin,
kath.PfarrerinZürich"(Solothurn1891). 1873-76
gab H. die "Kath. Blätter" (Ölten) heraus, seit 1878
ist er Mitherausgeber des zu Bern erscheinenden
Wochenblattes "Der Katholik" und Mitarbeiter an
der ebenda erscheinenden Vierteljahrsschrift "lisvus
internationals ä" idsoInM".
Herzog, Hans, General der eidgenössischen Ar-
mee, geb. 28. Okt. 1819 zu Aarau, studierte in Genf
Physik und Chemie, wurde Kaufmann, absolvierte
1839 seinen ersten Militärdienst in Thun und faßte
ein solches Interesse für die Militärwissenschaften,
daß er ihnen seine ganze freie Zeit widmete und
1846 als Volontär bei der württemb. Artillerie
diente. 1847 nahm er als Milizofsizier am Sonder-
bundsfeldzuge teil. 1860 vom Bundesrat zum Chef
der eidgenössischen Artillerie ernannt, beschäftigte
sich H. vorzüglich mit der Umwandlung der glat-
ten Geschütze in gezogene sowie mit der Neubewaff-
nung der Infanterie. Beim Ausbruch des Deutsch-
Französischen Krieges von 1870 wurde H. von der
Bundesversammlung zum Oberbefehlshaber der
37 000 Mann starken, zum Schutze der schweiz.
Grenze aufgestellten Armee erwählt. Als im August
die Entlassung des größten Teils der Armee ver-
fügt ward, hatte H. den Mut, über die von ihm im
Milizheere gefundenen übelstände einen wahrheits-
getreuen Bericht einzuliefern, in dem er die Kriegs-
tüchtigkeit des eidgenössischen Heers als eine Illusion
hinstellte und zugleich seine Entlassung forderte.
Er ließ sich jedoch bewegen, 20. Jan. 1871 das
Kommando wieder zu übernehmen und mit 20000
Mann die Westarenze zu besetzen, als die franz.
Ostarmee unter Vourbaki den Entsatz von Belfort
anstrebte. Am 1. Febr. schloß H. in Verrieres mit
dem franz. General Clinchant eine Konvention, in-
folge deren die 84000 Mann starke sranz. Armee
unter Niederlegung der Waffen auf schweiz. Gebiet
übertrat und in den verschiedenen Kantonen inter-
niert wurde. H. trat hierauf wieder in seine frühere
Stellung als Chef der Artillerie zurück, in der er
auch heute noch thätig ist. Die durchgreifende Um-
gestaltung, welche die schweiz. Heereszustände seit
1874 erfahren haben, läßt sich größtenteils auf H.s
Erfahrungen während der Grenzbesetzungen von
1870 und 1871 zurückführen.
Herzog, Johann Jakob, reform. Theolog, geb.
12. Sept. 1805 in Basel, studierte dort und in Berlin,
wurde 1830 Privatdocent zu Basel, 1835 Professor
zu Lausanne, 1847 Professor der Kirchengeschichte